Achse Knorr-Kohlbacher - Für dich da (Juri Knorr, Jannik Kohlbacher) *

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Hey, ihr Lieben!
Dieser Oneshot ordnet sich thematisch in Kapitel M von "Wir zwei zusammen" rund um Juri & Tess ein. Für alle, die es interessiert, was Juri und Jannik miteinander geredet haben - diese Frage wird hier beantwortet. Ich wünsche euch ganz viel Freude damit und bin gespannt auf eure Rückmeldungen.
Liebe Grüße
Melinah
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Jannik setzte sich mit einer Kaffeetasse in der Hand auf das Sofa in Tess' Wohnung. Sie hatte leise die Tür hinter sich zugezogen und in der Wohnung war es still. Die Rhein-Neckar-Löwen hatten gestern deutlich gegen die Füchse Berlin verloren und danach war es Juri gar nicht gut gegangen. Er hatte einen Nervenzusammenbruch gehabt und nur Tess war es schließlich gelungen, ihn zu beruhigen. Jetzt schlief er noch und Jannik hatte gleich nach dem Aufstehen bei Tess nachgefragt, wie es ihm ging. Sie wollte mit ihm wegfahren, damit er ein paar Tage Abstand vom Handball gewinnen konnte. Doch sie musste in Juris Wohnung ein paar Sachen holen und wollte ihn nicht allein lassen. Also hatte Jannik angeboten, vorbeizukommen, da er sowieso schon fast auf dem Weg nach Kronau in die Trainingshalle gewesen war. Jetzt saß er hier und wartete, bis sie wiederkam. Sollte Juri aufwachen, konnte er ihm zumindest kurz erklären, was los war. Es blieb eine ganze Weile still und Jannik trat auf den kleinen Balkon. Irgendwann hörte er die Schlafzimmertür. Er ging zurück in das Wohnzimmer und sah noch, wie Juri im Bad verschwand. Nach ein paar Minuten kam er wieder und stand Jannik verwirrt gegenüber. „Jannik? Was machst du denn hier?" „Morgen, Juri. Ich warte, bis Tess wieder da ist." „Wo ist sie?" „In deiner Wohnung, ein paar Sachen holen." Juri runzelte die Stirn. Er sah müde und erschöpft aus. „Wie hast du geschlafen?", fragte Jannik und setzte sich auf die Couch. „Wie ein Stein. Ich hab mich hingelegt und war sofort weg." „Dir ging es wirklich nicht gut gestern." „Ich kann mich nicht an alles erinnern, ehrlich gesagt." Jannik seufzte und stellte seine Tasse ab. „Es war ein bisschen erschreckend, muss ich sagen. Du warst kreidebleich und hast am ganzen Körper gezittert. Ich dachte wirklich, du wirst ohnmächtig. Sowas habe ich noch nie gesehen." Juri senkte den Kopf und sagte nichts dazu. „Kann ich dich was fragen?" Jannik suchte seinen Blick und er nickte. „Warum hast du nie was gesagt? Wenn es dir so schlecht geht, dass du nach einem Spiel zusammenbrichst, dann ist das doch nicht erst seit gestern so. Das heißt, es geht dir schon länger nicht gut. Warum hast du nie darüber gesprochen?" „Ich kann nicht", zuckte Juri mit den Schultern. „Warum? Bitte versteh mich nicht falsch, ich will dich nicht kritisieren oder dir Vorwürfe machen. Es interessiert mich nur, warum du das Gefühl hast, nicht darüber sprechen zu können. Nicht mal mit David oder Philipp. Woran liegt das?" „Keine Ahnung." Juris Gesicht verschloss sich und Jannik merkte, wie er in eine Schutzhaltung ging. „Hey... Ich hab das Gefühl, du willst gerade deine Gefühle vor mir verbergen. Das musst du nicht, Juri. Wir sind hier unter uns und ich würde niemals irgendjemandem von dieser Situation erzählen." Juri sah ihn an und sein Blick war unruhig. „Es ist nicht so leicht, Jannik. Ich bin niemand, der seine Gefühle so breit trägt." „Das musst du ja auch nicht und du musst auch nicht mit mir darüber reden, aber alles mit dir selbst ausmachen, ist nicht gesund." „Ich weiß, aber ich kann nichts dagegen machen, so war ich schon immer. Seit meiner Kindheit denke ich über alles zu viel nach, überlege mir jeden Schritt doppelt und dreifach. Und ich weiß auch, dass mir das manchmal auf die Füße fällt. Aber ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll. Ich will einfach niemanden damit belasten." „Das ist der Punkt, Juri!" Jannik beugte sich ein Stück vor. „Für die Menschen, die dich lieben, ist das keine Belastung, wenn du mit ihnen darüber sprichst, wie es dir geht. Im Gegenteil, sie wollen dir helfen und damit das geht, müssen sie auch wissen, wie." „Ich weiß es ja selber nicht! Gerade in der letzten Zeit fühle ich mich so gefangen in diesem Sport. Dieser ständige Druck, alles richtig machen zu müssen, immer die richtige Entscheidung treffen, immer das richtige sagen, bloß keinen Fehler machen. Bei den Löwen läuft es nicht gut, in der Nationalmannschaft wird erwartet, dass wir demnächst einen Titel holen. Ständig wird geredet und geschrieben, jede zweite Aussage wird für irgendwas verwendet, was ich gar nicht so gemeint habe."

„Ich verstehe, was du meinst. Dir sollte einfach öfter gesagt werden, dass du nicht allein für all das verantwortlich bist, Juri. Um dich herum sind so viele Menschen, die sich um dich sorgen und für dich da sind. Lass zu, dass sie dir helfen. Das geht damit los, dass du darüber sprichst, was dich belastet. Manchmal reicht es schon, wenn dir jemand zuhört. Sieh mal, einige von uns sind in einer ähnlichen Situation. Natürlich kann man es nicht vergleichen, um kaum jemanden gibt es einen solchen Hype, wie um dich. Aber wir können es ein Stück weit nachvollziehen. Du bist nicht allein, das darfst du niemals vergessen." Juri stiegen Tränen in die Augen, er fühlte sich erschöpft und leer. Er nickte leicht. „Du bist noch jung, du hast noch so viel vor dir und es wäre unglaublich schade, wenn du keinen Spaß mehr am Handball hättest. Aber ich sage dir noch etwas. Wenn du das alles nicht mehr willst, es dich nur noch belastet und keinen Spaß mehr macht, dann lass es bleiben." „Wenn das so einfach wäre." „Das ist es. Ich weiß, es kommt dir so vor, als wäre dieser Sport deine Pflicht, aber es gibt so viele Möglichkeiten, was du machen könntest. Dein Studium beenden, wieder Fußball spielen oder etwas ganz anderes. Im Moment scheinst du das Gefühl zu haben, das alles machen zu MÜSSEN, aber so ist es nicht. Wichtig ist nur, dass es dir gut geht und dein Job dir Spaß macht." Juri seufzte und schüttelte den Kopf. Jannik legte ihm eine Hand auf den Arm. „Ich weiß, dass es schwerfällt, das zu hören und der Gedanke, alle Erwartungen erfüllen zu müssen, ist so sehr in deinem Kopf verankert, dass du dir kaum vorstellen kannst, etwas anderes zu machen. Aber vergiss nicht, dass deine Gesundheit, körperlich und vor allem mental, eine ganz wichtige Rolle spielt." „Das sagt Tess auch immer." „Und sie hat Recht. Sie ist nicht nur eine ganz fantastische Psychologin, sie ist in erster Linie deine Freundin und ich bin mir sicher, sie würde alles dafür tun, dass es dir besser geht." Juri nickte. „Ohne sie wüsste ich im Moment gar nicht mehr weiter. Sie weiß immer, was zu tun ist, sie hört immer zu, selbst wenn es ihr nicht so gut geht. Ich bin ihr wirklich zutiefst dankbar." Jannik lächelte, als Juri das sagte, wurde dann aber wieder ernst. „Es ist hart, dich so zu sehen, Juri. Ich hab dich anders kennengelernt und in den letzten Monaten zu erleben, was das alles mit dir gemacht hat... Das beschäftigt mich. Ich frage mich, was ich hätte für dich tun können und was ich jetzt für dich tun kann." „Du kannst nicht wirklich etwas machen, Jannik", sagte Juri. „Ich kann es versuchen. Ich weiß, ich bin nicht die erste Vertrauensperson deiner Wahl, aber ich verspreche dir, ich bin für dich da. Wenn du reden willst, dann sag Bescheid oder wenn du einfach jemanden brauchst, der dir zuhört." „Danke. Es bedeutet mir viel, dass du das sagst." „Ich hoffe so sehr, dass es dir bald wieder besser geht. Du hast das alles nicht verdient. Du bist so talentiert, aber die letzte Zeit hat dich gehemmt. Ich wünsche dir wirklich, dass dieser ganze Stress und die Belastung, die du fühlst, wieder weggehen." Juri sah Jannik an, dass er jedes seiner Worte ernst meinte und dass es ihm scheinbar wirklich nahe ging. Jannik lächelte ihn an. „Ich glaube, Tess ist ein großes Glück für dich. Was auch immer sie vorhat, nutze die Zeit mit ihr." „Das werde ich. Ich habe mittlerweile gelernt, dass es sinnvoll ist, auf sie zu hören." „Ja allerdings", lachte Jannik. Er nahm Juri kurz in den Arm. „Es wird alles gut, Kleiner. Daran musst du glauben. Wir sind für dich da." Juri nickte und atmete tief durch.


Schlaflose Nächte - OneshotsammlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt