Hey, ihr Lieben!
Den Anfang dieser Oneshotsammlung macht eine kurze Story mit Johannes. Thematisch ordnet sich dieser OS in das Juri & Tess Universum ein. Alle OS, die das betrifft, kennzeichne ich mit einem *, so könnt ihr sie ganz einfach zuordnen.
Schreibt mir gern eure Meinung und weitere Wünsche (Pairing, Situation, ein bestimmter Satz?) in die Kommentare!
Viel Freude beim Lesen und bis bald!
Melinah
-----Johannes lief über den Flur im Mannschaftshotel der deutschen Handballnationalmannschaft. Die mentale Einheit mit ihrer Teampsychologin Theresa war seit einer halben Stunde vorbei und er kam von einem Gespräch mit Bundestrainer Alfred Gislason. Die beiden tauschten sich regelmäßig bei einem Kaffee aus. Alfred schätzte Johannes in seiner Funktion als Teamkapitän sehr und diese Treffen waren ihnen beiden wichtig. Ein letztes Spiel stand für die Mannschaft noch an. Gegen Schweden ging es nicht nur um Platz 3 bei dieser Europameisterschaft im eigenen Land, sondern auch um die Qualifikation für die Olympischen Spiele in diesem Jahr. Als Johannes einen Blick in den Konferenzraum warf, sah er Tess dort noch sitzen. Er klopfte an die Tür. „Hey, du bist ja noch hier." Sie nickte nur und er runzelte die Stirn. Irgendwas stimmte nicht. Tess kämpfte seit Beginn dieser EM mit ihren Gefühlen für Juri Knorr. Sie hatten sich schon einige Wochen vorher kennengelernt und waren sich nähergekommen. Doch sobald Tess erfahren hatte, dass er hier einer ihrer Klienten sein würde, blockte sie alles ab, was die beiden betraf. Als Psychologin durfte sie keine Beziehung zu einem Klienten führen. Damit hatten sie beide zu kämpfen und kamen immer wieder an die Grenze des Erträglichen. „Kann ich dir noch beim Aufräumen helfen?", fragte Johannes. „Nein, ich bin fertig. Aber danke." „Ist alles okay?" „Ja, keine Sorge. Ich hatte nur gerade einen schwachen Moment." „Juri?", fragte er nur, doch Tess schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich, auch wenn er sicher dabei auch irgendwie eine Rolle spielt." „Willst du mir erzählen, was los ist?" Tess zuckte mit den Schultern. „Ist schon okay, Johannes. Du musst mich nicht fragen, mir geht es gut." Er seufzte. „Weißt du was, Tess?" Sie sah ihn erwartungsvoll an. „Du darfst ruhig auch zugeben, wenn dich etwas beschäftigt. Und wenn ich dich danach frage, dann meine ich das auch ernst. Hätte ich keine Zeit oder keinen Kopf dafür, dann würde ich es nicht tun. Ich akzeptiere natürlich, wenn du nicht mit mir darüber sprechen willst, aber ich biete es dir an." Sie lächelte ihn an. „Danke, das ist lieb von dir. Du bist wirklich ein feinfühliger Mensch, das hab ich noch nicht so oft erlebt." „Naja, ich beobachte viel und höre zu, deswegen merke ich auch, wenn es jemandem nicht gut geht." „Das sind gute Eigenschaften und genau die machen dich zu einem so guten Teamkapitän", sagte sie. „Also, was ist? Kaffee, Kuchen und du erzählst mir, was dich beschäftigt?" „Kommst du nicht gerade vom Kaffee mit Alfred?", grinste sie. „Dann trinke ich eben einen Tee." „Okay", stimmte Tess zu und zehn Minuten später saßen sie in einer Ecke der Lounge zusammen. Hier waren sie absolut ungestört, da man diese Ecke schlecht einsehen konnte. Johannes hatte sich tatsächlich für einen Tee entschieden, Tess für Kaffee. „Also, was ist los? Wenn es nicht um Juri geht, ist es etwas, was wahrscheinlich nicht viele wissen." Tess nickte. „Ich musste vorhin an meine Eltern denken und daran, wie gern ich ihnen von euch allen erzählen würde. Ich erlebe hier so viele wertvolle Momente, es macht mich traurig, sie nicht mit ihnen teilen zu können." „Habt ihr keinen Kontakt?", fragte er vorsichtig. „Meine Eltern leben nicht mehr", antwortete Tess und sah ihn an. „Oh! Das wusste ich nicht. Es tut mir leid, Tess." „Du konntest es auch nicht wissen, woher auch? Hier wissen nur Alfred und Juri davon und das ist auch okay so." „Darf ich dich fragen, was passiert ist?" Tess nickte. „Ja. Ich bin mit meiner Geschichte im reinen, ihr Tod ist zehn Jahre her." „Oh wow..." „Mein Vater war ein leidenschaftlicher Segler, meine Mutter hat es ihm zuliebe immer mitgemacht. Er hat mir früh alles darüber beigebracht. Ich hab die Segeltouren geliebt. Es waren oft die einzigen Momente, die wir nur zu dritt hatten. Ich habe keine Geschwister und keine Großeltern mehr, meine Eltern und ich waren immer wie eine kleine verschworene Einheit." Sie lächelte bei dem Gedanken daran. „Sie haben viel gearbeitet, deswegen war die Zeit auf dem Wasser so unglaublich wertvoll für uns. Vor zehn Jahren sind wir in ein schweres Unwetter geraten. Das Boot ist gekentert. Meine Mutter wurde von einem Mast am Kopf getroffen, ich glaube, sie war sofort tot. Papa hat versucht, sie irgendwie zu retten, aber auf einem sinkenden Boot ist das fast unmöglich. Wir wurden durch die Wellen immer wieder unter Wasser gedrückt und er hat so viel Wasser geschluckt und in die Lungen bekommen, dass er ertrunken ist. Ich hab mich stundenlang an einem Mast festgeklammert, bis wir gefunden wurden. Diesen Anblick werde ich niemals vergessen. Jahrelang hatte ich irgendwie das Gefühl, ich hätte mehr tun müssen, um sie irgendwie zu retten, aber heute weiß ich, dass das unmöglich war. Ich war fünfzehn." Johannes sah den Schmerz in ihrem Gesicht, ihre Geschichte ließ ihm die Tränen in die Augen steigen. „Ich war mehrere Jahre lang selbst in psychologischer Behandlung und das war das Beste, was mir passieren konnte. Deswegen bin ich heute hier und das ist einer der Gründe, warum ich diesen Job mache." „Ich kann mir kaum vorstellen, wie sehr du damals gelitten hast, Tess. Das alles zu hören..." „Danke, dass du zugehört hast." „Jederzeit." Sie lächelte ihn sanft an und strich ihm über den Arm. „Manchmal muss ich an sie denken und wie gern ich ihnen von so vielen Dingen in meinem Leben erzählen würde. Von diesem Job, von euch und natürlich auch von Juri. Auch, wenn das mit uns wohl keine Zukunft hat. Meine Mutter hätte sicher gewusst, was zu tun ist."
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Schlaflose Nächte - Oneshotsammlung
FanfictionDies ist eine kleine, feine Oneshotsammlung, die sich im Handballuniversum abspielt. Was wird hier zu lesen sein? 1) Alles, was mir einfällt und aufgeschrieben werden muss, aber nicht in eine längere Geschichte passt. 2) Eure Wünsche! - Kommentiert...