Ich sah am Abend aus meinem Fenster nach draußen. Die Sonne ging langsam unter, bis mir eine Idee kam. Meine Mutter war ja eh nicht zu Hause, weil sie bei ihrer Freundin war, und sie hatte Bonnie mitgenommen. Also könnte ich doch hingehen, wohin ich wollte, oder?
Ich schloss das Fenster, schnappte mir meine Stofftasche, warf meinen Schlüssel hinein, dazu noch mein Handy und einen Durstlöscher. Dann lief ich die Treppen hinunter, warf einen Blick in die Küche, wo auf einem Teller ein paar Kuchenstücke mit Zuckerguss lagen. Ich schnappte mir eins und ging aus dem Haus, während ich auf dem Weg den Kuchen genüsslich aß. Oh Mann, hatte ich lange nicht so einen gut schmeckenden Kuchen gegessen.
Ich lief zu meinem Spot, wo ich immer chillte, und kam endlich an. Über den gesamten Platz erstreckte sich ein Steinboden, wie ein großer Parkplatz, und eine einzelne Backsteinmauer stand aufrecht da.
Ich kletterte auf die Mauer und setzte mich oben drauf, legte meine Tasche neben mich. Zum Glück war die Mauer breit genug, sodass die Tasche nicht herunterfallen konnte. Ich öffnete meinen Durstlöscher, mein Blick wanderte über den großen, leeren Platz und dann zum See, der links weiter weg von mir lag... Den konnte man nur von hier oben sehen, aber er sah wunderschön aus, vor allem mit dem orangenen Himmel, während die Sonne langsam unterging.
Ich hörte Schritte und eine... bekannte Stimme?
"Hier ganz alleine, Stalkerin?"
Ich drehte mich um, um zu sehen, wer das gesagt hatte. Der Soldat!? Was machte der hier? Hatte er mich verfolgt? Er trug einen schwarzen, lockeren Pulli und eine graue Jogginghose, aber natürlich auch seine schwarze Maske.
"Der Gesichtslose," gab ich zurück. Warum nannte er mich Stalkerin?
"Hey, warum Stalkerin!"
Seine kalten Augen blickten zu mir hoch, während er sich lässig an die Steinmauer lehnte und die Arme vor der Brust verschränkte.
"Offensichtlich stalkst du mich... erst heute Mittag und jetzt hier."
Ich war verwundert. "Erstens war das ein Zufall, und was meinst du mit 'jetzt hier'? Das hier ist mein Chill-Spot."
"Oh... Zufall? Meiner auch."
"Warum habe ich dich hier nie gesehen?" murmelte ich eher zu mir selbst als zu ihm.
"Weil ich arbeite, darum."
Ich trank einen Schluck von meinem Durstlöscher. "Soldat... an der Front?"Er erwiderte meinen Blick kein einziges Mal, obwohl er sicher wusste, dass ich ihn die ganze Zeit ansah.
"Dir ist der Button an meinem Oberarm aufgefallen."
War das jetzt gut oder schlecht?
"Aber ja," fügte er kühl und ruhig hinzu, wie die Male zuvor.Es war echt nicht leicht, ihn zu durchschauen. Er zeigte kaum Interesse, nichts. Ich wandte meinen Blick von ihm ab und sah in die Ferne, wie er es die ganze Zeit getan hatte.
"Wie alt bist du?" fragte ich schließlich.
"21," antwortete er schroff.
Mhm... Vier Jahre Unterschied, das ist ja nicht viel.Von ihm kam keine Gegenfrage. Vielleicht hatte er kein Interesse? Oder zu viel Stolz? Sicher nicht.
"Mhm... ich bin 17," sagte ich schließlich.
Er gab nur ein leises "Mhm" von sich.Es wurde langsam dunkel, also beschloss ich, nach Hause zu gehen. Ich nahm meine Tasche und kletterte wieder leicht von der Mauer herunter.
"Nun gut, ich geh dann mal."
Von ihm kam nur ein Nicken. Als ich schon ein paar Schritte gemacht hatte, kamen mir wieder all die Gedanken in den Kopf, wie oft ich an seine Augen gedacht hatte. Ich drehte mich zu ihm um, meine Hände leicht verschränkt.
"... Sehen wir uns wieder?"
Er schaute zu mir mit seinen kalten, grünen, tiefen, leeren Augen.
"Vielleicht."Ein 'Vielleicht'? Vom gesichtslosen und namenlosen Soldaten.
Ich nickte und setzte meinen Weg nach Hause fort.Seltsamer Typ... aber irgendetwas an ihm gefiel mir, vielleicht weil er so distanziert war oder seine generell kalte Art. Jane hatte doch nicht recht... Ich sah ihn jetzt schon zum dritten Mal. Zufällig? Und wir redeten sogar.
"Vielleicht," wiederholte ich seine letzten Worte leise. "Verdammt."
Vielleicht sollte ich morgen noch einmal zur selben Zeit kommen?
Wäre eine gute Idee. Ich sah noch einmal zurück zu dem Soldaten und lief dann weiter, während der warme Wind meine Haut streifte und meine Haare leicht herumwirbelten. Ich seufzte leise, während ich weiterlief und meine Schuhe sanft auf dem Boden klangen.Ich bezweifle, dass ich heute Abend schnell einschlafen werde, weil ich ständig an ihn denke... Seine Stimme, seine Augen, sein Auftreten. Warum blieb er so sehr in meinem Kopf hängen? Das ist doch unnormal... vielleicht, aber nein—doch, ich kenne ihn ja nicht mal!
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Across the Distance (german [Militär])
RomanceIn dieser Geschichte geht es um zwei gebrochene Seelen, die zueinander finden, sich verlieben und versuchen, sich gegenseitig zu heilen, obwohl sie weit voneinander entfernt sind. [Die Story basiert auf wahren Begebenheiten, jedoch wurden einige Det...