Das Streben nach Perfektion
Hongjoong stand allein in der großen Trainingshalle des Schlosses. Das erste Licht des Morgens schien durch die hohen Fenster, tauchte den Raum in ein sanftes, goldenes Glühen. Die Halle war still, abgesehen von dem leisen Geräusch seiner Schritte auf dem polierten Holzboden und dem leisen Flüstern seines Atems. Vor ihm lagen verschiedene Waffen, sorgfältig angeordnet: Schwerter, Speere, Bögen und Dolche – jede einzelne von ihnen wartete darauf, von ihm gemeistert zu werden. Sein Entschluss war fest: Er wollte stärker und schneller werden, jede Waffe mit Präzision und Geschick führen können. Es war nicht nur das Training für Baekhyun, das ihn antrieb, sondern auch ein tief verwurzeltes Bedürfnis, sich selbst zu beweisen, dass er den Herausforderungen gewachsen war, die vor ihm lagen. Die Verantwortung, die auf seinen Schultern lastete, fühlte sich schwer an, aber Hongjoong wusste, dass er sie tragen musste. Mit entschlossener Miene griff er nach dem Schwert, das er zu seinem liebsten Begleiter gemacht hatte. Es lag vertraut und gleichzeitig fordernd in seiner Hand, die Klinge glänzte im schwachen Licht des Morgens. Er nahm eine Kampfposition ein, schloss kurz die Augen und atmete tief durch, bevor er die ersten Schläge führte. Jeder Hieb war präzise, jede Bewegung fließend und doch kraftvoll. Schweißperlen bildeten sich schnell auf seiner Stirn, als er sich durch die komplizierten Bewegungsabläufe arbeitete. Hongjoong verlor sich in den rhythmischen Bewegungen, in der Konzentration, die jede Waffe von ihm verlangte. Er wechselte vom Schwert zum Speer, von der Armbrust zu den Dolchen, jede Waffe eine neue Herausforderung, die seine gesamte Aufmerksamkeit forderte. Stunden vergingen, ohne dass er es bemerkte. Die Zeit verschwamm in einem Wirbel aus Stahl, Anstrengung und der unermüdlichen Suche nach Perfektion. Der Schweiß tropfte von seinem Kinn, als er den Speer aufhob und die Spitze auf ein Ziel in der Halle richtete. Er holte tief Luft, spannte seine Muskeln und warf den Speer mit aller Kraft. Die Waffe zischte durch die Luft und traf das Ziel mitten ins Schwarze. Ein Moment der Befriedigung erfüllte ihn, doch er wusste, dass er noch weitergehen musste. Noch mehr üben, noch stärker und präziser werden. Er hatte das Essen längst vergessen, die Uhrzeit war für ihn nicht mehr von Bedeutung. Seine Muskeln schmerzten, aber Hongjoong ignorierte das Brennen, das durch seinen Körper zog. Seine Gedanken kreisten nur um das Training, um die Verbesserung seiner Fähigkeiten. Selbst als seine Hände von den vielen Stunden mit den Waffen taub wurden, machte er weiter. Doch schließlich, als er zum wiederholten Male zum Schwert griff, begann sein Körper zu rebellieren. Seine Bewegungen wurden langsamer, weniger präzise. Er spürte, wie seine Beine unter ihm zitterten, sein Atem ging schwerer. Doch Hongjoong zwang sich, weiterzumachen. Er konnte sich keine Pause erlauben, nicht jetzt, nicht solange es noch etwas zu verbessern gab. Es war jedoch nicht die Erschöpfung, die ihn letztlich stoppte. Plötzlich öffnete sich die Tür zur Trainingshalle, und ein vertrautes Gesicht trat ein. Seonghwa stand in der Türöffnung, seine Stirn war in Besorgnis gefurcht, und seine Augen musterten Hongjoong aufmerksam. „Hongjoong, das reicht," sagte Seonghwa mit einer Stimme, die gleichzeitig sanft und fest war. Er kam näher, seine Schritte hallten leise in der großen Halle wider. „Du musst eine Pause machen. Du kannst nicht ewig so weitermachen." Hongjoong wollte widersprechen, wollte ihm sagen, dass er noch nicht fertig war, dass er noch mehr trainieren musste. Doch als er den ernsten Ausdruck in Seonghwa's Gesicht sah, zögerte er. Er spürte die Last auf seinen Schultern, die Müdigkeit, die in seinen Knochen saß. Und er wusste, dass Seonghwa recht hatte. Er konnte nicht ewig weitermachen, ohne seinen Körper zu ruinieren. Seonghwa trat näher, nahm ihm das Schwert sanft aus der Hand und legte es beiseite. „Du musst essen und ruhen, Hongjoong," sagte er leise, fast zärtlich. „Dein Körper braucht eine Pause, sonst wirst du krank. Was nützt all dieses Training, wenn du dich selbst dabei zerstörst?" Hongjoong spürte, wie die Erschöpfung ihn überwältigte, als Seonghwa's Worte ihn erreichten. Er nickte schwach und ließ sich von Seonghwa zu einer Bank in der Nähe führen. Seine Beine fühlten sich schwer an, jeder Schritt war eine Anstrengung, die ihm mehr abverlangte, als er zugeben wollte. „Es ist wichtig, dass du auf dich selbst achtest," fuhr Seonghwa fort, als er sich neben ihn setzte. „Du kannst nur dann stark sein, wenn du auch für deinen Körper sorgst. Ich verstehe, dass du besser werden willst, aber du darfst dabei nicht vergessen, dass du nur ein Mensch bist." Hongjoong ließ den Kopf hängen, sein Atem ging schwer. Er wusste, dass Seonghwa recht hatte, doch es war schwer für ihn, diesen Drang nach Perfektion loszulassen. Er wollte der Beste sein, wollte sich selbst und anderen beweisen, dass er es konnte. Doch die Realität seines erschöpften Körpers ließ sich nicht ignorieren. „Ich weiß, du hast recht," sagte Hongjoong schließlich mit heiserer Stimme. „Aber ich fühle mich, als würde ich nicht genug tun. Als müsste ich mehr geben. Seonghwa legte eine Hand auf seine Schulter und drückte sie leicht. „Du gibst bereits alles, Hongjoong. Aber es ist genauso wichtig, zu wissen, wann man eine Pause machen muss. Stärke kommt nicht nur durch Training, sondern auch durch Ruhe und Erholung. Lass uns jetzt etwas essen und ausruhen. Morgen ist ein neuer Tag." Hongjoong blickte in Seonghwa's Gesicht und sah die aufrichtige Sorge in seinen Augen. Er konnte die Wahrheit in seinen Worten nicht leugnen, und langsam begann die Spannung in seinem Körper nachzulassen. Er war müde, so unglaublich müde, und die Vorstellung, sich endlich auszuruhen, war verlockender als je zuvor. „In Ordnung," sagte Hongjoong schließlich und lehnte sich zurück, den Kopf gegen die Wand hinter ihm gelehnt. „Ich mache eine Pause." Seonghwa lächelte leicht und half ihm auf die Beine. „Komm, lass uns etwas essen und dann ausruhen. Du wirst sehen, dass du dich danach besser fühlst." Gemeinsam verließen sie die Trainingshalle, und Hongjoong spürte, wie die Schwere der Erschöpfung von ihm abfiel. Er wusste, dass er noch viel zu lernen hatte, doch er erkannte auch, dass es keinen Sinn hatte, sich selbst bis zum Äußersten zu treiben. Mit Seonghwa an seiner Seite fühlte er sich ruhiger, und er wusste, dass er den Weg der Verbesserung nicht allein gehen musste.
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Blue Blood
FanfictionIn einem fernen Königreich, verborgen hinter dichten Wäldern und majestätischen Bergen, herrschte der weise und angesehene König Park Chanyeol. Seine Regentschaft war geprägt von Frieden und Wohlstand, doch ein Anliegen lag ihm schwer auf dem He...