𝟽. 𝙳𝚎𝚣𝚎𝚖𝚋𝚎𝚛
❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎„Woahah! Habt ihr das gerade auch gesehen, oder fange ich schon an mir Sachen einzubilden?", stieß Noël hervor, kurz nachdem eine riesige Stichflamme durch die siebte Haustür schoss. Glücklicherweise waren John und Aurelia noch hinter ihm und bekamen die unsagbare Hitze nicht so direkt ab wie er selbst. Nach seiner Frage trat der süße Postbote John neben ihn und meinte: „Ne, det haste dir net eingebildet, ick habs auch gsehen."
Zum einem beruhigte ihn diese Aussage, zum anderen führte das dazu, dass Noël wirklich nicht hinter die Tür treten wollte. Wer weiß, ob er da überhaupt lebend wieder herauskommen würde. Jedoch interessierte es ihn schon, wie die einfache, teilweise mit Lücken gespickte Holztür eine Stichflamme dieser Größe hatte aushalten können.
„Wir sollten schnell an der Höhle des Drachen vorbeigehen. Er scheint gerade unerwünschten Besuch bekommen zu haben und wir wollen nun wirklich nicht bei lebendigem Leibe getoastet werden, oder Jungs?", ertönte da die Stimme Aurelias und brachte zumindest bezüglich einer von Noëls Fragen Licht ins Dunkel. Die Stichflamme wurde also von einem Drachen ausgespien.
Was ihn wohl so verärgert hatte?Nun die Frage ist so nicht ganz richtig. Noël sollte sich lieber fragen, wer Norraned verärgert hatte. Norraned selbst ging ja davon aus, dass es wieder einmal einer dieser „furchtlosen Recken auf Drachenjagd" war. Doch wenn das stimmte, würde er nur wieder jemand neues bei sich aufnehmen, denn es war doch auch immer wieder dasselbe mit den Menschen.
Sie kommen zu dir, wollen dich umbringen, versagen kläglich, können sich ihre Niederlage nicht eingestehen, weil sie sonst bei ihrer Heimkehr von anderen Menschen ins lächerliche gezogen werden und so bitten sie ihn Norraned, den Sorgsamen, ob sie denn nicht bei ihm bleiben könnten. Hach ja, mittlerweile war es fast schon lächerlich amüsant, wie ein Mensch nach dem anderen in seine Höhle einzog, weil sie zu beschämt waren mit der Geschichte einer Niederlage heimzukehren.Doch hatte es auch durchaus seine Vorteile. Seit nunmehr Jahrhunderten, lebte er in seiner abgeschiedenen Höhle mit den Menschenkriegern zusammen und hatte es in dieser langen Zeit geschafft sich ihre Sprache anzueignen. Nun konnte er sie nicht nur verstehen, sondern auch mit seinen Mitbewohnern kommunizieren. Außerdem lernt man am besten übereinander, wenn es ein miteinander gibt.
So kam es, dass Norraneds Hass den Menschen gegenüber mittlerweile nichts weiter war als eine ferne Erinnerung an die Zeiten des Krieges, indem ihm alles genommen worden war. Was ihm je lieb und teuer gewesen war. Seine Familie. Seine Frau Hirress. Sie war die Beschützerin der Wälder gewesen, bevor die Menschen sie entdeckt und den Drachen, die angeblich ihre Sicherheit gefährden würden, den Krieg erklärt hatten. Auch wenn er und seine Frau stets in dem Wissen gelebt hatten, dass die Menschen unberechenbar waren, so hatte Norraned erst eine überbordende Wut für sie entwickelt, als seine unschuldige kleine Tochter Qamy bei einem ihrer unerlaubten Ausflüge brutal ermordet wurde.Norraned ließ nach ihrem Tod, die Hölle auf Erden ausbrechen. Wälder, Städte, Kornfelder steckte er in Brand. Nahm den Menschen, die sich in seine Heimat gewagt hatten, alles. Alles, was sie aufgebaut hatten. Alle die ihnen lieb waren. Einfach jegliche Lebensgrundlage.
Zu seinen Gunsten kam ihm da der Tod seiner Frau, auch wenn die Erkenntnis ihn damals sehr schmerzte, aber ohne die Hüterin der Wälder, Hirress, konnte sich die Landschaft nach seinem Tobsuchtanfall auch nicht mehr erholen. Also fristete er Jahrzehnte lang ein Leben in Einsamkeit, umgeben von der Ödnis, die er selbst erschaffen hatte.Als sich dann der erste Mensch zu ihm verirrte, war er drauf und dran diesem die Kehle mit seinen Klauen herauszureißen. Doch er konnte es nicht, die Art und Weise, wie der besiegte Mann auf dem Boden lag, um Atem rang. ,Ja wie er mit dem Leben kämpfte. Es hatte Norraned an Qamy erinnert. Seine kluge, aber leichtsinnige Tochter, der er beim Verbluten zusehen musste, nachdem sie mit letzter Kraft zu ihm nach Hause zurückgeflogen war. Es aber trotzdem bereits zu spät für sie gewesen war. Wie oft machte er sich Vorwürfe nicht genug für seine Familie dagewesen zu sein. Die Antwort war, jede Sekunde, jeden Tages. Eine Erkenntnis, für die es erst seinen Todfeind brauchte, den er nicht schaffte, eigenhändig zu erledigen.
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24 Wohnungen (3) - ein Adventskalender
Conto"𝙸𝚌𝚑 𝚐𝚕𝚊𝚞𝚋𝚎, 𝚖𝚎𝚒𝚗 𝙳𝚎𝚣𝚎𝚖𝚋𝚎𝚛 𝚒𝚜𝚝 𝚟𝚎𝚛𝚏𝚕𝚞𝚌𝚑𝚝. 𝙾𝚍𝚎𝚛 𝚎𝚜 𝚒𝚜𝚝 𝚎𝚒𝚗𝚏𝚊𝚌𝚑 𝙱𝚎𝚛𝚕𝚒𝚗. 𝚅𝚒𝚎𝚕𝚕𝚎𝚒𝚌𝚑𝚝 𝚋𝚎𝚒𝚍𝚎𝚜." Gemeinsam mit John und Aurelia macht sich Noël auf die Suche nach seiner parallelen Vers...