Ich blickte gelangweilt auf die Uhr.
Natürlich hatte die Bahn mal wieder Verspätung.Ich schrieb Liam schnell, dass ich zu spät zu unserem Treffpunkt kommen könnte, da es doch etwas weit in seine Gegend war.
Er hatte mir vorhin vorgeschlagen, dass wir uns ja treffen könnten.
Ich hatte mir noch die Zeit genommen, Lily anzurufen und ihr zu versprechen, dass ich ihr alles erzählen würde, sobald ich zurück war.Meine Eltern waren beide auf eine Feier gegangen und würden vorraussichtlich erst gegen 01:00 Uhr morgens wieder da.
Und Jeffrey würde mich niemals verpetzen, wenn ich länger wegbliebe.
Er hatte selbst schon schlimmeres getan.Endlich sah ich meine Bahn einfahren. Ich trat durch die automatischen Türen und setzte mich auf einen leeren Platz in einem ebenso leeren Vierersitz.
Ich blickte auf die Uhr, 18:25 Uhr.
Um 18:30 Uhr waren wir eigentlich verabredet, doch Liam wusste bescheid.
Kühle Luft wehte durch das gekippte Fenster der Straßenbahn und ich vergrub meine Hände in meinem Hoodie.
Der Winter war bald vorbei, doch es war nach wie vor kalt.Nun stand ich am Bahnhof. Um mich blickend drehte ich mich langsam im Kreis.
Ich konnte hinter den Häusern die Sonne untergehen sehen.Als ich Schritte hörte, wurde ich aufmerksam.
Ein großer Junge kam auf mich zu.
Den Kopf leicht gesenkt, die blonden Haare leicht unordentlich. In Hoodie und Jogginghose und trotzdem machte er den Eindruck, als wollte er auf ein wichtiges Meeting.Liams Augen leuchteten im Licht der untergehenden Sonne.
Mein Herz wurde auf unbeschreibliche Weise warm, als er nun so vor mir stand und mich anlächelte.Komm Sam! Du kommst total komisch rüber! Sag ihm doch Hallo!!
Meine innere Stimme begann mich gerade zu beschimpfen, doch ich unterbrach sie, indem ich Liam begrüßte.
"Hey Liam, wie gehts dir?"
"Dasselbe wollte ich dich gerade fragen.", grinste Liam.
"Naja, besser. Mico lässt mich inzwischen in ruhe. Ich überlege noch, wie ich Lily die ganze Sache mit mir beibringe..", antwortete ich auf die Frage."Ich beneide dich für diese Stärke..", meinte Liam mit glänzend grünen Augen.
"Wie..wie meinst du?", fragte ich verwirrt.
"Die Stärke, über deine Gefühle zu lügen. Ich sehe genau, wie es dir geht, ich sehe es in deinen Augen Sam.", antwortete Liam und die Besorgnis in seinen Augen war unübersehbar.
Mein dämliches Herz schlug bei seinen Worten ein wenig schneller und ich wollte ihm bereits widersprechen, doch da bemerkte ich, wie recht er hatte.
Ich sah ihn an und Tränen sammelten sich in meinen Augen.
"Ach Sam..", Liam hielt meinem Blick stand, trat mir näher und nahm mich in den Arm.
Überrascht fühlte ich seine Arme auf meinem Rücken.
Ich legte meinen Kopf an Liams Schulter und fühlte, wie sich mein Herzschlag verschnellerte.
Ein Gefühl der Wärme breitete sich in mir aus, gesendet, von den Stellen, an denen Liam mich berührte.Gott, ich liebte diesen Jungen.
Wir standen eine Weile einfach so da, Arm in Arm, während die Sonne unterging.
Traumhaft.
Als wir uns lösten, hab er die rechte Hand, und wischte mir sanft eine Träne aus dem Gesicht.
Wann hatte ich angefangen zu weinen?
"Alles wird gut. Ich bin immer für dich da.", stellte Liam leise klar.
"Darf man überhaupt zu zweit auf einem E-Scooter fahren?", fragte ich zweifelnd, als Liam mir bedeutete, auf den Roller aufzusteigen.
"Ich glaube nicht, aber wen juckt das?", fragte er grinsend.Ich musste lachen.
Mich auf jeden Fall nicht.
Ich stieg unsicher hinter ihm auf.
Er drehte den Kopf zu mir und meinte: "Ich würde dir raten, dich fest zu halten, ich möchte dich heute Abend nicht ins Krankenhaus einweisen müssen."
Als ich ihn unsicher anblickte, klappte er den Ständer des Rollers aus, drehte sich zu mir um, nahm meine Hände und legte sie an seine Hüfte.
"So macht man das.", grinste er und drehte sich wieder nach vorne.
Oh Gott, mein armes Herz, wie soll ich das noch länger aushalten?
Als wir losfuhren,
hatte ich Mühe, meinen Puls in den Griff zu bekommen, da es mir beinahe Angst machte, wie schnell er ging.So leise wie möglich, atmete ich tief ein und wieder aus.
Ich legte meinen Kopf vorsichtig an Liams Schulter ab.
Seine Wärme tat so gut.Mir würde nichts einfallen, was sich richtiger und besser anfühlen würde, als bei diesem Jungen zu sein.
Die Art wie er sprach.
Wie er lächelte.
Wie er sich bewegte.
Wie er mit mir umging.
All das war so unbeschreiblich.War es das was sich Liebe nennt?
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I lost myself
Teen FictionIch bin Samantha. 14 Jahre alt und mein Leben ist eigentlich normal. Nur wächst mir das ganze oft genug über den Kopf. Der ganze Schulstress, die Angst nicht dazu zu gehören und so weiter. Das alles wird als 'normal' abgestempelt, 'jeder muss da m...