Gegenwart

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Hier sind ein paar Minor-Spoiler enthalten, die aber nichts Wesentliches aus "The Pretty Prostitute" verraten.

Ein eher was-verratender Spoiler kommt hier relativ am Anfang. Hab Sternchen gesetzt, wann er beginnt und wann er endet. Kann sehr gerne geskippt werden, ohne dass man inhaltlich was verpasst.



„Sie haben ein psychologisches Gutachten bei mir durchgeführt, weil ich mich angeblich auffällig verhalten habe."

Josias stand am oberen Treppenabsatz zu meinem Wohnzimmer und ließ die Augen über die Unordnung schweifen, die ich hinterlassen hatte. „Margot hat mich angerufen. Sie meinte, die Situation ginge über ihr Gehalt als Haushälterin hinaus." Er atmete langsam aus. „Und ich muss ihr zustimmen."

Ich zuckte mit den Schultern. „Vielleicht wird's dann mal Zeit für 'ne neue Haushälterin."

„Sie ist nicht das Problem." Er kam auf mich zu, wich dabei kleineren und größeren Glasscherben auf den Fliesen aus. „Was hat dich so wütend gemacht?"

„Ich bin nicht wütend", sagte ich und es war nicht einmal gelogen. Nachdem ich mich ordentlich an meiner Einrichtung abreagiert hatte, war ich wirklich nicht mehr wütend. Jetzt war nur noch meine Laune etwas angeschlagen.

„Und was war sonst der Grund hierfür?" Er vollführte eine ausschweifende Handbewegung über den Raum hinweg.

„Das Gutachten ist nicht sehr positiv für mich ausgefallen."

„Ich war etwas agitiert." Ich klopfte neben mich auf das Sofa. „Komm, setz dich. Leiste mir Gesellschaft."

Und er setzte sich, wenn auch argwöhnisch. „Rede", verlangte er, aber ich schwieg und schwang stattdessen meine Beine hoch aufs Polster, damit ich meinen Kopf auf seinen Schoß betten konnte. Wie früher, als wir noch Kinder gewesen waren.

„Die Entlassung ist ausgesetzt. Ich komme in Sicherungsverwahrung. Dauerhaft."

„Judah." Josias sah von oben auf mich herab. „Sprich mit mir."

„Ich spreche doch mit dir", meinte ich und schloss die Augen. „Wie läuft's mit dem Lokal?"

„Lenk nicht vom Thema ab."

„Tue ich nicht. Ich führe Transaktionen durch – ich erhalte eine Antwort auf meine Frage und im Gegenzug verrate ich dir, warum ich meine Möbelstücke ... umorganisiert habe."

Seufzen. Fünf Finger tippten nacheinander ungeduldig auf meinem linken Schulterblatt herum. „Ein paar gute Stammkunden sind nach Silas' Kündigung abgesprungen – wir sind momentan auf der Suche nach einem passenden Ersatz für ihn."


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Ich kicherte. „Klingt frustrierend."

„Es ist frustrierend." Das Tippen stoppte. „Yves nimmt vorläufig seine Rolle ein, aber das ist keine zufriedenstellende Lösung."

„Du lässt ihn wieder die Gäste vögeln?" Ich linste zu ihm hinauf. „Ziemlich mutig von dir, nach allem, was das kleine Biest sich so geleistet hat."

Er schnaubte. „Ich spreche von der Bühnenshow."

„Weise Entscheidung." Ich grinste ihn an. „Sitzt du dann während seiner Shows im Publikum und geiferst ihm nach?"

„Das habe ich nicht nötig." Er schubste meinen Schädel von seinen Oberschenkeln zurück aufs Sofa. „Es tut mir daher leid, dich in deinen Vorstellungen enttäuschen zu müssen, aber mein Hormonhaushalt ist gegenwärtig sehr ausbalanciert."

Fucking VanillaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt