Hallo, meine Lieben :)
Mit diesem Oneshot erfülle ich den Wunsch der lieben Ella :) Er ist recht persönlich geworden... Das Lied dazu ist Regen von Fynn Kliemann. Als ich diesen OS geschrieben habe, lief das Lied in Dauerschleife. Ich wünsche euch ganz viel Freude damit und freue mich auf eure Kommentare.
LG Melinah
-----Christoph stieg aus seinem Auto und spannte den Regenschirm auf. Es regnete dicke nasse Tropfen. Dennoch musste der Hund raus und heute hatte Anne keine Lust gehabt, mitzugehen. Er fand es nicht schlimm und war mit dem gemeinsamen Labrador Hugo allein losgegangen. Der Hund liebte den Wald und deswegen war er das Stück bis dorthin gefahren. Schnell hatte er ein Stöckchen gefunden und trug es stolz mit sich herum. Sie waren diese Runde schon oft gegangen und es gab auf der Strecke eine Wiese, auf der Hunde frei laufen durften. Dort angekommen warf er wieder und wieder das Stöckchen und Hugo wurde nicht müde, es ebenso oft zu holen. Durch seinen Job als Handballer war er das Werfen gewohnt und er fand es süß, wenn der Hund mit wehenden Ohren und schwanzwedelnd zurückgelaufen kam. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass Maciej auch gleich kommen sollte. Sie hatten sich schon öfter mit den Hunden zum Spaziergang verabredet, mal mit und mal ohne ihre Frauen. Ein paar Minuten später rannte Hugo fröhlich bellend auf Maciejs Hund Olf zu. „Dass du kommst, weiß ich immer schon, bevor ich dich sehe", grinste Christoph und begrüßte seinen Teamkollegen. „Was ist das heute für ein scheiß Wetter? Da will Juliana natürlich nicht mit." „Anne auch nicht. Na, was solls? Dann eben nur wir, wir sehen uns ja nicht oft genug." Die beiden Männer unterhielten sich ausführlich über das anstehende Spiel gegen Potsdam. Der Saisonbeginn war alles andere als optimal gelaufen und es hatte bereits einen Trainerwechsel gegeben. Doch die Mannschaft blieb positiv. Sie würden wieder gewinnen, da waren sie sich sicher. Nach einer halben Stunde verabschiedete Maciej sich und Christoph warf noch ein paar Mal das Stöckchen. Es regnete nach wie vor und er hatte das Gefühl, dass sein Schirm nicht mehr lange etwas bringen würde. Plötzlich lief Hugo auf eine Bank zu, auf der jemand saß. „Hugo!", rief Christoph. „Hugo, hier!" Der schwarze Labrador sah zu ihm, blieb aber stehen. „Wirst du wohl herkommen?" Er ging auf den Hund zu, der ganz langsam in seine Richtung trottete, dann aber wieder umdrehte und zurück zur Bank lief. Dort saß eine junge Frau. Sie trug nur eine dünne Jacke, eine Laufhose und Turnschuhe. „Entschuldige bitte! Eigentlich hört er sehr gut. Ich hätte besser aufpassen sollen. Hat er dich gestört?" Er lächelte die Frau freundlich und entschuldigend an. „Alles gut, er hat Abstand gehalten. Darf ich ihn streicheln?" „Ähm... Ja. Das ist Hugo und ich bin Christoph." „Ich bin Leonora." „Hi." Hugo genoss die Streicheleinheiten sehr und drehte sich sogar auf den Rücken, um sich den Bauch kraulen zu lassen. „Wow! Das macht er sonst nur bei meiner Frau oder mir, aber nie bei Fremden", meinte Christoph und deutete auf die Bank. „Darf ich?" Leonora nickte und er setzte sich mit etwas Abstand neben sie. „Danke, dass ich ihn streicheln darf. Das hab ich gebraucht." „Gerne. Geht's dir gut? Du wirkst ein wenig verloren." Sie seufzte.
„Das bin ich wahrscheinlich auch." „Hast du dich verlaufen, oder so?" „Nein, keine Sorge. Das ist nur in meinem Kopf." Christoph lehnte sich zurück. „Willst du darüber reden? Ich weiß, wir kennen uns nicht, aber ich habe von einer sehr weisen Person gelernt, dass es gut ist, immer darüber zu sprechen, was einen beschäftigt. Und manchmal ist es vielleicht gar nicht so verkehrt, wenn man denjenigen nicht kennt. Dann hat man es zumindest ausgesprochen, das macht es leichter." „Von wem hast du das gelernt?", fragte sie neugierig, denn der Gedanke gefiel ihr. „Von unserer Teampsychologin." Fragend sah Leonora ihn an. „Ich bin Handballer und unser Team wird von einer ganz fantastischen Psychologin betreut. Niemand gibt so gute Ratschläge, wie Tess." „Hmm... So jemanden könnte ich auch gebrauchen." „Wie gesagt, wenn du darüber reden willst, dann höre ich zu. Wir sehen uns wahrscheinlich nie wieder, also kann dir dabei nichts passieren", sagte er. „Du scheinst nett zu sein, Christoph." „Danke", lächelte er und sah seinem Hund nach, der ein paar Meter neben ihnen am Boden schnüffelte. Wieder seufzte sie und fing an, zu erzählen. Von den vielen Aufgaben, die demnächst in ihrem Leben anstanden, von ihrem Studium, dem Sport, ihrem Freund und ihrem Nebenjob. Sie hatte das Gefühl, dass in ihrem Leben ein einziges Chaos herrschte, welches sie nicht in den Griff bekam. So viel prasselte auf sie ein, so viele Gedanken spielten in ihrem Kopf verrückt, dass sie sie nicht sortieren konnte. „Ich fühle mich so klein im Moment, so als ob man mich nicht sehen würde und das ist..." „Das ist schwer, ich weiß. Aber du kannst so viel bewirken, auch wenn du klein bist. Manchmal sind es doch gerade die kleinen Dinge, die den Unterschied machen. Und sich bewusst für etwas zu entscheiden, ist ein großer Schritt. Dein Studium zum Beispiel... Es ist ganz normal, dass du zweifelst, ich bin davon überzeugt, dass es jedem schon einmal so ging. Manchmal denkt man ans Aufgeben und hat das Gefühl, alles ist schwer und nichts geht vorwärts. Aber so ist es nicht", sagte Christoph. „Der Weg kommt mir noch so unglaublich lang vor." „Aber sieh doch, wie weit du schon gekommen bist. Es sind noch zwei Semester, wenn ich mir das richtig gemerkt habe. Zieh es durch, Leonora. Danach kannst du immer noch etwas anderes machen, aber zumindest hast du so etwas in der Hand." „Das klingt ziemlich rational." „Das ist es auch. Klar sollten auch deine Gefühle dabei eine Rolle spielen und wenn es dir nicht mehr gut tut, dann lass es. Aber aus den paar Minuten, die wir uns jetzt unterhalten, schließe ich, dass du eigentlich gar nicht aufhören willst. Es ist ein Gedanke, der von Zeit zu Zeit kommt und wieder vergeht. Ich bin mir ganz sicher, dass du das schaffst." Sie nickte abwesend und sah zu Hugo hinüber, der unbeschwert ein kleines Loch buddelte. „Hattest du schon einmal das Gefühl, dass um dich herum alle anderen besser sind? Dass, egal wie sehr du dich anstrengst, immer jemand die Nase noch ein Stück weiter vorn hat?" Er nickte. „Das Gefühl habe ich in meinem Job ganz oft. Aber es ist Zeitverschwendung, sich mit den anderen zu vergleichen. Wichtig bist nur du und das, was du willst. Am Ende zählt, dass du dein Bestes gegeben hast, dann ist es ganz egal, wie die anderen abschneiden. Du musst zufrieden sein." Sie nickte. „Ja, das hat mir schonmal jemand gesagt. Aber das fällt mir schwer. Ich bin anders aufgewachsen. Ich wollte meinem Umfeld immer gefallen, weil ich Angst hatte, dass sie sonst nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Mittlerweile weiß ich, dass das Quatsch ist. Aber manchmal klappt das nicht. Dann rutsche ich wieder in alte Muster und versuche, es allen um mich herum recht zu machen. Dabei vergesse ich mich oft selbst und das ist nicht gut", erklärte sie. „Und da du das weißt, kannst du daran arbeiten. Es ist keine Schande, um Hilfe zu bitten. Rede darüber, was dich beschäftigt. Mit deinem Freund oder deinen Mädels. Glaub mir, wenn ich dir sage, dass das immer hilft." „Ich danke dir für deinen Rat, Christoph." „Gern. Ich drücke dir die Daumen, dass du all das schaffst, was du gern erreichen willst. Egal in welchem Bereich."
Leonora sah auf ihre Uhr. „Ich sollte langsam nach Hause gehen, sonst schickt mein Freund einen Suchtrupp los." „Ja, ich denke, Hugo hat jetzt auch genug vom Regen." Das Wetter war noch schlechter geworden und der Himmel verdunkelte sich zunehmend. „Hast du es weit? Soll ich dich noch begleiten?", fragte Christoph mit einem Blick auf ihre dünne und völlig durchnässte Jacke. „Nein, danke. Es wird mir gut tun, noch ein Stück zu gehen. Ich liebe den Geruch von Regen und das Gefühl auf meiner Haut", lächelte Leonora. „Okay, dann nimm aber bitte wenigstens den Schirm. Ich brauche ihn nicht, aber du wirst dich erkälten, wenn du noch nasser wirst." Dankbar lächelnd nahm sie den schwarzen Schirm entgegen. „Bevor ich gehe, bei welchem Verein spielst du, Christoph?" „Beim HC Erlangen und in der Nationalmannschaft." „Wow, wie cool!" Er lächelte und setzte seine Kapuze auf, rief Hugo zu sich und leinte ihn an. „Dann werde ich dir deinen Schirm irgendwann mal vorbeibringen." „Das würde mich freuen. Ich wünsche dir von Herzen alles Gute, Leonora." „Ich danke dir. Fürs Zuhören. Und ich wünsche dir auch alles Gute. Wenn ich dir deinen eigenen Rat mit auf den Weg geben darf... Geh immer weiter, wenn die dunklen Wolken kommen. Dahinter wartet womöglich ein Regenbogen." Sie lächelte noch einmal und lief dann los. Christoph sah ihr noch kurz nach und streichelte Hugo gedankenverloren hinter dem Ohr. Mit ihrem letzten Satz hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Leonora drehte sich nicht noch einmal um und verschwand kurz darauf hinter der nächsten Biegung des Weges. Lächelnd ging Christoph zurück zu seinem Auto und fuhr nach Hause. Er spürte, wie es um sein Herz ein wenig leichter wurde. Heute hatte er viele Ratschläge verteilt, doch der eine, den er erhalten hatte, wog alle anderen auf. Hinter den Wolken wartet der Regenbogen.
Für E.
Musik: Regen – Fynn Kliemann
Inspiriert von: Charlie Mackesy – Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd
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Schlaflose Nächte - Oneshotsammlung
FanfictionDies ist eine kleine, feine Oneshotsammlung, die sich im Handballuniversum abspielt. Was wird hier zu lesen sein? 1) Alles, was mir einfällt und aufgeschrieben werden muss, aber nicht in eine längere Geschichte passt. 2) Eure Wünsche! - Kommentiert...