Auf der Suche nach der Halle (Niklas Landin)

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Hi, meine Lieben :)
Der Johannes-OS im Juri/Tess Universum scheint ganz gut angekommen zu sein. ;)
Heute gibt es eine unabhängige Geschichte, mit der ich wieder einen Wunsch erfüllt habe.
Was passiert eigentlich, wenn die Dänen ihren Kapitän vergessen? Ein kurzer OS für zwischendurch. ;)
Viel Spaß und bis bald!
Melinah
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Niklas sah auf sein Handy und runzelte die Stirn. In der teaminternen WhatsApp Gruppe der dänischen Handballnationalmannschaft stand keine Uhrzeit zur Abfahrt in die Halle. Irgendwann war mal von 14 Uhr die Rede gewesen, doch Niklas war sich nicht mehr sicher. Der Torhüter sah sich in der Lobby um. Weit und breit war kein Däne zu sehen und es war kurz vor 14 Uhr. Die Rezeptionistin beobachtete schon seit Minuten, wie er immer wieder suchend in alle Richtungen schaute. Auf seine Nachricht in der Gruppe bekam er keine Antwort. „Das kann doch nicht sein", murmelte er. Die Mitarbeiterin des Hotels fasste sich schließlich ein Herz und kam auf ihn zu. „Wen suchen Sie denn?", fragte sie freundlich. „Meine Mannschaft. Wir müssen uns eigentlich auf den Weg in die Halle machen", antwortete er. „Die dänische Mannschaft ist vor einer Stunde abgefahren." Schockiert sah er sie an. „Was?!" „Tut mir sehr leid. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?" „Nein, nein. Danke für die Info." Niklas schulterte seine Tasche und lief los. Er verließ das Hotel und bog links ab. Leise vor sich hin schimpfend versuchte er, irgendjemanden aus seiner Mannschaft zu erreichen. Doch es war wie verhext, nicht mal die Teambetreuer gingen an ihre Telefone. So verging eine Viertelstunde, bis er plötzlich stehen blieb. In welche Richtung musste er eigentlich? Waren sie mit dem Bus auch hier langgefahren? Er drehte sich hin und her und verzweifelte. Nach wie vor ging niemand an sein Handy und sein Rucksack wurde langsam unbequem. Niklas beschloss, in die andere Richtung zu laufen und versuchte, an irgendeinem Straßenschild einen Hinweis auf die Halle zu finden. Doch nichts. „Das gibt es doch nicht!", schimpfte er. Schließlich tippte er die Halle bei Google Maps ein, doch nach nur fünf Minuten war sein Akku leer und das Handy ging aus. Frustriert steckte er es ein und hätte es am liebsten weit von sich geworfen. Was hatte er auch vergessen, es nachts zu laden? Mit Mühe fand er sich zurück zum Hotel und betrat die Lobby. Die Mitarbeiterin hob den Kopf und sofort sah er den mitleidigen Ausdruck in ihrem Gesicht. „Soll ich Ihnen ein Taxi rufen?", bot sie an und er nickte. Erschöpft und frustriert setzte er sich auf einen Sessel und wartete. Da sein Telefon aus war, konnte er niemanden mehr anrufen. Während er wartete, sprintete Niklas zurück in sein Zimmer, holte sein Ladekabel und suchte sich in der Hotellobby eine Steckdose. Noch immer hatte sich niemand gemeldet. Als das Taxi kam, bedankte er sich bei der Rezeptionistin und stieg ein. „Zur Halle bitte", sagte er und der Fahrer startete das Auto. Fünfzehn Minuten später hielt er an. „So, bitteschön. Viel Erfolg." Niklas sah aus dem Fenster und drehte sich dann zu dem Mann um. „Bitte schauen Sie sich diese Halle mal an." Der Fahrer sah ebenfalls aus dem Fenster. „Ja?" „Sieht sie so aus, als würde hier in ein paar Stunden ein Spiel der Handballeuropameisterschaft stattfinden?" „Nein." „Denken Sie also, wir sind hier richtig?" „Was weiß ich denn? Sie haben nur Halle gesagt." Niklas seufzte und lehnte sich an. „Bitte fahren Sie mich zur Lanxess Arena, ich muss gleich ein verdammtes Finale spielen." Er sagte das ganz ruhig und freundlich und der Fahrer stellte die Adresse ein. Es dauerte durch den Verkehr eine ganze Weile, bis sie ankamen. Niklas bezahlte die horrend hohe Summe und ging auf den Eingang zu. Dort wurde er vom Sicherheitsdienst aufgehalten. „Ihre Akkreditierung bitte", sagte der Mann und lächelte. Niklas kramte in seinem Rucksack. Wo war dieses elendige Ding nur? Ganz unten fand er es schließlich und hielt es dem Sicherheitsmann hin. „Vielen Dank und viel Erfolg." „Danke", murmelte der Torhüter und betrat die Halle. Er lief direkt auf seinen Trainer zu, der im Gang vor der Kabine stand. „Niklas! Du bist ja noch gar nicht umgezogen." „Ich bin auch gerade erst gekommen." Er war sauer, offenbar hatten sie nicht an ihn gedacht. „Wie? Jetzt gerade? Warst du nicht im Bus?" „Offensichtlich nicht", zischte Niklas. „Wie kann das sein? 13 Uhr war Abfahrt." „Ach ja?! Na, es wäre schön gewesen, wenn ich das gewusst hätte! Gestern war die ganze Zeit von 14 Uhr die Rede. Also stehe ich pünktlich unten und ihr seid nicht da! Es hätte ja mal jemand schreiben oder wenigstens an sein verdammtes Telefon gehen können!", schimpfte er. Nikolaj runzelte die Stirn und zog sein Handy aus der Hosentasche. „Oh." „Ja, oh! Toll, wirklich! Wie kann man denn nicht merken, dass jemand fehlt?" „Tut mir leid, Niklas. Wir waren alle irgendwie beschäftigt." Er schüttelte nur noch den Kopf und ging sich umziehen. Das Spiel um Platz 3 zwischen Deutschland und Schweden lief bereits und seine Teamkameraden staunten nicht schlecht, als er die Kabine betrat. Nachdem er sich immer wieder erklären musste, reichte es ihm. „Keiner von euch hat daran gedacht, mir Bescheid zu sagen oder geguckt, ob ich da bin! Das geht doch nicht! Ich bin euer Kapitän, ihr könnt nicht ohne mich zur Halle fahren!", schimpfte er und verließ die Kabine. Mit reichlich Wut im Bauch wärmte er sich auf und hielt beim Einwerfen so viele Bälle, wie selten. Natürlich wusste er, dass er selbst hätte nachfragen müssen, wenn er die Abfahrtszeit nicht mehr wusste, aber ihn störte es, dass die Mannschaft gefahren war, ohne zu bemerken, dass er fehlte. Kaum stand er aber mit den anderen auf der Platte und tat das, was er liebte, verrauchte seine Wut langsam. Zumindest hatte er etwas zu erzählen. Und als er den Jungs noch vor dem Spiel die Geschichte erzählte, wie er schließlich zur Halle gekommen war, konnten sie alle gemeinsam lachen. Auf dem Weg in die Halle kurz vor Anpfiff legte Nationaltrainer Nikolaj einen Arm um ihn. „Tut mir echt leid, Niklas. Ich verspreche dir, wir vergessen dich nie wieder. Ab sofort gibt's im Bus eine extra Durchsage, bevor wir losfahren", grinste er und Niklas schüttelte lachend den Kopf. Den Weg aufs Spielfeld fand er schließlich dann doch ohne Taxi oder Google Maps.


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