8. Die Drachenreiter

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Hicks Sicht: Als ich an diesem Abend in Bett ging, schlief ich sehr zufrieden ein. Morgen würden wir gleich anfangen, für die Zwillinge und Leon Hütten zu bauen. Außerdem wäre es sinnvoll, Patrouillen zu organisieren, die mehrmals am Tag die Insel umfliegen und nach Feinden Ausschau halten, denn wenn wir uns die Drachenjäger zum Feind machen, was wir eigentlich eh schon gemacht haben, werden sie uns suchen. Mein bester Freund Ohnezahn, heizte zufrieden seine Steinplatte auf und rollte sich auf ihr zusammen und kurze Zeit später lag ein schnarchender Nachtschatten ein paar Meter entfernt von mir. Meine Gedanken schweiften ab zu Astrid. Was würde sie zu alle dem hier sagen? Was wollte mir Heidrun eigentlich vorhin bei meiner Ankunft sagen. Ohne weiter Zeit zu verschwenden, lief ich leise zu Der Hütte mit dem Klingenpeitschlingkopf aus Holz und klopfte an. Tatsächlich war sie noch wach und übergab mir lächelnd ein zusammengerolltes Pergamentpapier. Schnell verabschiedete ich mich mit einem „Gute Nacht" und eilte zurück in mein kleines Haus. Dort angekommen setzte ich mich an meinen Schreibtisch und zündete eine Kerze an. Zum Glück hatte ich mir gleich einen Kamin mit eingebaut in meine Hütte, der fast durchgehend an war, um im Winter alles hier schön warm zu halten. Im flackerndem Licht der Kerze rollte ich das Papier vorsichtig auseinander, als wäre es ein Schatz und begann zu lesen.

Hallo Hicks,

hier ist Astrid. Ich habe lange nichts mehr von dir gehört, allerdings habe ich auch nicht geschafft, dir etwas zu schicken, da ich zurzeit das Gefühl habe, ständig beobachtet zu werden. Wenn ich im Wald bin, höre ich oft ein Rascheln hinter mir, und sehe einen Schatten weghuschen. Ich denke aber nicht, dass es ein Wikinger ist, oder zumindest keiner von Berk. Der schatten ist dafür viel zu groß. Ich wollte fragen, ob du das vielleicht bist. Falls nicht, ist dass nicht schlimm, ich werde es schon noch herausfinden, wer dahintersteckt. Jedenfalls habe ich mich nicht getraut dir was zu schreiben, weil ich Angst hatte, dass die anderen daher vielleicht herausfinden könnten, dass du noch lebst. Zurzeit streiten meine Eltern echt viel und ich fühle mich nicht gut. Dazu kommt, dass meine kleine Schwester sich verletzt hat und schon seit einer Woche bei Gothi liegt und bis jetzt kein einziges Mal aufgewacht ist. Ich hoffe dein Leben verläuft besser. Das, was du in deinem letzten Brief geschrieben hast, klang echt toll! Leben du und Heidrun noch auf der Drachenbasis? Ich hoffe ihr habt den Winter gut überstanden! Grüße sie und ihren Dachen von mir und natürlich auch Ohnezahn! Übrigens kam gestern ein Drachenjäger namens Vigo Grimmborn hier auf Berk vorbei. Er hatte eine riesige Schiffsflotte mit über fünfzehn Schiffen! Alle waren schwer beeindruckt und er hat gefragt ob ein paar von uns jüngeren Berkianern eine Ausbildung zum Drachenjäger machen wollen! Rate mal wer gleich hochgesprungen ist und geprahlt hat, er würde der beste Schüler sein, den Vigo je hatte. Natürlich Rotzbacke. Fischbein hat abgelehnt und ich wollte auch nicht, aber Haudrauf hat gemeint, es sei eine gute Erfahrung für uns alle, so fahren ich, die zwei beklopten Zwillinge, der übermütige Rotzbacke und Fischbein morgen los zu Vigos Stützpunkt. Wir werden dort den ganzen Sommer verbringen. Ich könnte kotzen. Mein Vater war nicht sehr begeistert, konnte aber nichts einwenden. Wenn du diesen Brief hierließt, bin ich wahrscheinlich schon unter den Drachenjägern. Ich erwarte keine Antwort auf diesen Brief, denn es ist viel zu riskant, einen Brief hier her zu schicken. Trotzdem würde ich mich über ein kleines Lebenszeichen von dir freuen.

Mit feurigen Grüßen

Astrid Hofferson

Ich ließ mich zurück in meinen Stuhl fallen, um das alles besser zu verarbeiten. Da spürte ich schon eine schuppige Nase an meinem Rücken und Ohnezahn sah mir mit riesigen Augen über die Schulter. Ich war anscheinend so vertieft in diesen Brief gewesen, dass ich nicht auf meinen Drachen geachtet habe. „Ich soll dich von Astrid Grüßen Kumpel.2, meinte ich zu ihm.

Ohnezahns Sicht: Astrid? Woher wusste er denn das? Mein Blick wanderte zu einem Stück ganz feiner Baumrinde oder Holz, ich weiß es nicht, was die Wikinger immer in komischen Zeichen bemalten. Wahrscheinlich war diese Stück von Astrid! Freudig fing ich an zu lachen und Hicks lächelte mich an. Er erzählte mir noch, was Astrid sonst geschrieben hatte, und dann gingen wir schlafen. Mittlerweile konnte ich die Wikinger schon fast problemlos verstehen, da mein Freund und ich während des Winters fleißig geübt hatten. Nach einer Ewigkeit legte ich mich wieder hin und schlief ein. Am nächsten Morgen fingen unsere Wikingerfreunde gleich an, Hütten zu bauen, während wir Drachen anfingen, Material zu beschaffen. Zum Beispiel holten wir zuerst Steine aus dem Steinbruch, der auf einem der Nachbarinseln lag. Es war schön in einer Gruppe zu fliegen. Damals war ich ein Einzelgänger. Manchmal habe ich den anderen Drachen bei Angriffen auf die Wikinger geholfen oder mich einfach in meine Höhle ganz oben in einem Berg in der Nähe ausgeruht. Hicks saß auf meinem Rücken und quatschte fröhlich mit den andere. Wir zwei flogen an der Spitze. Direkt hinter uns Heidrun und Leon und der Zipper bildete, dass Schlusslicht. Die Vier ganz hinter störte, dass keineswegs, denn so konnten sie uns die ganze Zeit mit kleinen Steinchen bewerfen. Trotzdem, Ich drehte meinen Kopf und sah, dass es den anderen genauso gefiel wie mir. Wir hörte erst auf mit der Arbeit, als die Sonne sich hinter dem Meer versteckte und anstatt ihr nun eine wunderschöne weiße Platte den sonst so dunkeln Himmel erhellte. Da die Hütte der Zwillinge so größer werden sollte als unsere, weil ja ein zweiköpfiger Drache und zwei Personen drin leben sollten, war ihre Hütte noch nicht fertig. Allerdings wurde es in dieser Nacht sehr warm, weshalb die Wikinger beschlossen, am Strand zu übernachten. Glücklich und zufrieden schliefen wir in einem Kreis um ein kleines Feuer ein. Als ein Sonnenstrahl mein Auge traf wachte ich auf und blickte dem Horizont entgegen. Da bemerkte ich ein Schiff am Horizont. Unruhig weckte ich die anderen auf. „Es wäre schlecht, wenn das ein Schiff unseres Gegners wäre!", sagte Leon noch mit einer sehr müden Stimme. „Dem Stimme ich zu! Wir werden es von unserer Insel weglocken. Steigt auf eure Drachen Drachenreiter! Wir werden über den Wolken zu ihm hinfliegen, dann sehen seine Fahrer hoffentlich nicht, aus welcher Richtung wir kommen.", sagte Hicks und landete gelichzeitig auf meinem Rücken und flüsterte mir noch etwas Ermutigendes zu und dann nahm ich Schwung auf und raste senkrecht durch die sehr tiefliegende Wolkendecke. Unser erster richtige Einsatz! Die anderen nahmen die gleiche Stellung wie gestern an und folgten mir und Hicks in Richtung des Schiffen. Zum Glück wehte heute kein Wind und das Schiff schien nicht wirklich vorwärtszukommen, denn schon nach kurzer Flugzeit erreichten wir es. Mein Reiter wollte aber vorerst über den Wolken bleiben. „Heidrun, du und Windfang fliegt nach unten, wenn ihr erkennt, dass es Drachenjäger sind dann greift an und wir kommen sofort nach. Falls es kein Jäger ist, dann kommst du zurück und dann fliegen wir als Gruppe hinunter zum Schiff." Wow, mein Hicks war schon richtig gut angekommen in seiner Anführerrolle. Als Heidrun sich nun auf erkundungstour begab, warten wir anderen nervös außer Sicht des Schiffes. Als sie kurze Zeit später zurückkehrte, wussten wir dass es sehr wahrscheinlich keine Drachenjäger waren und lauschten ihrem Bericht. Ich übersetzte nebenbei noch für die Drachen. „Es sind keine Drachenjäger sondern es ist Händler Johann. Du müsstest ihn sicherlich von Berk kennen. Anscheinend ist er von seiner Route abgekommen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob wir ihm trauen können Hicks, da er ja ein Handelsmann ist und alles für Geld macht.", erklärte sie. „Du hast Recht, außerdem würde er mich sofort erkennen. Wartet hier, ich habe mir vor kurzem eine Maske geschmiedet, dadurch kann man nur meine Augen sehen. Ich hole sie schnell mit Ohnezahn und dann fliegen wir zu ihm runter und lassen ihn erklären, was er soweit hier draußen macht.", meinte Hicks und schon sausten wir in Höchstgeschwindigkeit zur Insel zurück und ich landete etwas ungebremst vor unserer Hütte. Durch das hohe Tempo torkelte ich erst ein bisschen bevor ich wieder aufrecht stehen konnte. Mein Freund rannte schnell in das Innere unseres Hauses und kam ein paar Sekunden später wieder mit seinem Helm heraus. Es ging in gleicher Geschwindigkeit zurück und wir bremsten erst kurz vor der Gruppe ab. Der Gronkel schaute uns ängstlich entgegen, anscheinend hatte er Angst, dass wir ihn umhauen würden. Mit einem kleinen Zeichen setzten sich dann alle in Bewegung und wir segelten langsam hinab. Der Händler bemerkte uns erst jetzt. Mit aufgerissen Augen schaute er uns an, als ich auf seinem schiff landete und die anderen direkt hinter mir. Jetzt war kaum noch Platz auf dem kleinen Handelsschiff. „Was verschlägt dich in diese Gegend?", fragte Hicks mit einer verstellten Stimme. „Äh, tut mir äußerst leid, aber ich werde nichts sagen, bevor ich nicht weiß, wem ich hier gegenüberstehe.", antwortete dieser Johann. „Tja mein lieber, vor dir stehen die Drachenreiter. Wir werden die Drachenjäger ein für alle Mal vernichten, damit unsere Freunde und die Wikinger in Frieden miteinander Leben können! Wer sich für die falschen Seite entscheidet, wird gegen uns kämpfen müssen und glaub mir, keiner kriegt gerne einen Plasmastrahl an den Kopf und in den Bauch!", sagte Hicks jetzt mit viel Zuversicht in der Stimme. „Ah, von euch habe ich gehört, allerdings sollten es nur zwei und nicht vier Drachen sein.", meinte nun der Händler und als ich nebenbei noch meine Zähne fletschte entwich alle Farbe seinem Gesicht. Plötzlich fing er an von einem Händler zu erzählen, dem erzählt wurde, dass es anscheinend zwei Wikinger gibt, die auf Drachen reiten. Nun halfen auch die anderen mit und Hicks fuhr sein Feuerschwert. „Wir wollen keine Zeit verschwenden, also sag uns doch einfach, warum du hier bist Johann!", sagte nun Heidrun mit einer eiskalten Stimme. „Natürlich, als ich gestern auf dem Weg in Richtung Westen war, um dort einen wichtigen Käufer und Handelspartner zu treffen, geriet ich in einen Sturm. Die ganze Nacht über schaukelte mein Schiff durch hohe Wellen und drohte fast unterzugehen, als sich dann heute Morgen endlich wieder die Sonne zeigte. Während ich mich dann wieder auf meinen normalen Kur begeben wollte, ist mir diese Insel dort drüben aufgefallen. Ich hatte sie noch nie gesehen. Daher wollte ich dorthin segeln, aber mein Glück schein zurzeit nicht an meiner Seite zu sein, denn es geht kein Wind und ich komme nicht vorwärts. Es tut mir leid, wenn ich in neuer Gebiet eingedrungen bin, aber wollt ihr Vielleicht was kaufen, wie zum Beispiel diesen wunderschönen Kelch, denn ich aus einer Höhle habe, wo er von wilden Drachen bewacht worden ist. Diese Geschichte ist äußerst interessant!" Ich hörte irgendwann nicht mehr zu und auch die anderen hatte ihre Aufmerksamkeit schon längst andern Sachen gewidmet. „Dürfen wir uns kurz umschauen lieber Händler, ich brauche dringend noch Dekoration für meine Wohnung!", fragte Raffnuss plötzlich. Johann stimmte und so kam es, dass alle begannen, sich umzuschauen. Heidrun, die anscheinend nichts wollte, ist losgeflogen, um etwas Gold zu holen, denn anscheinend musste man dafür bezahlen. Ist, dass nicht etwas wie tauschen. Der eine Wikinger gibt den einem Gold und kriegt dafür einen Kelch? Wobei, wer kauft bitte schön eine goldenes Teil, in das man etwas füllen kann. Mann kann zum Beispiel einfach aus dem Bach trinken! Naja, zum Glück gibt es sowas bei uns Drachen nicht und jeder nimmt sich das, was er braucht. Am Ende hatte jeder was gefunden und wir halfen noch Johann aus der Windstillen Zone hinauszukommen, immerhin wollte wir ja nicht, dass unsere Basis entdeckt wird. Ich legte mich müde auf meine Steinplatte und schlief. Ich träumte malwieder von Sturmpfeil. Wie es ihr gerade wohl ging? Lebte sie überhaupt noch? All diese Fragen und viele andern schwirrten mir durch den Kopf. Da fiel mir auf, dass ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr an sie gedacht habe. Es war einfach zu viel los in letzter Zeit. Es geschah ein Abendteuer nach dem anderen und um ehrlich zu sein, sowas gefiel mir. Ich könnte niemals nur rumliegen und essen und wieder rumliegen, so wie ich es vor dem Treffen mit Hicks gemacht habe. Die Sonne war noch nicht mal aufgegangen, als mich mein bester Freund aufweckte. Anscheinend hatten wir zum erstmals Patrouillenflug. Nach einem kleinen Frühstück ging es los. Die Sonne war bis jetzt nur bis zur hälfte zu sehen. Sie war lange Schatten über die Insel. Die Vögel sangen noch nicht und ich und Hicks hatten den spaß unseres Leben. Als wir noch einen kleinen Abstecher über die Nachbarinseln machten, sahen wir Steinherz und Fleischklops im Steinbruch frühstücken. Sie genossen anscheinend den frischen Stein. Danach übten wir noch ein paar Tricks und flogen dann zurück zur Basis wo die anderen schon warteten.


Der Junge mit der DrachenseeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt