Bei mir und meiner Ma gab es fast nie einen Tag, an dem wir nicht stritten. Deswegen hasste ich das Wochenende, weil ich sie da 24/7 sehe. Mal sind die Tage gut und mal nicht... heute nicht.
Ich stöhnte genervt, was meine Mutter mitbekam, und es machte sie nur noch wütender. "So eine Schlampe bist du!" Danke für diese netten Worte. Naja, aber ich war Schlimmeres gewohnt. Sie hatte einfach ein starkes Anger-Issue. Vor 5 Jahren war es genauso, nur mit den Jahren wurde es schlimmer. Damals hielt ich mich zurück, und es war so, dass ich meine Wut ihr gegenüber nie zeigen wollte, wenn sie mich mal wieder anschrie. Also ließ ich diese Wut an mir aus und verletzte mich selbst – zwar mit einer stumpfen Schere, aber es tat immer noch weh.
Ich richtete meinen Blick wieder auf meine Mutter, betäubt von meinen tiefen Gedanken, wie gerne ich jetzt einfach wegrennen würde. Ihre Worte hallten stark in meinem Kopf wider. Sie sagte immer die gleichen Worte, doch immer wieder schnitten sie tiefer und tiefer. Ich stand da stumm und hörte weiter zu, wie meine Mutter alles runterbetete: wie sehr ich eine Enttäuschung war, wie dumm ich doch war, wie gerne sie mich totprügeln würde... Ich wusste, dass alles, was sie sagte, aus Wut heraus kam. Aber es wäre eine Lüge, wenn ich nicht sagen würde, dass ihre Hand schon mal ausgerutscht wäre. Seitdem zucke ich oft zusammen, wenn eine Hand in einem Streit erhoben wird, vor allem von ihr, aber manchmal auch bei anderen.
Ich blickte leer auf den Boden und ging dann einfach still hoch in mein Zimmer, während sie weiter Dinge von sich gab. Es war wie ein Dröhnen in meinen Ohren. Also setzte ich mir meine Kopfhörer auf und machte mir Musik an, während ich mich ins Bett legte, die Augen schloss und alles um mich herum vergaß.
Ich wachte langsam auf und hörte sofort die Musik wieder, die aus meinen Kopfhörern kam. Oft hörte ich Musik, wenn ich Mittagsschlaf machte, um einzuschlafen, oft von "The Neighbourhood". Ich nahm die Kopfhörer ab und setzte mich langsam auf... War es schon 17 Uhr? Ich fuhr mir einmal durch die Haare und schaltete meine Kopfhörer aus, um aufzustehen.
Ich dachte nach, was ich tun könnte, um meiner Ma für den Rest des Tages aus dem Weg zu gehen. Nicht weit von meinem Zuhause war ein kleines Einkaufszentrum, wo ich gestern auch beim Bäcker war. Also ging ich zum Spiegel und sah mir mein Outfit an: eine kurze Leggings und ein bauchfreies, langärmliges, weißes Top, das an den Ärmeln etwas locker war.
Ich richtete einmal meine Haare, nahm mein Handy und etwas Geld, das ich in eine Stofftasche warf, dazu meine Schlüssel. Ich lief die Treppen runter und bemerkte, dass meine Mutter nicht im Haus war und Bonnie auch nicht zu sehen war. Ich dachte mir bereits, dass sie mit dem Hund Gassi war.
Ich verließ das Haus und machte mich auf den Weg zum Einkaufszentrum. Hin und wieder sah ich Autos an mir vorbeifahren und ein bis zwei Motorräder – oh, ich liebte sie. Ich wollte schon immer eins haben, auch als ich jünger war. Jetzt war ich gerade mal 17, aber ich wollte ein Motorrad, seitdem ich 14 war. Zum größten Teil wollte ich es, weil ich immer dachte, dass du dich frei fühlst und alle deine Sorgen und Probleme für einen Moment verschwinden, wenn du abends einfach auf dem Motorrad sitzt und fährst. Das war der größte Grund, warum ich ein Motorrad wollte. Ich würde für immer wegrennen, wenn ich so die Probleme mit meiner Mutter lösen könnte.
Ich kam bei einem Rossmann an und ging hinein. Ich kaufte mir ein paar Make-up-Produkte, wie einen neuen Blushstick und neue Lashes.
Als ich den Laden wieder verließ, merkte ich, wie spät es schon war. Naja, dementsprechend war es schon dunkel. Ich schlug einen längeren Weg nach Hause ein, weil ich die Nacht liebte – die Sterne, den hellen Mond, die Luft, die meine Haut streifte.
Ich schloss meine Augen, während ich weiter lief, und atmete tief ein, um alles zu vergessen, was passiert war und was passieren würde.
Ich öffnete meine Augen und stieß gegen eine starke Brust. "Fuck, pass doch..." Ich brach den Satz ab, als ich hochsah und zwei grüne, eiskalte Augen erblickte, die mich anstarrten... ein Soldat!? Er trug eine schwarze Maske und war komplett in Uniform. An seinem rechten Arm war der Ärmel etwas kaputt – vielleicht ein Streifschuss? Warum dachte ich darüber nach!? Der Typ war niemals im Krieg, wo auch? Ich erkannte am anderen Arm eine ukrainische kleine Flagge und musste schlucken. Der Typ kam von der Front, da es gerade zwischen Russland und der Ukraine einen Krieg gab.
Ich sah wieder in seine Augen. "Entschuldigen Sie mich, Sir." Sein Blick änderte sich kein bisschen. "Pass das nächste Mal mehr auf," hörte ich seine schroffe Stimme, und er lief einfach an mir vorbei.
Ich blieb wie angewurzelt stehen. Zu viele Dinge schwirrten in meinem Kopf. Einerseits schreckte es mich ab, dass er von der Front kam, und man konnte verstehen, dass er schon vieles gesehen hatte. Andererseits fand ich ihn super attraktiv, da ich ja auch Ghost aus COD attraktiv fand und generell all diese Masked Men auf TikTok. Und der Typ... – Nein, nein! Verdammt.
Ich lief weiter und konzentrierte mich einfach darauf, nach Hause zu kommen. Schneller als gedacht vergaß ich die Begegnung.
Zuhause angekommen, sah ich meine Mutter. "Wo warst du?" Nicht mal ein Hallo von ihr? Sie saß auf dem Sofa und vermied Blickkontakt. Offensichtlich war sie noch sauer. "Rossmann," murmelte ich leise.
"Warum sagst du nicht Bescheid, wenn du einfach gehst!?" Ich merkte wieder, wie ich schlechte Laune bekam und mir auf einmal wieder alles egal wurde. Meine Augen wurden leer, und ich brauchte kurz, um zu antworten.
"Ich rede also wieder mit der Wand!" Noch ein Spruch... Danke, Mama. Gott, hasste ich es, sie so zu nennen.
"Sorry," sagte ich nichts weiter und lief weiter."Das war’s!? Mehr krieg ich nicht zu hören?" Ich rollte mit den Augen. "Nerv mich nicht." Ich spürte ihren wütenden, starrenden Blick, der mich förmlich durchbohrte.
"Haben wir wieder 'ne große Fresse, ja!?"
Ich schüttelte den Kopf, als sie wieder anfing zu schreien, und ging in mein Zimmer.
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Across the Distance (german [Militär])
عاطفيةIn dieser Geschichte geht es um zwei gebrochene Seelen, die zueinander finden, sich verlieben und versuchen, sich gegenseitig zu heilen, obwohl sie weit voneinander entfernt sind. [Die Story basiert auf wahren Begebenheiten, jedoch wurden einige Det...