❄︎ 𝟼 ❄︎

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𝟼. 𝙳𝚎𝚣𝚎𝚖𝚋𝚎𝚛
❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎

Da sie gerade die Treppe hinaufstiegen, fiel Noël sofort ins Auge, dass etwas unter der nächsten Tür hervorquoll. Weiß, ein wenig glitzernd ... Schnee?
Tatsächlich.
„Verrückt", murmelte John.
Die Tür schien ansonsten völlig unauffällig, nicht einmal ein weihnachtlicher Kranz oder Ähnliches hing daran, um die schlichte „6" zu umrahmen.
Da war es mehrfach seltsam, dass augenscheinlich Schnee aus der Wohnung in den Hausflur geweht worden war, und nun durch den schmalen Spalt unter der Tür hindurchgepresst wurde.
Was war da los?

- - - - -

„Das kann nicht dein Ernst sein." Mark schaute fassungslos zu seinem Besucher, der seine kurzen Beine von der Küchentheke baumeln ließ.
Die kleine Gestalt trug einen grünen Anzug, weiß-rot geringelte Socken, die unter den Hosenbeinen herauslugten und in roten Filzschuhen verschwanden, sowie eine grüne Zipfelmütze, deren Spitze durch eine rote Wollkugel nach unten gezogen wurde. Lockige dunkle Haare quollen unter der Mütze hervor, umrahmten ein rundes Gesicht, das nur aus fröhlich-festlichem Lächeln zu bestehen schien.
... das inzwischen wie angetackert wirkte, denn Mark hatte wohl nicht die Art Begrüßung ausgesprochen, die der Weihnachtself sich gewünscht hätte.
„Dir auch eine frohe Adventszeit." Der Weihnachtself bemühte sich um einen lockeren Tonfall, doch der Tadel, der darin mitschwang, war unüberhörbar.

„Komm mir nicht so." Mark hatte wütend die Augenbrauen zusammengezogen und verschränkte jetzt die Arme vor der Brust. Er trug noch immer seinen Mantel, auch die Schuhe hatte er, ganz entgegen seiner Gewohnheit, nicht ausgezogen. Das wäre auch keine gute Idee gewesen, sonst hätte er jetzt knöcheltief und ohne Schutz im magischen Schnee gestanden, der den Boden seiner Wohnung bedeckte.

„Aber es ist doch schon bald so weit, und ich habe extra ein bisschen Festlichkeit in deine triste Wohnung gelassen."
Eine kleine Hand deutete auf Weihnachtsschmuck in Rot und Grün, der definitiv noch nicht da gewesen war, als Mark die Wohnung heute morgen verlassen hatte. Auch eine Schale mit Plätzchen stand auf dem Küchentisch, Sterne und Herzen, mit bunten Zuckerkügelchen und weißem Guss verziert. Jede Bewegung des Weihnachtselfs wurde von sanftem Glöckchenklingeln untermalt, das aus der Ferne herüberzuschallen schien.

„Pack deinen Kram wieder ein und verschwinde." Mit einem Kopfschütteln wischte Mark Schnee von seiner Schulter, der irgendwie dort erschienen war, obwohl es gar nicht schneite.
„Du bist sehr unhöflich." Der Weihnachtself blickte Mark jetzt eindeutig empört an.
Der stieß nur einen tiefen Seufzer aus und versuchte sich zu beruhigen. In etwas milderem Tonfall setzte er zu einer Erklärung an: „Hör mal, du bist wahrscheinlich neu. Aber all das hier." Er machte eine ausholende Bewegung, die die Wohnung, vielleicht aber auch ganz allgemein den Weihnachtstrubel, einschloss, „habe ich hinter mir gelassen. Ich bin ausgezogen. Nicht mehr dabei."

Jetzt schaute der Weihnachtself eindeutig betreten und begann, die lächerlich kleinen Hände zu ringen.
„Ach, ich weiß ..." Seine Augen glitzerten feucht, als er zu Mark aufschaute, der ihn überragte. „Aber wir brauchen dich. Nur für eine Nacht, ja? Zur Unterstützung?"
Misstrauisch legte Mark den Kopf schief.
„Was ist passiert?"
Wieder rang der Elf die Hände. Es sah herzzerreißend aus, seine Gestalt und sein Ausdruck ein Sinnbild für Sorge, für in Gefahr geratene Hoffnungen und Träume.
Mark verdrehte die Augen. Das war ihr Job, der ganze weihnachtliche Glitzer, aber auch andere dazu zu bringen, mitzumachen.
Und es wirkte. Er spürte den Sog, selbst er, der er immun dagegen sein sollte. Den plötzlichen Wunsch, hilfsbereit und freundlich und ... festlich zu sein.

„Nur eine kleine Unpässlichkeit." Die Augen des Weihnachtselfs schienen noch runder und größer zu werden. Wahrscheinlich ahnte er, dass er an Boden gewann. „Zuckerbomben waren unter die üblichen Süßigkeiten geraten..."
Mark verzog das Gesicht. In Ordnung, das war tatsächlich sogar für einen von ihnen zu viel. Die Zahnschmerzen und das Bauchgrummeln wollte er sich nicht vorstellen. Zuckerbomben konnten einen zuverlässig außer Gefecht setzen, wenn sie nicht mit viel Sorgfalt und langsam genossen wurden.

Seufzend schloss er die Augen und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. Er konnte spüren, wie sich die Geschenkband-seidigen Schlingen einer Welt, die er hinter sich gelassen hatte, wieder um ihn legten. Auch wenn er es hasste, der Fluch seiner Familie war stark, und sein Blut schien im fröhlichen Gleichklang mit dem fernen Glöckchengeklingel zu pulsieren.
„Nur für diese Nacht, ja? Nur als Aushilfe?" Er schaute den Weihnachtself grimmig an, der unbekümmert und mit deutlich gestiegener Zuversicht zurücklächelte. „Danach bin ich wieder frei."

„Natürlich!" Der Elf sprang auf, legte einen kleinen Tanz auf der Küchenplatte ein und lachte auf eine Weise, die Mark an die schnulzigsten Weihnachtsfilme erinnerte.
Das ist ein Fehler, ich hätte mich verweigern sollen.
„Das wird ein Spaß!" Noch einmal wirbelte der Elf herum, und mit jeder Drehung zog sich der magische Schnee, der sich in der Wohnung verteilt hatte, mehr zusammen, so dass Mark und sein unwillkommener Besucher bald im Zentrum eines Miniatur-Wirbelsturms standen.

„Oooh, es gibt so viele wundervolle Sachen zu tun! Vorbereitungen und Geschenke inspizieren, Hausbesuche, Posieren für Karten, ah, vielleicht wirst du sogar für eine der seltenen Sichtungen eingesetzt!"
Die Begeisterung des Weihnachtselfs war ansteckend, doch Marks Gedanken dazu waren alles andere als positiv: Wie die Grippe. Hochinfektiös und wenn ich's wieder abschütteln kann, bin ich völlig erledigt.
Wieder einmal schwor er sich, dass dieses Mal das letzte Mal sein würde. Dass er sich nie wieder in Rot und Weiß kleiden, nie wieder den Schlitten fahren, nie wieder...
Ach, was mach ich mir vor.
Er nickte dem Weihnachtself zu, und in einer Wolke aus Plätzchenduft und glitzernden Schneeflocken verschwanden sie gemeinsam.
Zurück nach Hause.

- - - - -

Schon auf dem Weg weiter durch den Gang drehten Noël und John sich noch einmal kurz um. Aurelia ließ das alles kalt.
Was war das für ein Geräusch? Hatte jemand einen Staubsauger eingeschaltet? Ah, zumindest verschwand der Schnee im Türspalt. Wahrscheinlich hatte doch nur jemand in Wohnung 6 einen kleinen Kunstschnee-Unfall gehabt und räumte nun wieder auf.
Warum dann aber im Flur ein paar Pfützen zurückblieben, darüber wollte er lieber nicht nachdenken.

❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎
Schnee?! 𝚟𝚘𝚗 Hell-Dancer
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𝙽𝚘𝚌𝚑 𝚎𝚒𝚗𝚎 𝚜𝚌𝚑𝚘̈𝚗𝚎 𝙰𝚍𝚟𝚎𝚗𝚝𝚜𝚣𝚎𝚒𝚝

❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎Schnee?! 𝚟𝚘𝚗 Hell-Dancer ❄︎𝙽𝚘𝚌𝚑 𝚎𝚒𝚗𝚎 𝚜𝚌𝚑𝚘̈𝚗𝚎 𝙰𝚍𝚟𝚎𝚗𝚝𝚜𝚣𝚎𝚒𝚝

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24 Wohnungen (3) - ein AdventskalenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt