Der Himmel war von schweren, dunklen Wolken verhangen, die sich drohend über der Stadt zusammenballten. Der Wind peitschte durch die engen Gassen, ließ lose Blätter und Papierfetzen in wilden Wirbeln tanzen und trug ein unheilvolles Dröhnen mit sich, das die finstere Stille durchbrach. Die Luft war erfüllt von einer elektrisierenden Spannung, als ob die ganze Welt den Atem anhielt.
Mit einem lauten, donnernden Krachen spaltete ein Blitz den Himmel, tauchte die Szene für einen Augenblick in ein grelles, unnatürliches Licht und enthüllte die finsteren Schatten, die sich in den Ecken und Winkeln verbargen. Der darauf folgende Donnerschlag rollte wie ein unheilverkündender Trommelwirbel durch die Straßen, ließ die Fensterscheiben der alten Häuser zittern und vibrierte tief in den Knochen.
Inmitten dieses wütend tobenden Sturms kämpfte sich eine einsame Gestalt vorwärts. Ihr dunkles Gewand flatterte wild im Wind, und das tiefe Dunkel, das sich über sie gelegt hatte, verbarg ihre Gesichtszüge. Jeder Schritt schien sie immense Kraft zu kosten, doch sie bewegte sich unbeirrt weiter, angetrieben von einer unaufhaltsamen Entschlossenheit.
Die Straßen waren menschenleer, die Fensterläden der gebrechlichen Häuser geschlossen, als hätten die Bewohner der Stadt längst die bevorstehende Gefahr gespürt und sich in ihre Häuser zurückgezogen, in der Hoffnung, dem Unheil des Schattens zu entkommen. Nur das Rauschen des Regens, der inzwischen in dichten, kalten Strömen vom Himmel fiel, und das Heulen des Windes begleiteten die einsame Gestalt auf ihrem Weg.
Dies war nicht das Mädchen, dass einst gefangen war, dessen Hoffnung und Freiheit erstickt worden waren wie der Docht einer Kerze. Die Frau, die nun durch die sturmgepeitschten Straßen schritt, war verändert. Man sah ihr nicht an, dass jeder Schritt von Schmerzen begleitet war. Den Schlüssel zu ihrer Freiheit trug sie fest umklammert in der Hand, ihre Augen waren voller Entschlossenheit und brannten mit einer neu entfachten Glut.
Der Sturm explodierte um sie herum, doch sie ging unbeirrt und mit festem Schritt weiter, hinaus in eine ungewisse Zukunft. Hinter ihr lag das brennende Haus, in dem die letzte Unschuld ihrer Kindheit zu Grabe getragen worden war. Vor ihr lag die Ungewissheit. Aber eins wusste sie mit jedem Funken ihres Wesens. Die Freiheit, die sie sich heute erkämpft hatte, würde sie nie wieder aufgeben.
Nun war es an der Zeit, ihre Geschichte selbst zu schreiben. Und so lebte sie (hoffentlich) glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Und wenn das Glück sie nicht finden sollte, so würde der Wahnsinn dies mit Sicherheit.
DU LIEST GERADE
Es war Einmal - Zwischen den Zeilen Gefangen
Mystery / Thriller(Das ist kein (reines) Märchen! Wie ihr ab Part 2 sehen werdet <3 ) Es war einmal eine bildhübsche junge Frau mit langen, prächtigen Haaren, die wie gesponnenes Gold über ihre zierlichen Schultern fielen. Schon als kleines Mädchen drehten sich die K...