In my blood | 05

20 1 0
                                    

❝I'm overwhelmed and insecure.❞

__________________________________

Wenn ich in der Lage wäre, hätte ich es getan: lachen. Ich hätte mit allem, was ich an Volumen meiner Stimmbänder besitze, dafür geopfert, um über so eine "Feststellung" zu lachen. Danach wäre ich wahrscheinlich keinen lebende Seele mehr, aber das wäre es mir alle Male wert.

Aber desto länger er draußen telefoniert, umso kälter wird mir.

Denn seine ganzen Annäherungen vorhin und was er für Sätze von sich gab, hat mich zum glühen gebracht. Meine Wangen brannten, weil mir die Peinlichkeit und Scham ins Gesicht stieg. So lässig und selbstbewusst, wie er die Sachen sagte, war mir neu.

Ich kenne so eine vulgäre Art zu reden nicht. Alles ist mir so unbekannt. Seine Finger, die mein Gesicht sanft umschlossen. Sein Gerede - das alles war mir unbekannt. Mir war nicht bewusst, wie sehr mir sowas gefallen würde.

In all den Jahren, wenn mein "Papa" Besuch bekam, wurde ich dazu verdammt, dass Zimmer unter keinen Umständen zu verlassen. Wenn ich mal dringend auf die Toilette musste, hatte ich Pech und konnte nur hoffen, dass das "meeting" unter Vier Stunden dauert. Nichts zu essen oder zu trinken zu haben, war mein aller kleinstes Problem.

Wenn ich hungrig war oder das Gefühl hatte, mein Hals wurde langsam so trocken werden wie die Sahara, habe ich mich einfach schlafen gelegt.

Dennoch hatte ich das Gefühl, ich kenne diesen Mann irgendwoher. Ich bin mir nur nicht sicher von wo. Vielleicht war er in einer der Fotos zu sehen, die mein "Papa" an der Wand seines Büro hat anbringen lassen? Oder eventuell war er ein Exfreund meiner Stiefschwestern?

Er wäre definitiv der Typ von allen, das weiß ich. Auch wenn ich die meiste Zeit meines Lebens eingesperrt in meinem Zimmer verbringen musste, konnte ich manchmal sehen, wie die eine und andere Männer mit ins Zimmer genommen haben. Nicht für lange, eventuell Zehn Minuten. In der Zeit, waren die beiden durchs ganze Apartment zu hören. Egal wer es von meinen Stiefschwestern war, alle schrien immer das ganze Haus zusammen.

Am Ende kamen sie alle mit zerstörten Frisuren, Röcken die ihnen nur noch halb auf der Hüfte hingen, aus dem Zimmer und auch die ganzen Zwei Kilogramm Schminke, die sie sich zuvor auf das Gesicht machten, war verschwunden.

Zum Glück wusste ich nie, was in den Zehn Minuten wirklich im Zimmer stattgefunden hat.

Meine Beine zittern immer mehr und ich kämpfe gegen die Müdigkeit an, die meinen Körper zunehmend übernimmt.

Ich höre seine Schritte schon, bevor er sich wieder in meinem Blickfeld begibt. Mit meinen kleinen, sehr schweren Augen sehe ich, dass er neue, sehr schön aussehende Sweatpants und mit einem Hoodie in der rechten Hand durch die Tür schreitet. Das Telefon ist nicht mehr zu sehen.

Ziemlich unbeeinflusst von meiner Erscheinung, löst er die Kette an meinen Händen und streift mir den Hoodie sanft über den Kopf. Achtsam, dass er meine bereits getrockneten aber noch nicht geheilten Wunden wieder öffnet. »Der Hoodie kann dreckig werden, viel Wert lege ich nicht drauf.«

Langsam schiebt er die Ärmel etwas hoch und betrachtet die besagten Schnittwunden. »Ich will nur nicht, dass sich diese wieder öffnen« erklärt er mit einer ruhigen Stimme.

Mein Blick gleitet zu den Sweatpants, die er links neben sich plaziert hat.

Ich bin so neben der Spur, dass ich nicht mal bemerkt habe, wie oversized der Hoodie ist. Ich denke mal, dass beide Kleidungsstücke ihm gehören. Ich gewinne nur ganz knapp den Kampf, nicht an dem Hoodie zu riechen.

Zitternd deute ich mit meinem rechten Zeigefinger auf die Hose, um ihm mitzuteilen, dass ich sie gerne anziehen möchte. Wortlos greift er nach ihr.

Ich merke, wie mir das tagelange hocken in diesem Zimmer gewaltig auf die Beine schlug. Ich kann mich zwar mit den Händen, die er mittlerweile wieder losgelassen hat, an der Heizung hochziehen, bemerke aber die Stiche und knicke etwas ein.

Das anziehen der Sweatpants wird eine völlig andere Herausforderung für mich, als ich ohnehin schon befürchtet hatte. Ohne Hilfe von ihm, wird das eine reine Katastrophe.

»Dreh dich um« kommt es unerwartet von oben, was mich zusammenfahren lässt. Ich war eigentlich im Glauben, dass er sich schon lange abgewandt hatte, nachdem er meine Hände aus seinen fallen ließ.

Den minimalistischen Mut, den ich noch besitzte, brauche ich auf, indem ich meinen Kopf hebe und sich unsere Blicke erneut begegnen. Man, hat er schöne Augen. Ich finde sie fast genauso beängstigend, wie sie mir eine Gänsehaut bereiten.

Seine Hände greifen nach meinen Schultern und üben sehr, sehr leichten Druck aus. Fast schon witzig, wie jemand, der so eine gefährliche Aura ausübt, eine so sanfte Handhabung besitzt.

Sein Blick löst sich von meinem und gleitet nochmals an mir herunter. Das tut er ziemlich gerne, wie mir aufgefallen ist. »Ich werde dir nicht wehtun, falls du deswegen so ängstlich bist«, sein neutraler Ausdruck nimmt eine Arroganz an, die mir bis jetzt unbekannt blieb, »Frauen haben sich schon für deutlich weniger für mich ausgezogen«

Bin ich heil froh, dass mir die männliche Spezies sonst nur selten über den Weg lief. Finden Frauen solche Antworten etwa attraktiv? Ich hätte fast gebrochen, aber das wäre wirklich ein Eigentor.

Immerhin bin ich diejenige, die mit einer kurzen Shorts, komplett nach Urin richend, vor ihm steht. Wenn überhaupt, bin ich gerade jemand, den niemand vor sich und generell um sich haben möchte. Das Luxus fehlt mir, jemanden gerade abstoßend zu finden.

Dennoch gibt mein Ausdruck, auch wenn nur winzig, ein klein wenig die Abneigung im Bezug zu solchen Aussagen, die er gerade über seinen schönen Mund hat rollen lassen, wieder. Denn sein Lächeln schwindet minimal.

»ich dreh mich auch weg, wenns das besser macht. Aber die Shorts muss du loswerden, um dir die sweatpants rüberziehen zu können«, wo er recht hat, hat er wohl leider recht, »auf deine Unterwäsche schaue ich auch nicht, versprochen«

Verlegen, aber dennoch verständlich, knicke ich letztendlich ein und nicke.

»Aber mit deinen verwundeten Hände, wäre es besser, wenn ich dir helfe. Natürlich ganz Gentleman-like«

Ich weiß, dass er recht hat. Auch bin ich im Einklang mit mir selber, dass das alleinige umziehen nur ein Trauerspiel für mich wäre.

»Also, was sagst du, Elijana?«

Äh, nichts? Ich kann nicht reden, digga.

Demnach tue ich das einzige, was meine nicht mögliche verbale Zustimmung ersetzen kann: ich drehe mich um.

♡♡♡

😊

Danke für's warten, Leute ✨️

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 24 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

THE WORDLESS YOUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt