10. Die Drachenjägerinsel

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Astrids Sicht: Es waren bereits mehrere Wochen vergangen, seit wir hier unsere Lehre zum Drachenjäger oder Drachenjägerin machten. Bis jetzt haben wir nicht viel neues gelernt. Das schlimmste war, ich fühlte mich immer noch ständig beobachtet. Deswegen hatte ich meinem heimlichen Verfolger heute eine Falle gestellt. Ich lief spät abends nochmal in den Wald in die Richtung der Felsen. Zum Glück hatten wir gleich am ersten Tag die komplette Insel gezeigt bekommen, daher kannte ich mich mittlerweile aus. Jedenfalls wollte ich dort auf die Felsen klettern, da man von dort aus den ganzen Wald überblicken konnte, wer mein Verfolger war. Schon erkannte ich meinen neuen Lieblingsort und begann, die schroffen Felsen hochzuklettern. Dabei hatte ich ganz vergessen, dass es dahinter tief runter ging und ich hörte schon das Meer in meinen Ohren rauschen. Als ich fast ganz oben war und rutschte ich plötzlich auf dem glatten Gestein aus und verlor den Halt, und fiel zurück. Ich verlor fast sofort das Bewusstsein, als mein Körper noch zur Hälfte auf die Steine aufprallte, allerdings spürte ich noch den frischen Wind, während ich immer weiter Richtung Ozean fiel. Dann versagten auch meine restlichen Sinne und alles wurde schwarz. Ich war sicher, dass ich meine Augen vor den Toren von Walhalla öffnen würde, aber so war es nicht. Ich wusste nicht, dass mich jemand gerettet hatte. Zuerst spürte ich etwas Schuppiges neben mir. Danach hörte ich ein erfreutes Krächzen und schon war ich hellwach. Direkt neben mir lag ein wunderschönes blaues Nadderweibchen! Sie schaute mich mit einem erwartungsvollen Blick in die Augen an und ich blickte zurück. Es war, als ob mich mir selbst gegenüberstand, nur in einem andern Körper. Erst da viel mir auf, dass ich diese Nadderdame schonmal gesehen hatte. Es war der Drache aus der Arena auf Berk! Hicks hatte in seinem ersten und letzten Brief ihren Namen erwähnt, ich glaube es war Sturmpfeil. „Bist du Sturmpfeil?", fragte ich mit einer leicht zittrigen Stimme? Als Antwort erhielt ich ein freudiges Krächzen. „Das heißt ja dann wohl ja! Aber was machst du hier? Hier in der Gegend wimmelt es nur vor Drachenjägern. Eigentlich halten sich Drachen eher fern von hier, es sei denn sie wurden gefangen!", sagte ich zu dem Drachen. Sie stupste mich daraufhin an und rückte noch näher zu mir. Genau in diesem Moment ging mir ein Licht auf. „Momentmal, warst du diejenige, die mich heimlich verfolgt hat?", fragte ich jetzt und mein gegenüber nickte, wobei es sehr lustig aussah. Ich wollte sie am Hals streicheln, allerdings stand sie daraufhin auf und rückt etwas weg von mir. Daraufhin erhob ich mich ebenfalls und blickte in diese wunderschönen blauen Augen. Ich erinnerte mich, was Hicks zu dem Vertrauen von Drachen gesagt hatte und ich hielt dem Nadder vorsichtig eine Hand hin. Dann blickte ich zu Boden und wartete, allerdings nicht lange. Schon spürte ich erneut etwas Schuppiges an meiner Hand. Ich lächelte und blickte hoch. Sturmpfeil hatte nun riesiges Pupillen und schaute wieder in meine Richtung. Plötzlich hob sie mich auf ihren Rücken und hob ab. Zum Glück war es Nacht, und heute hang eine dichte Wolkenschicht über dem Himmel, daher sah uns niemand, wie wir durch die Wolken verschwanden. Über den weißen Wattebällen schien der Mond und man konnte Nordlichter sehen. Sie glitzerten in allen Farben am Himmel. Ich hatte ganz vergessen, was das für ein Gefühl war, auf einem Drachen zu fliegen. Ich streichelte den Hals meiner neuen Freundin und streckte dann meine Arme aus. Das war das, was man Freiheit nannte. Wir flogen noch eine ganze Weile umher, bis ich Sturmpfeil signalisierte, dass wir zurückmussten. Andern wären jetzt wahrscheinlich geflohen, aber hatte immer noch Angst um meine Familie. Allerdings wusste ich, dass meine Nadderdame morgen Abend wieder kommen würde und es half, den kommenden Tag rumzubringen. Der morgen begann ganz normal, mit dem täglichen Abwasch des Geschirrs. Echt eklig. Zum Glück waren nicht nur wir fünf von Berk da, sondern auch noch andere Kinder aus unserem Alter von berühmten Kriegsstämmen. Als ich danach zur Trainingsarena lief, kam mir auf dem Weg Vigo Grimmborn entgegen. Er hatte seine Hütte in einer kleinen Schlucht stehen, daher sah man ihn eher selten. Dazu kommt, dass er meist seine Jagdflotten begleitet. Erst vor zwei Wochen hat er in jede Himmelsrichtung drei Schiffe losgeschickt. Drei davon waren schon zurück und hatten viele Drachen an Bord. Diese waren allerdings nicht dageblieben, denn durch ein paar Fehler von mir oder andern, bei denen natürlich unabsichtlich, waren die meisten schon geflohen. Oft hatte ich noch ein bisschen nachgeholfen. Da kam einer ranghöheren Jäger auf Vigo zu gerannt. „Chef! Wir haben gerade eine Schreckenspost von der Süd-flotte bekommen! Sie ist allerdings schwer zu entziffern, da dieser kleine Drachen anscheinend dran genagt hatte.", eigentlich wollte er weiterreden, aber Vigo unterbrach ihn: „Das ist unwichtig, das einzige wichtige ist, was ihr lesen konntet!" „Natürlich Chef, anscheinend wurden sie von den Wikingern, die auf Drachen geritten sind, angegriffen und die haben alle Drachen befreit und danach versenkt. Es haben nur ein paar Soldaten überlebt.", brachte der Mann heraus ohne auch nur einmal zu Atmen. „Wie viele waren es, die Angegriffen haben?", fragte der Drachenjägerboss nun mit einem ernsten Blick. „Das konnte wir nicht entziffern, allerdings wurde noch von einem Nachtschatten geschrieben!", antwortete sein gegenüber. „Danke für die Auskunft, und jetzt mach dich wieder an die Arbeit, wir müssen die Verluste der letzten Jagdflotte aufarbeiten." Gab Vigo nun die Anweisung und dann wand er sich mir zu. „Du hast gehört, was er erzählt hat, es könnte sein, dass bald ungebetene Gäste auftauchen werden, also sag den anderen Beschied und übt mit den Katapulten und Netztkanonen auf dem Übungsplatzt. Ich nickte nur leicht und rannte in die Richtung des riesigen Hauses, in dem wir zu zwanzigst schliefen. Die andren waren alle sehr aufgeregt und wollten unbedingt gegen die Drachenreiter kämpfen, aber ich lief lustlos hinterher, als wir durch den Wald zum Übungsplatz liefen. Dort waren auch ein paar Drachen in Käfigen, die nur zum Training neuer Jäger herauskamen. Sie taten mir so leid, allerdings wurden sie danach in mehrere Eisenzellen gesteckt, die selbst ich nicht aufbekam. So vergingen mehrere Tage und ich hörte immer wieder von Anschlägen auf Drachenjägerschiffe. Anscheinend war das die Art, wie mir Hicks ein Lebenszeichen zusendete, und ich musste gestehen, sei gefiel mir. Heute hatte ich angefangen, einen Sattel für Sturmpfeil zu nähen. Zum Glück hatten wir Lehrlinge eine eigene keine Schmiede, die niemand außer mir nutzte, daher konnte ich ungestört daran arbeiten. Heute Abend würde ich ihn dann austesten.

Sturmpfeils Sicht: Seit ich mit Hicks und Ohnezahn von dieser schrecklichen Insel geflohen bin, bekam ich die kleine blonde Wikingerin nicht mehr aus dem Kopf. Es war, als würde ich magisch von ihr angezogen werden. Nach unserem kleinen Raubzug auf Berk, hatte mir Ohnezahn verschiedene Sachen über sie erzählt und ich hatte erfahren, dass sie Drachen mochte. Als Hicks und mein Nachtschattenfreund dann in Koma lagen, konnte ich nicht mehr widerstehen und ich musste nach ihr Sehen. Als sich dann die richtig e Situation ergab, flog ich Richtung Berk. Seitdem lebte ich in einem Talkessel. Es war der, wo sich Ohnezahn und sein Freund kennengelernt hatten. An manchen Stellen fand man noch seine Spuren und schuppen. Dann segelte sie eines Tages auf eine Insel, wo lauter Jäger lebten. Selbst aus der Entfernung, schabte ihre Trauer zu mir rüber. Ich hatte mir eine kleine Höhle auf einer Nachbarinsel als vorübergehendes zuhause gesucht. Als die Wikinger dann auf ziemlich hohe Felsen und fiel. Ich reagierte blitzschnell und fing sie auf, bevor sie bewusstlos in s Meer stürzte. Danach probierte ich sie zu wärmen, indem ich mich eng neben sie lag. Es verging eine Weile, in der ich auch ebenfalls viel nachdachte. Ihr Name war Astrid. Astrid Hofferson. In der Zeit, wo ich sie beobachtet habe, ist mir einiges Aufgefallen. Zum Beispiel, dass sie oft ein Bild von Hicks malte und dass sie ihren Vater nicht mochte. Da spürte ich ein leichtes Zucken an meinem Bauch und ich sah, wie Astrid vorsichtig ihre Augen öffnete. Dann fing sie an zu sprechen und ich antwortete auf ihre Fragen. Ein Pech das sie mich nicht verstand! Als sie mich dann streicheln wollte, stand ich hastig auf und rückte ein Stück weg. Komisch, ich wollte die ganze Zeit zu ihr und jetzt hatte ich Angst davor, dass sie Ihre Hand auf meine Schuppen legt! Sie schien mein Zögern gemerkt zu haben. Den auf einmal streckte sie mir eine Hand entgegen und ich legte nach guten zureden meines inneren Ichs meinen Kopf auf ihre Handfläche. Ich spürte ihre Freude darüber und entschloss mich kurzerhand, eine kleine Flugrunde mit ihr zu drehen. Vorsicht nahm ich sie und hebte Astrid auf meinen Rücken. Danach schoss ich in die Luft. Der Flug war toll. Seitdem kam sie jeden Abend zu unserem geheimen kleinen Strandabschnitt und flogen eine Runde.

Der Junge mit der DrachenseeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt