2. Kapitel

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Die leeren Straßen bedrängten mich.

Es fühlte sich an, als würden die dunklen, leblosen Fenster mich anstarren.

Die herschende Windstille machte es auch nicht besser.

Ich ging den vertrauten Weg, zu meiner besten Freundin, den ich schon seit Jahren, so, so oft gegangen war. Melissa war ein kluges, wildes Mädchen.
Also so ziemlich das Gegenteil von mir.

Ich war schon immer ziemlich still und zurückhaltend gewesen.

Damals, in der Grundschule, hatte es ein paar Mädchen gegeben, die sich für etwas besseres gehalten hatten, wenn sie andere, weniger widerstandsfähige Kinder, (so wie mich) runterzumachen.

Melissa hatte mich mit ihrer beliebten Persönlichkeit da rausgeholt.

Seitdem waren wir beste Freunde. Seit vier wunderbaren Jahren..

Nun stand ich vor dem Reihenhaus, in dem sie wohnte. Panik stieg in Wellen in mir auf, während sich meine linke Hand der Klingel näherte, auf der Melissas Familienname stand.

Ich drückte.

Bitte, bitte, bitte, bitte, lass sie die Tür öffnen. BITTE! Ich brauche sie, ich kann nicht auch noch ohne sie...

Ich fühlte eine eiskalte Hand um mein Herz greifen. Sie zog sich immer enger und ich fühlte die Angst, die meinen Puls schneller gehen ließ. Als die Tür den Öffnungsmechanismus einschaltete, meine Atmung wurde langsamer und ich musste für eine Sekunde die Augen schließen, um mich zu beruhigen.

Dann stieg ich die Treppe zur Tür meiner Freundin hinauf.

Sie wohnte direkt im ersten Stock, also musste ich nicht weit gehen.

Ich stand vor der weißen Tür und wartete angespannt, bis sich die Tür öffnete.
Im Treppenhaus roch es nach schäbigem Holz.
Die Tabete blätterte langsam von den Wänden ab.
Mein Blick fiel auf das 'Willkommen!'-Schild, welches an Melissas Tür hing.
Ich erinnerte mich, dass Melissa und ich es mit ihrem großem Bruder Tom bemalt hatten.

Melissa wohnte mit ihrem Bruder alleine.
Meine Freundin hatte es nie leicht, ihr Dad verließ sie, als sie geboren wurde. Dort war Tom gerade mal 5.
Kaum wurde Tom 19, verließ ihre Mom die beiden und Tom erkämpfte sich das Sorgerecht für Melissa.

Nun war alles wieder halbwegs in Ordnung, sie hatten sich ganz gut über Wasser halten können.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als sich die Tür öffnete.

Melissa stand an der Tür.

Ihr Blick auf ihrem Handy, das grüne Schimmern in ihren Augen unverkennbar.

Es war nicht ganz so intensiv, wie das in den Augen meiner Eltern.

Panik ließ elektrische Ströme durch meinen Körper fließen.

Ich stürzte auf Melissa zu, die immernoch, den Blick auf ihrem Telefon, an ihrer Tür gelehnt stand.
Ich schlug ihr, so fest ich konnte, das Handy aus der Hand, sodass es heftig auf den Beton des Treppenhauses knallte.

Melissas Blick fuhr zu mir.

Ich konnte föhrmlich zusehen, wie das grünliche Licht aus ihren Augen verschwand.
Ein Ruck durchfuhr meine Freundin.

Sie atmete tief aus, als hätte sie sehr lange die Luft angehalten.
Die Augen geschlossen, schwankte sie kurz, bis sie sie wieder öffnete.

Ihre dunklen Augen blitzten umher, doch dann erkannten sie mich.

"Lia? Was..was ist passiert?", fragte sie.

"Erklär' ich dir gleich, einen Moment.

Wenn Melissa unter diesem Virus gelitten hatte, musste Tom ihn auch haben.

Ich stürmte in das vertraute Wohnzimmer, wo Tom auf der Couch kauerte. An seinem Handy.

Was eine Überaschung.

Ich trat vor ihn.

Keine Reaktion.

Ich wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum.

"Man, was ist denn?!", rief er verärgert, jedoch ohne seinen Blick von seinem Bildschirm abzuwenden.

"Lia? Was tust du?"

"Melissa gleich!"

Ich packte ohne Vorwarnung Toms Handy, ließ es fallen und kickte es mit dem Fuß weg.

"Hey! Was..", ich beobachtete interessiert den Heilungsprozess meines Kindheitsfreundes. Ich sprang auf.

"Was ist gerade passiert?!"

Ein Leben zwischen Ende und AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt