mangelnde Fairness

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Den Kopf in den Armen abgelegt und die Augen wachsam durch die Klasse blicken lassend, lauschte ich den Worten von
Mrs. Mickson.
Meine Konzentrationsspanne war heute gleich null.

Kein Wunder, es gab Dinge, die mir im Moment deutlich wichtiger waren,
als der Matheunterricht.
Obwohl das sonst eigentlich auch der Fall war...

Ich drehte ruckartig den Kopf zur Seite, als die Tür unseres Klassenraums aufschwang und jemand eintrat.
Wie so oft bemerkte ich, wer gerade den Raum betreten hatte, schon bevor ich die Person erblickte.
Mico hatte eine ausgeprägte Präsenz und ich wusste nicht, ob es nur mir so ging, doch ich konnte genau spüren, wenn er in meiner Nähe war.
Nach so vielen Monaten löste er immernoch eine Gänsehaut in mir aus.

"Guten Morgen Mico. Setz dich bitte auf deinen Platz, damit wir mit dem Unterricht fortfahren können.
Tyler, erkläre Mico bitte schnell dir Aufgabe.", kam es von unserer Lehrerin.

"Ach, hat Mister Crove auch mal in Erwägung gezogen, am Unterricht teilzunehmen.", flüsterte Lily hinter mir verächtlich und Gina neben ihr grinste amüsiert.

"Vielleicht wurde er entschuldigt?", gab ich meine weniger intelligente Theorie zur Kenntnis.

"Wahrscheinlich, ich meine, wenn ein Schüler unentschuldigt erst zur letzten Stunde erscheint, gibt es Ärger.", stimmte Gina mir zu.
Ein vorwurfsvolles Räuspern ertönte und ich fuhr herum.
Mrs. Mickson war vor meinen Tisch getreten und sah mich und meine Klassenkameradinnen strafend an.

"Habe ich mit meinem Unterricht zufällig Ihre Privatgespräche unterbrochen?", knurrte sie.

Ja, auf jeden Fall.

"Ähh nein nein, Entschuldigen Sie..", murmelte ich schuldbewusst.

                                  --~☆~--

Endlich war Schule aus.

Ich schulterte meinen Rucksack und verließ stumm meine Klasse. Lily an meiner Seite, liefen wir stumm die Treppen herunter, die uns zum Ausgang führten.
"Mrs. Mickson war heute ja aber auch wieder mürrisch.", beklagte sich Lily und versuchte nicht einmal, ihre Stimme im Schulhaus zu dämpfen.

"Ja, was können wir denn dafür, wenn mal wieder eine ihrer Katzen sie gekratzt hat.", stimmte ich, -wenn auch etwas leiser-, mit ein.

Als wir draußen angekommen waren, bog Lily nach links zu den Fahrrädern ab, während ich nach rechts weiter zur Bushaltestelle musste.

"Schreib mir zuhause!", rief ich ihr nach. Sie nickte und winkte mir kurz, bevor sie sich entgültig umdrehte.

Die Hände in den Taschen lief ich Richtung Haltestelle.

Als die Ampel vor der Straße grün wurde, die mich vom Busstop trennte, schlenderte ich über die Straße.

Ich zuckte heftig zusammen, als ein wartendes Auto wie wild zu hupen begann.
"Hackts bei Ihnen?!", entfuhr es mir laut. Der Fahrer verzog keine Miene. Wahrscheinlich hatte er meinen Ruf nicht einmal bemerkt.
Also gab ich mich damit zufrieden, dem Mann mit einer Geste meine Verständnislosigkeit auszudrücken.
Um welche es sich handelte, müssen wir jetzt nicht erwähnen..

                                --~☆~--

Als ich endlich zuhause ankam und mit meinem Schlüssel die Haustür aufschloss, erblickte ich in der Küche meine Mutter, die mit dem Rücken zu mir nacheinander einige Schränke öffnete und sie ausräumte.
Als sie bemerkte, dass ich das Haus betreten hatte, drehte sie sich zu mir um und fragte: "Samantha! Hast du den neuen Kochtopf genommen?!" Vollkommen verständnislos blickte ich sie an. Was zum Henker sollte ich mit einem Kochtopf anfangen sollen?!
Ich kann doch nicht einmal kochen!

"Nein Mom, ich habe ihn nicht.", antwortete ich gestresst.

"Warum dieser Ton?!", erhöhte meine Mutter ihre Stimmenlage und mein heutig sowieso schon gespannter Geduldsfaden riss.

"Du schreist doch!", warf ich ihr an den Kopf.

"Alle stressen heute.", fügte ich ruhiger hinzu und rannte hoch in mein Zimmer, bevor meine Mom noch völlig die Fassung verlor.

Warum war heute alles so unfair?

Grollend fiel ich auf mein Bett und dachte nach.

Eigentlich war ja alles gut. Immerhin war Wochenende, ich hatte keine Hausaufgaben und Mico hatte mich heute nicht einmal beachtet.

Aber trotzdem...
Die Gedanken ließen mich nicht los. Ich musste mit Liam reden. Dringend.

Seit Wochen hielt ich meine Gefühle für ihn geheim, obwohl ich mit ihm eigentlich über alles sprach.

Ich griff nach meinem Handy.

Als ich es anschaltete, glitt es mir aus den Händen und prallte auf dem Boden auf.
Fluchend beugte ich mich halb von meinem Bett hinab und griff darunter.
Ich schnappte es mir und stemmte mich hoch auf mein Bett.
Ein pochender Schmerz durchfuhr mich von meinem Kopf aus, als ich ihn heftig gegen meine Bettkante stieß.
"F..", ich hielt mich zurück um nicht zu fluchen.

Mein Handy machte einen bekannten Klingelton. Als ich Liams Namen auf dem Display sah, ließ ich mein Handy direkt wieder fallen.

I lost myselfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt