Der Weg zur Uni war wie immer langweilig gewesen, doch hatte er heute etwas tolles an sich gehabt, da ich viel an das gestern geschehene denken konnte. Ich war so glücklich und ich wollte das dieses Gefühl nie wieder endete. Ich hatte den Kuss von gestern, die ganze Nacht lang in meinem Kopf rumschwirren gehabt. Das Gefühl auf meinen Lippen, das kribbeln im Bauch, das alles wollte bis jetzt immer noch nicht verschwinden und es machte mich auf komische Weise sehr hyperaktiv. Ich war diesen Morgen zu spät aufgestanden, da ich die ganze Nacht nicht gut schlafen konnte. Ich war schnell ich meine Klamotten geschlüpft, hatte ein Brot inhaliert und war aus der Tür gestürmt und obwohl ich vor einer halben Stunde noch gehetzt in meiner Wohnung herum gestürmt war, befand ich mich in meiner ganz eigenen Ruhe, die ich ausnahmsweise aushielt. Ich lebte nie in Ruhe, es war mehr so, als würde ich viele Geräusche hören, ich konnte aber nicht genau sagen welche. Es war wie eine Art Trance, die mich auf komische weise beruhigte. Vielleicht war es auch ganz normal und ich empfand es einfach nur als merkwürdig, obwohl es das normalste der Welt war. Ich wusste es nicht und musste es nicht wissen, da man nicht alles wissen musste, war das nicht so? Der Vormittag in der Universität war gleichgültig wie immer verlaufen, außer diesem einen Drama das sich heute in der vierten Stunde abgespielt hatte. Ein Mädchen hatte ihrem Freund angeschrien und gesagt, er würde sie betrügen. Der Betroffene hatte zugestimmt, worauf sie ihm eine fette Backpfeife gab, die man im gesamten Saal hören konnte. Einige hatten anerkennend gepfiffen, andere fingen an miteinander zu tuscheln, dass das Mädchen das die heiße Geliebte sein solle, auch auf diese Uni ging und dann ging halt so gewöhnlicher Tratsch los. Ich war in der Gemeinschaft der Gruppe nicht wirklich inkludiert, da ich es nicht für notwendig hielt, zwischen dem Gerede der Professoren selbst reden zu müssen. Ich war generell nicht so die Person die gerne Smalltalk führte. Ich ging viel lieber mit Personen die ich kannte, auf tiefere, emotionale Ebenen. Ich fand das man sich da viel mehr öffnete und mehr von sich offenbarte, als es alle möglichen Verhaltensweisen es jemals zeigen konnten. "hey, Elia oder? Warum bist du am Montag aus dem Kurs gestürmt?", fragte mich mein Sitznachbar, den ich in diesem Kurs noch nie gesehen hatte. Ich hatte anscheinend ein dummes Gesicht gemacht, da er erklärte: "Ich sitze meistens drüben in der Ecke und halte mich eher bedeckt, aber als du so aus dem Kurs gestürmt bist, waren alle für die ganze restliche Stunde, die gesamte Zeit über; Totenstill! Das hättest du sehen müssen. War echt wild.", redete er vor sich hin, ohne überhaupt Luft dazwischen zu holen. Ich nickte, ein wenig unbeholfen, was ich jetzt genau darauf antworten sollte. "Ja... Wollte eigentlich nicht so einen dramatischen Abgang machen, wäre aber blöd gewesen, hier alles voll zu kotzen..."
"Oh shit! Ich wusste nicht das es dir so schlecht ging. Sorry, sonst hätte ich das nicht so gesagt. Dir geht's besser oder?", fragte er besorgt mit einem schuldigen Blick. "Alles gut. Du konntest ja nicht wissen, das ich mich übergeben musste. Ja, mir geht's besser, ich hatte tolle Hilfe." Wen ich daran zurück dachte, dass das die Zeit mit Aaron gewesen war, fing mein Herz an zu hüpfen und Purzelbäume zu schlagen. Ich hatte heute noch nichts von ihm gehört, machte mir aber relativ wenig Sorgen, da ich mir die bei Aaron so gut wie nie machte. Doch trotzdem vermisste ich ihn, nach nicht mal einem Tag, den wir getrennt voneinander waren. Ich vermisste den Blick, mit dem er mich musterte, die Art, wie er die Worte sagte, die mich so sehr berührten, die Taten, die mich wahnsinnig werden ließen. Ich war traurig unsere Freundschaft in gewisser Weise zerstört zu haben, doch auch unendlich froh, jetzt zu meinen Gefühlen stehen zu können, die mich so lange verwirrt hatten. Ich hatte bis vor kurzem noch Probleme gehabt, ich wusste nicht ob ich auf Männer stand. Mein Vater, hatte immer offen gesagt, wie er diese Art der Liebe fand, widerlich, ekelerregend, nur was für keine richtigen Männer. Als ich in die Mittelschule kam, verstand ich mehr, von was er immer redete, wie er es meinte und bekam Angst, jemals so zu fühlen oder auch nur einen Jungen hübsch zu finden. Ich hatte Angst, so zu werden ', und zu wissen, dass mein Vater mich verabscheute. Ich liebte ihn und wollte diese Liebe nicht auf die Probe stellen. Manchmal hatten sich meine Eltern unten, im Wohnzimmer, in dem ich so gerne meine Nachmittage verbracht hatte, angefangen zu streiten und mich nicht mal bemerkt. Ich war stumm aus meinem kuscheligen Sessel geschlichen und hatte mich oben in meinem Zimmer auf mein Bett gesetzt und laut die Musik auf meinem Handy aufgedreht. Stumm waren mir unzählige tränen über meine leicht dicken Wangen gelaufen. An solchen Tagen, ging ich hungrig, traurig, und energielos ins Bett. Ich hatte mich nicht getraut, auch nur einen Schritt auf die Treppe, da ich es nicht aushielt. Meine Eltern hatten sich doch lieb? Genau diesen Satz, hatte ich immer und immer wieder, in meinem Kopf abgespielt und geglaubt, bis sie mir sagten, sie ließen sich scheiden. Ich war am Boden zerstört. Wir waren immer glücklich gewesen, hatten spiele zusammen gespielt und Ausflüge gemacht. Mein Vater hatte mit mir auf der Couch gekämpft während Mama nur zu gesehen hatte, und lachte. Mein 14 Jähriges Ich, hatte damals nicht viel über Scheidung gewusst, da ich über sowas auch nie nachdenken musste, doch als mir meine Eltern, die sich über alles liebten, sagten, sie lieben sich nicht mehr, brach für mich eine Welt zusammen. Ich blieb bei meiner Mutter, doch wusste ich bis heute nicht warum, sie hatte mir nur gesagt, das Vater irgendwann mal Probleme mit kriminellen Sachen gehabt hatte, aber mich hatte es nie wirklich interessiert. Seit er weg gewesen war, fing meine Mutter an, mir zu sagen, das egal wen ich jemals lieben würde, sie würde immer hinter mir stehen und in jeglicher Hinsicht unterstützen. Ich wusste, dass sie es wirklich so meinte und doch fühlte sich mein gesamtes Leben, zu dieser Zeit wie eine unendlich große Lüge an. Dann kam ich in die Oberstufe und noch mehr Chaos, zerwühlte mein Leben. In einer kalten Dezember Woche erfuhr ich, dass mein Vater gestorben war. Nachdem meine Mutter mir nicht verraten wollte, weswegen, setzte ich mich hin und fand es selbst heraus. Er hatte eine Überdosis an Drogen gehabt und diese Information war mir tief bis ins Knochenmark gegangen. ich hatte endlich verstehen können, warum mein Vater manchmal so ausgerastet ist, unter warum er immer kleine Päckchen unter seiner Unterwäsche versteckt hatte. Meine ganze Kindheit hatte auf einmal so viel Sinn gemacht, dass es mir wirklich weh getan hatte. Es hatte Löcher in mein herz gerammt, die schönen Erinnerungen mit Papa gab es nicht mehr, nur noch den Vater, der so getan hatte. Ich hatte viel geweint, mein Zimmer war mein Lieblingsort gewesen, auch wenn Mama mir einen neuen Sessel gekauft hatte. Er war wunderschön, sogar noch mehr kuscheliger, als der alte, doch waren in diesem Raum zu viele Erinnerungen, die mich drohten, an meinen Abgrund zu bringen. Ich war am Boden zerstört und genauso war es meine Mutter. Ich ging in die Schule, erledigte Hausarbeiten, ging in mein Zimmer und dachte. Manchmal scrollte ich auch einfach auf Sozialen Medien herum, da es ein guter Zufluchtsort war. Ich entfernte mich jedoch nicht von meiner Mutter. Auch wenn wir nicht mehr so viel miteinander taten, verstanden wir unsere gegenseitigen Schmerzen und konnten verstehen. Manchmal ließ ich mich in ihre Arme fallen und vergaß die Welt. Es waren Tage, an denen es schlimm war, andere Leute zu sehen, die so viel Positivität ausstrahlen konnten. Ich war neidisch, genauso auf den neuen jungen der in unsere Klasse kam. Ich fand ihn ziemlich cool, doch hätte ich das niemals zugegeben. Er fuhr sogar ein paar Stationen mit meinem Bus, weshalb es etwas in meinem Leben war, das veränderte. Ich ging in die Schule und dachte daran, ihn sehen zu können. Ich war neidisch, doch konnte ich nie sagen warum. Eines Tages, mussten wir ein Projekt zusammen machen und wie in letzter Zeit so oft verkroch ich mich in meinem Schneckenhaus. Er bemerkte es, fing aber ganz normal an sich vorzustellen, mit einem Dauergrinsen auf den Lippen. Ich war von seiner offenen Art so überrascht, dass ich einfach meine Comfortzone verließ. Ich stellte mich vor und merkte, dass er mich nicht kannte und ich bei ihm anders sein konnte. So, hatten Aaron und ich uns kennengelernt. Sehr unromantisch, jedenfalls im allgemeinen Auge. Ich liebte diese Begegnung und ging sie seit früher immer wieder durch und musste immer lächeln. Aaron war die Person gewesen, die mir mein Lächeln zurückgebracht hatte. Er hatte mich wieder gut, nicht lächerlich, fühlen lassen. Er hatte mir das Gefühl gegeben, Genug zu sein und ich liebte ihn bis heute dafür. Aaron und ich hatten nach unseren Projekt, dass wir mit einer Eins bestanden hatten, Nummern ausgetauscht und uns jeden Tag geschrieben. Irgendwann fingen wir auch in der Schule an, mehr miteinander zu reden, zusammen im Unterricht zu sitzen, die Pause miteinander verbringen. Wir trafen uns am Wochenende, dann unter der Woche, und irgendwann, saßen wir in meinem Wohnzimmer und erzählten uns über unser Leben. Ich erfuhr vieles, dass mich überzeugte, nicht der einzige zu sein, Hilfe haben zu können und meine beste Hilfe, hatte ich die ganze Zeit an meiner Seite. War hatten uns zum Abschied umarmt, nicht einfach nur einen Handschlag gemacht. Viele fanden unsere Freundschaft in der Schule komisch, sagten, wir sollen aufhören so schwul zu sein und jedes verdammt Mal, interessierte es uns einen Scheiß. Ich hatte soviel von Aaron gelernt und er von mir. Wir hatten uns perfekt ergänzt. Das Taten wir immer noch. Und genau aus diesem Grund, liebte ich ihn und konnte es auch endlich zugeben. Ich hatte mich angeschissen, ihm zu sagen, was in meinem Herzen schon seit langer Zeit vor sich ging, da ich diese besondere Verbindung, die wir hatten, nicht zerstören wollte, doch heute hatte ich verstanden, dass sie uns nur noch mehr zusammengebracht hatte. Sie hatte die offensichtlichen Dinge einfach normal gemacht. In Wirklichkeit konnte man meinen, dass wir schon lange mehr als nur eine Freundschaftliche Beziehung hatten, doch wollten wir es aus welchem Grund auch immer, nicht zugeben. Als ich aus meiner Merkwürdigen Trance wieder erwachte, packten alle um mich herum schon zusammen und ich bemerkte, dass die Stunde schon vorbei sein musste. Der Junge der vorhin noch mit mir geredet hatte, war weg. Irgendwie war mir diese Begegnung komisch vorgekommen. Er wollte offensichtlich über mein Verschwinden reden, doch warum interessierte ihn das so sehr? Warum interessierte ich ihn so sehr? Ich konnte mir nicht länger Kopf darüber machen, da ich beschloss auch mal meine Sachen einzupacken. Ich hatte jetzt eigentlich noch eine Vorlesung, doch war ich in diesem Thema schon weiter, als was wir gerade besprachen, weshalb ich mich dazu entschied, nachhause zu gehen. Es fühlte sich irgendwie komisch und falsch an, nicht jede Stunde in der Uni zu sein, in denen ich Vorlesungen hatte, doch konnte ich es mir in diesem Kurs wirklich erlauben, einmal zu fehlen. Ich sah auf meinem Weg nicht die vertrauten Leute, die ich sonst jeden Nachmittag zu Gesicht bekam, da ich früher unterwegs war. Es fühlte sich, wirklich komisch an. Als ich an meinem Wohnblock ankam, lief mir ein Schauer den Rücken herab. Was war bloß los mit mir? Warum, fühlte sich alles in diesem Moment so falsch an? Und warum, fand ich das Okay? Ich kam an meiner Wohnung an, und nahm verwirrt den Geruch von Pasta wahr. Warum roch es aus meiner Wohnung kommend, nach frisch gekochtem Essen? Ich war weiterhin verwirrt, holte aber dennoch meine Schlüssel aus meiner Tasche um aufzusperren. Plötzlich bemerkte ich, dass mein Schlüssel nicht in meinem Rucksack war. Verdammt! Hatte ich heute Morgen vergessen abzusperren? Ich probierte die Tür aufzumachen, und tatsächlich, bekam ich sie ohne aufsperren auf. Hoffentlich wurde nichts gestohlen, dachte ich mir. Je näher ich meiner Küche kam, desto intensiver wurde der penetrante Geruch nach Pasta. Meinem Lieblingsessen. Ich zog meine Schuhe aus, schmiss sie hin und ging so schnell mich meine Beine trugen in die Küche in der ich geschockt stehen blieb. In meiner Küche stand Aaron und kochte Pasta. "Was tust du hier?", fragte ich geschockt, mit einem kichern. Aaron sah so...süß aus. Aaron drehte sich um und strahlte mich mit seinen wunderschönen Augen an. "Ich habe mir gedacht ich mache dir eine schöne Überraschung.", antwortete er mir, mit einem frechen Grinsen. "Wie bist du in meine Wohnung gekommen?", fragte ich immer noch verwirrt, aber beruhigt, das nicht irgendein Räuber in meiner Wohnung Pasta kochte. "ich habe mir deinen Schlüssel genommen? Also, den unter dieser Matte vor deiner Tür. Du weißt was ich mein, oder?" Ich war nur noch mehr verwirrt, lachte aber trotzdem. "Ich habe einen Schlüssel, für meine Wohnung, unter meiner Fußmatte? das wusste ich gar nicht aber gut zu wissen, danke.", sagte ich mit einem undefinierbaren Lachen. Ich ging auf Aaron zu, der vor der Herdplatte stand, und gerade in den Nudeln umrührte. ich schlang von hinten meine Arme um ihn, und sog seinen Duft ein. "Rieche ich so gut?", fragte er nach meiner Geste. "Mhm.", murmelte ich in seinen Pullover. Ich drückte mich immer mehr an ihn, bis er sich endlich umdrehte und richtig in den Arm nahm. "Ist alles ok?", fragte mich Aaron, ein wenig besorgt. "Ja, denke schon." "Sicher?", erkundigte sich Aaron. Ich nickte nur was ihm Antwort genug war. Er wusste das ich nichts von ihm zu verstecken hatte und er sich keine Sorgen machen musste, dass ich ihn anlog. Seit gestern, hatte ich dieses komische Gefühl, als würden Aaron und ich schon seit langem, so vertraut und echt miteinander sein, doch waren wir das nicht immer. Ich kann mich noch erinnern, wie oft Aaron nicht mit mir über seine Laune reden wollte, doch ging es ihm mit mir nicht viel anders. Seit diesem Kuss, fühlte sich alles so selbstverständlich an, so richtig und echt. Langsam löste ich mich aus unserer Umarmung, blieb seinem Gesicht aber so nah wie es mir möglich war. Ich legte meine Stirn an seine, vorsichtig näher und noch näher kommend. Aaron beugte sich vor, und schloss damit den Abstand, der noch zwischen uns gewesen war. Seine weichen Lippen waren Balsam für meine. Meine rauen, die es genossen, seine vollen und perfekten zu spüren. Der Kuss war nicht voller Verlangen, er war zärtlich, wir fielen nicht übereinander her, sondern küssten uns einfach nur mit einer Vorsicht, die wir beide teilten. Ich löste mich von ihm, er hatte immer noch seine Augen geschlossen, doch lächelte mich mit leicht rötlichen Wangen an. In diesem Moment würde ich mich überall am falschen Platz fühlen, denn hier, mit ihm, war eindeutig mein richtiger Platz und diesen wollte ich so schnell nicht mehr verlassen.
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Das Unerwartete Ende
RomanceAaron und Elia. Zwei beste Freunde. Sie beide Leben mit der Vergangenheit. Eine ganz normale langweilige Geschichte...Oder?