Die Jahre schienen wie im Fluge zu vergehen.
Euer Leben hatte sich von einer Reise voller Abenteuer, Ungewissheit und leidenschaftlicher Musik zu einem sanften Fluss entwickelt, der euch immer weiter führte.
Die Musik war nach wie vor ein zentrales Element in eurem Leben, aber sie hatte sich in etwas Tieferes verwandelt: ein Ausdruck der Liebe, der Ruhe und der Vollkommenheit, die ihr als Familie erreicht hattet.
Euer Kind wuchs heran, und mit jedem Tag spürtet ihr, wie seine eigene Persönlichkeit stärker wurde.
Die Liebe zur Musik, die ihr ihm mitgegeben hattet, blühte in ihm auf.
Es begann, eigene Melodien zu erfinden, eigene Instrumente auszuprobieren, und bald war es klar, dass Musik nicht nur eure gemeinsame Leidenschaft war, sondern auch das Geschenk, das ihr an die nächste Generation weitergegeben hattet.
Eines Nachmittags, als euer Kind an einem sonnigen Tag im Musikzimmer saß und mit Hingabe Klavier spielte, trat Richard leise zu dir und legte eine Hand auf deine Schulter.
Ihr standet beide in der Tür und beobachtet, wie euer Kind, nun fast ein Teenager, in die Welt der Musik eintauchte- so, wie ihr es einst getan hattet.
,,Es ist unglaublich, oder?" flüsterte Richard, während er sich ansah.
,,Wir haben das alles zusammen aufgebaut. Und jetzt sehe ich, wie unser Kind seine eigene Reise beginnt."
Du nicktest, die Augen voller Stolz und ein Lächeln auf den Lippen.
,,Ja, es ist schön, oder? All die Jahre, all die Musik, all die Liebe- und jetzt dürfen wir zusehen, wie das, was wir begonnen haben, in unserem Kind weiterlebt."
Richard legte seinen Arm um dich, und ihr standet eine Weile schweigend da, den sanften Klängen lauschend, die aus dem Raum vor euch kamen.
Es war ein Moment, in dem ihr beide die Tiefe eurer Reise spürtet- nicht nur als Musiker, sondern als Partner und Eltern.
,,Erinnerst du dich, wie alles begann?" fragte Richard nach einer Weile, seine Stimme weich und voller Erinnerungen.
Du lachtest leise.
,,Natürlich erinnere ich mich. Das kleine Theater, die ersten gemeinsamen Proben, die Unsicherheiten und all die Abenteuer, die folgten."
,,Und jetzt sind wir hier", sagte er nachdenklich.
,,Es ist, als ob sich der Kreis schließt."
Diese Worte trafen dich tief.
Ja, der Kreis hatte sich geschlossen.
Von den ersten Tagen eurer Partnerschaft, als alles noch neu und voller Aufregung war, bis hin zu diesen Momenten des Friedens, in denen ihr mit einer Zufriedenheit auf euer Leben blicktet, die ihr euch früher nicht hättet vorstellen können.
Die Unsicherheiten und der Druck, die euch einst begleiteten, waren verblasst.
An ihrer Stelle war eine tiefe, beständige Ruhe getreten.
Euer Kind spielte weiter, seine Finger glitten leicht über die Tasten, und du konntest sehen, dass es dieselbe Leidenschaft und Hingabe für die Musik entwickelt hatte wie ihr beide.
Es war, als würde es in der Musik seine eigene Stimme finden, so wie ihr es einst getan hattet.
,,Es wird seinen eigenen Weg gehen", sagte Richard leise, als ob er deine Gedanken gelesen hätte.
,,Und wir werden immer da sein, um es zu unterstützen."
Du nicktest.
,,Ja, wir haben ihm alles gegeben, was wir konnten. Jetzt liegt es an ihm, seine eigene Melodie zu finden."
Im Laufe der Zeit begann sich das Leben weiter zu entfalten, und ihr fandet immer wieder neue Wege, euch in der Musik und im Alltag zu verlieren.
Ihr reistet weniger, aber die Auftritte, die ihr gemeinsam gabt, wurden immer bedeutungsvoller.
Es waren keine großen Bühnen mehr, keine ausverkauften Hallen, sondern intime, ruhige Abende, an denen ihr eure Musik mit den Menschen teiltet, die sie am meisten schätzen.
Ein besonderes Konzert gab es in einem kleinen Theater in der Stadt, in der alles für euch begonnen hatte.
Es war, als hättet ihr den Kreis geschlossen, indem ihr dorthin zurückkehrtet, wo ihr einst eure Reise als Musiker und als Paar begonnen hattet.
Diesmal war es anders.
Ihr wart nicht mehr die jungen, aufstrebenden Künstler, die ihren Platz in der Welt suchten.
Ihr wusstet genau, wer ihr wart und was eure Musik bedeutete.
Als ihr auf der Bühne standet, spürtest du eine tiefe Ruhe in dir.
Richard spielte die ersten Akkorde, und du wusstest, dass dies einer der besonderen Momente war- einer dieser Augenblicke, in denen alles im Leben Sinn ergibt.
Die Melodien, die ihr spieltet, waren keine flüchtigen Töne mehr, sondern eine Lebensgeschichte, in Noten gegossen.
Nach dem Konzert, als ihr beide Backstage saßt, die Hände ineinander verschlungen, sprach Richard aus, was ihr beide fühltet: ,,Das war der Höhepunkt. Ich glaube, das war der Moment, auf den wir unser ganzes Leben lang hingearbeitet haben."
Du sahst ihn an, deine Augen voller Liebe.
,,Ja, das war es. Aber weißt du was? Es gibt immer noch mehr zu erleben. Noch mehr Momente, die wir teilen können."
,,Das stimmt", sagte er lächelnd.
,,Das Leben hält immer neue Melodien bereit."
In den folgenden Jahren blieb die Musik ein Teil eures Alltags, aber sie verlor den Drang nach Perfektion, den sie einst gehabt hatte.
Sie wurde zu einem stillen Begleiter, der euer Leben bereicherte, ohne es zu dominieren.
Ihr beide wusstet, dass das Wichtigste nicht die Musik selbst war, sondern die Liebe, die ihr durch sie gefunden hattet.
Euer Kind, das nun zu einem jungen Erwachsenen herangewachsen war, ging eigene Wege, aber die Musik blieb auch für es ein treuer Begleiter.
Manchmal spielte es für euch, manchmal für sich selbst- und in jedem Ton konntet ihr die Spuren eurer gemeinsamen Reise hören.
Eines Abends, als ihr zusammen auf der Veranda saßt, den Sonnenuntergang betrachtend, legte Richard seine Hand auf deine und flüsterte leise: ,,Wir haben es wirklich geschafft, oder?"
Du sahst ihn an, dein Herz erfüllt von Dankbarkeit und Liebe.
,,Ja, das haben wir."
Und so schloss sich der Kreis eurer gemeinsamen Reise.
Die Melodie eures Lebens spielte weiter, sanft und ruhig, getragen von der Liebe, die ihr füreinander und für die Musik empfandet.
Ihr wusstet, dass es noch viele weitere Momente geben würde, viele weitere Melodien, die euer Leben begleiten würden.
Doch in diesem Augenblick, auf der Veranda sitzend, wusstet ihr beide, dass ihr alles erreicht hattet, wovon ihr je geträumt hattet- und mehr.
Der Kreis hatte sich geschlossen, aber die Musik würde niemals enden.
