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Amira

Die Fahrt verläuft in einer angespannten Stille. Ich starre aus dem Fenster, während meine Gedanken wie ein wildes Durcheinander in meinem Kopf kreisen. Was ist das überhaupt zwischen uns? Kenan lässt mich glauben, dass da mehr ist, und dann tut er so, als wäre nichts gewesen. Als wäre ich nichts. Meine Wut kocht in mir hoch, aber sie vermischt sich mit einer verwirrenden Unsicherheit. Was fühle ich überhaupt? Was will ich von ihm? Ich weiß es selbst nicht mehr.

Als das Auto vor meinem Haus zum Stehen kommt, reicht es mir. Ich reiße die Tür auf und steige aus, ohne ihm auch nur einen Blick zu schenken. Ich will einfach nur weg von ihm, weg von dieser verwirrenden Situation. Doch kaum habe ich ein paar Schritte gemacht, höre ich seine Stimme hinter mir.

„Amira, warte!" Kenans Stimme klingt drängend, aber ich gehe schneller. Ich kann das nicht mehr hören. Nicht jetzt.

„Amira!" Seine Stimme wird eindringlicher, und bevor ich es realisiere, hat er mich eingeholt und greift nach meinem Handgelenk. „Hör auf, einfach wegzulaufen."

Ich reiße mich aus seinem Griff, mein Blick ist hart und kalt, obwohl mein Herz rast. „Was willst du, Kenan?" Meine Stimme klingt schärfer, als ich es geplant hatte, aber ich kann mich nicht mehr beherrschen. „Du kannst doch nicht erwarten, dass ich einfach so weitermache, als wäre alles in Ordnung. Du ziehst mich in deine Nähe, lässt mich denken, dass..." Ich stocke, weil ich das Wort nicht über die Lippen bringe. „...dass da mehr ist. Und dann tust du, als wäre nichts passiert."

Kenan sieht mich an, als würde er nach den richtigen Worten suchen. „Es ist nicht so, wie du denkst."

„Ach, wirklich?" Ich lache trocken, doch meine Unsicherheit macht sich bemerkbar, während ich ihn ansehe. „Dann erklär es mir, Kenan. Erklär mir, warum du erst so tust, als wären wir..." Wieder halte ich inne, weil ich mir selbst nicht sicher bin, was wir eigentlich sind. Freunde? Mehr? „...und dann ignorierst du mich plötzlich."

Er reibt sich den Nacken, als ob er selbst nicht genau wüsste, wie er es erklären soll. „Ich habe nichts ignoriert, Amira. Ich..." Er hält kurz inne, bevor er weiter spricht. „Es ist einfach kompliziert. Du bringst mich durcheinander."

Ich spüre, wie sich ein Stich in meiner Brust ausbreitet. „Durcheinander?" Meine Stimme klingt nun ruhiger, aber der Schmerz ist nicht zu überhören. „Und deshalb lässt du mich glauben, dass alles egal ist? Dass es nur ein Spiel war?"

Kenan tritt einen Schritt näher, und ich merke, wie mein Herz schneller schlägt. „Es war kein Spiel, Amira. Du verstehst das falsch. Ich..."

„Hör auf!" Ich hebe die Hand, um ihn aufzuhalten. „Ich will deine Ausreden nicht hören. Du bist derjenige, der sich zurückzieht. Der, der mich durcheinander bringt! Ich weiß nicht mal mehr, was ich für dich fühle, und du machst es nur schlimmer!" Es kommt schneller aus mir heraus, als ich es kontrollieren kann.

Er sieht mich mit einem intensiven Blick an. „Und du denkst, ich wüsste, was ich fühle? Ich habe noch nie so für jemanden empfunden, und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll."

Ich spüre, wie mein Herz einen Moment lang stillsteht. „Das ist kein Grund, mich so zu behandeln."

„Es ist nicht Alisa, Amira," sagt er plötzlich, als hätte er erraten, was mir wirklich durch den Kopf geht. „Sie bedeutet nichts. Du bist es, die mich verrückt macht. Du bist diejenige, die ich..." Er stoppt kurz und sieht mich an, seine Augen voller Emotionen, die er nicht in Worte fassen kann.

Ich mache einen Schritt zurück, unsicher, wie ich auf all das reagieren soll. Meine Gedanken sind ein einziges Chaos, und ich weiß nicht mehr, was richtig oder falsch ist. Doch bevor ich irgendetwas sagen kann, zieht Kenan mich zu sich. Sein Griff ist fest, fast verzweifelt, und bevor ich es realisiere, spüre ich seine Lippen auf meinen.

Es ist, als ob alles um uns herum für einen Moment stehen bleibt. Der Kuss ist intensiv, nicht vorsichtig oder sanft, sondern voller unausgesprochener Gefühle. Ich bin überrascht, doch mein Körper reagiert, bevor mein Verstand überhaupt begreift, was passiert. Die Verwirrung, die Wut, all das verschwindet für einen kurzen Moment, und alles, was bleibt, ist die Verbindung zwischen uns.

Als er sich langsam von mir löst, bleibt seine Stirn an meiner, sein Atem ist schwer, genau wie meiner.

Ich stehe da, immer noch benommen von dem, was gerade passiert ist. Mein Herz rast, und obwohl ich versuche, mich zu fassen, spüre ich, wie mein Widerstand zu bröckeln beginnt. „Du kannst nicht einfach alles mit einem Kuss lösen, Kenan," flüstere ich, doch meine Stimme ist leise und brüchig.

Er sieht mich an, seine Augen sind ernst.
„Es war nicht nur ein Kuss. Es war das, was ich die ganze Zeit nicht sagen konnte."

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Im nächsten Kapitel werde ich einen Zeitsprung machen, da mir die bisherige Entwicklung zu lange dauert.

Our Destiny|| Kenan yildizWo Geschichten leben. Entdecke jetzt