Kapitel 3

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Mitten in der Nacht wachte ich auf, schnaubte leicht und setzte mich im Bett auf, während das Mondlicht mein Zimmer ein wenig erhellte.

Ich setzte mich an den Rand des Bettes, ließ meine Füße zu Boden gleiten und spürte sofort das kalte Laminat an meinen Fußsohlen. Ich dachte wieder an den Streit zurück, und es zog mich wieder alles runter, allein, wenn ich daran dachte.

Ich lief leise ins große Badezimmer nach unten, damit ich nicht laut bin, öffnete die Tür leise und schloss sie mit einem sanften Klickgeräusch. Ich sah zum Lichtschalter, streckte meinen Arm leicht aus, sodass meine Fingerspitzen den Schalter berührten, und legte diesen um, woraufhin das Licht einmal flackerte und anging.

Meine Hände fanden den Rand des Waschbeckens und stützten meinen Körper, während ich mich nach vorne lehnte. Mein Blick ging hoch zum Spiegel, in dem ich mich selbst spiegelte.

Ich betrachtete mein Gesicht. Meine Haare waren schulterlang, dunkelbraun, fast schwarz, und hatten einen starken Stufenschnitt (Wolfcut). Dazu hatte ich noch einen leichten Pony auf der Stirn, und meine Haare waren etwas hochgepusht. Mein Blick wanderte zu meinen dunkelbraunen Augen, und ich kniff sie leicht zusammen. Plötzlich erkannte ich grüne, kalte Augen. Ich erinnerte mich wieder an den Soldaten!... den ich heute zufällig getroffen hatte. Werde ich ihn wiedersehen? Was? Nein, warum sollte ich? Er war schließlich ein Soldat, also...

Tage danach dachte ich weiter über den Typen mit den Eisaugen und der schroffen Art nach. "Tanea?" riss mich Jane aus meinen Gedanken, also richtete ich meinen Blick auf ihre verwirrte Miene. 
"Ja?" Sie lehnte sich in die Bank zurück. "Du bist so still, bin ich nicht mehr witzig, Tan-Tan?" schmollte sie gespielt, worauf ich meine Augen rollte. 

"Nein, natürlich nicht, Idiotin." 
Sie zog eine Augenbraue hoch. "Okay, okay, ich rede ja schon," knurrte ich genervt und schloss für einen Moment meine Augen, bevor ich sie wieder öffnete. 

"Vor ein paar Tagen bin ich gegen einen Typen gestoßen... einen Soldaten, um genau zu sein. Eiskalte Augen, ruhige Ausstrahlung, schroffe Art." Sie riss ihre Augen geschockt auf. 

"Was!? Oh mein Gott, Tanea, einfach dein Typ!" Natürlich wusste sie es. 
"Der Typ kommt von der Front, J.J... Ukraine!" Sie wurde still, und ich erkannte, dass sie grübelte. 
"Naja... vielleicht wirst du ihn wiedersehen—" Ich unterbrach sie. 
"Und wie? Er ist Soldat, verdammt. Außerdem trug er eine Maske, woher soll ich wissen, wie er aussieht?"

"Mhm... gute Frage, aber vielleicht wirst du ihn wiedersehen. Und wenn nicht, wirst du jemand anderen finden... Außerdem ist er im Krieg, er könnte jederzeit sein Leben verlieren." 
Sofort kam mir die Frage, warum er wohl Soldat geworden ist. Naja, und so kalt werden Menschen nicht einfach so. 
"Am Ende stalkt er dich wie in diesen dämlichen Romance-Booktok-Büchern." Ich zog eine Augenbraue hoch, an ihrem Ton erkannte ich, dass sie es als Scherz meinte. 
"Fang bitte nicht mit den Büchern an." Sie grinste frech und legte ihren Kopf in den Nacken.

"Wie läuft deine Beziehung, J.J.?" Sie sah in den Himmel. 
"Gut. Nico ist echt süß und gut zu mir. Letztens haben wir zusammen gebacken und echt viel geredet, wie immer eigentlich," erzählte die Hellbraunhaarige locker. 
"Das freut mich, dass ihr glücklich seid." 
Ich griff nach dem Red Bull, den wir uns teilten, und nahm einen Schluck aus der Dose, bevor ich sie wieder hinstellte. "Ich will auch eine Beziehung." 
Jane gab einen sarkastischen Ton von sich.

"Willst du nicht." 
Ich wusste, sie meinte es aus Spaß, allerdings wusste ich auch, dass da etwas Wahres dran war. Sie stritt viel mit ihrem Freund, weil er nicht mehr so viel Liebe zeigte wie vor ein paar Monaten, als sie zusammenkamen.

Ich sah zu ihr. "Doch." 
Sie erwiderte meinen Blick und nahm selbst einen Schluck von Red Bull. 
"Schon krass, dass wir mal Zeit gefunden haben, uns zu treffen, und wir sind so..." 
"Ruhig und unmotiviert?" beendete sie meinen Satz. 
"...ja." Sicherlich lag es am Wetter, weil es gerade einfach angenehm war.

Ich musterte die Umgebung. Wie tief waren wir gesunken, dass wir an einem Nachmittag auf dem Schulhof saßen? Naja, immerhin hatten wir hier unsere Ruhe, also chillig. 
Meine Augen schlossen sich, und ich dachte wieder an die kalten, grünen Augen. "Was meinst du, wie alt er war?" 
Jane sah zu mir. "Der Soldat? Keine Ahnung, er könnte zwischen 20 und 30 sein." 

Mhm, 17 und 20? Oder 21 wäre ja auch noch okay. 
"Denk nicht nach, Tanea. Den Typen wirst du nicht mehr begegnen, ey." 
Ich seufzte. "Warum bleiben seine grünen Augen in meinem Gedächtnis eingebrannt?" 
Sie sah wieder zum Himmel, wie ich auch. 
"Maybe denkt er auch an dich... Ich hab mal gehört, wenn man ständig an eine Person denkt, denkt sie auch an dich." Niemals ist der Scheiß wahr.

"Fake." Sie lachte sanft. "Ich meine, vielleicht. Aber kann man es ausschließen? Such dir jemand anderen, der ein Ghost-Cosplay macht oder ein Biker ist." 
Vielleicht hatte sie ja recht, aber die Tage ging mir der Typ nicht aus dem Kopf. Vor allem...! 
"Wie zum Teufel sieht er unter der Maske aus!?" Ich sah Janes Gesicht. 
"Stell dir mal vor, ihr kommt so zusammen, wie in so einer Geschichte oder so, wo er sich nicht traut, seine Maske abzunehmen, und bei dir tut er das oder so!" Hat sie nicht eben noch gesagt, ich soll nicht daran denken?

An meinem Blick erkannte sie, dass sie sich selbst widersprach. "Na, was denn? Ich bin da gerade so in den Bann gezogen wegen dir." Natürlich wegen mir. Meine Augen rollten sich schon wieder. 
"Danke." Sie kicherte wieder und gab mir einen sanften Schlag auf den Oberarm. 
"Wollen wir hier weiter sitzen oder?" Sofort stand sie auf.

Ich schnappte mir den Red Bull, während sie mich von der Bank auf die Beine zog. "Gehen wir spazieren und reden noch etwas." 
Ich setzte mich in Bewegung, während sie neben mir lief und leicht aufgedreht war. 
"Wir müssen unbedingt mal wieder ein Picknick machen, das tun wir ja jeden Sommer." 
Ich zog eine Augenbraue hoch. "Dann wohl noch diese Woche, hm? Nächste Woche soll wieder scheiß Wetter werden, nur Regen, obwohl ich diesen mehr liebe als Sonne." 
Jane nickte. "Ich liebe den Herbst! Die Klamotten, die man anzieht, am meisten." 
Wir gingen beide weiter und verließen das Gelände.

Across the Distance (german [Militär])Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt