** Kapitel 6 **

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ELLA

Das hier war alles andere als eine kleine Party. Im Inneren des Verbindungshauses war es brechend voll. Das Sofa war besetzt mit Leuten, die zwei Typen beim Zocken irgendeines Videospiels zusahen und sie anfeuerten. Im Flur sah ich mehrere bekannte Gesichter, die aus braunen Bechern irgendein alkoholisches Getränk zu sich nahmen. Finley, Mats, Anni und ich kamen kaum einen Schritt voran, ohne mit jemandem zusammenzustoßen.

Gerade hatte uns Katharina von Schondorff entdeckt und hob grüßend die Arme. „Hey Friends!", rief sie über die Musik hinweg. „Herzlich Willkommen in unserem feinen Heim! Amüsiert euch."

„Hey Katharina", sagte Mats und umarmte sie kurz, um ihr rechts und links ein Küsschen auf die Wangen zu hauchen. Sie ließ es geschehen und drückte sich ihrerseits an ihn.

„Hey!" Anni winkte kurz, und ich tat es ihr nach. Wir hatten beide keine große Lust, uns näher mit ihr zu unterhalten.

Finley allerdings stürmte auf die hübsche Blondine zu, nahm sie in die Arme und ließ sie überschwänglich im Kreis herumwirbeln. Das knappe, schwarze Kleid, das sie trug, rutschte dabei gefährlich weit nach oben und offenbarte ihren schwarzen Brazilslip. Sie lachte und schüttelte die langen Locken.

Anni und ich warfen uns einen kurzen Blick zu, der verriet, dass wir eindeutig dasselbe dachten: Pick-Me. Eindeutig zu knapp gekleidet. Diese Frau wollte auffallen und genoss es, diese Aufmerksamkeit von den Männern zu bekommen. Finley war genau der richtige dafür.

„Getränke und Essen gibt es in der Küche", sagte sie, als er sie wieder heruntergelassen hatte. Flirtend-grinsend strich sie sich die Locken hinters Ohr und deutete den Gang rechts entlang. „Und jetzt muss ich meine Begrüßungstour fortsetzen. Wahnsinn, wie viele Leute heute gekommen sind. Es ist so voll. Wir sehen uns." Kurz zupfte sie ihr Kleid zurecht. Dann schlenderte sie auch schon weiter und begrüßte die nächsten Gäste.

„Wollen wir was trinken?", fragte Finley und sah in die Runde. Als ich nickte, führte er uns in die Küche, auf dessen Arbeitsfläche ein ausgewachsenes Partybuffet aus Fingerfood, verschiedenen Salaten, Broten, Fleischbällchen, Miniwürstchen und diversen Dips aufgebaut war. Unwillkürlich fragte ich mich, wer das alles angeschleppt hatte und ob wir auch etwas hätten mitbringen sollen.

„Wenn das mal nicht jeden erdenklichen Wunsch erfüllt, dann weiß ich auch nicht", sagte Mats mit hochgezogenen Augenbrauen und deutete auf die Ansammlung aus Wodka-, Whiskey-, Bier- und Softgetränkeflaschen.

„Das sieht auch super aus", meinte Anni, die uns ebenfalls hinterhergelaufen war, und nahm sich eines der Brote.

Mats grinste amüsiert. „Ich bin wirklich schwer beeindruckt, dass du eigentlich immer essen kannst und es dir auch immer schmeckt."

„Ja, hast recht." Anni nickte. „Schmeckt."

„Beeindruckend."

Sie hielt ihm eines der Brote hin. „Du solltest es mal probieren. Ist hervorragend."

Mats reichte ihr wiederum einen Plastikbecher. „Nein danke. Ich bevorzuge heute Abend nur flüssige Nahrung. Das Essen in der Bar hat mir gereicht."

„Na denn." Ich hob meinen Becher „Auf einen feuchtfröhlichen Abend. Prost." Überschwänglich stieß ich ihn reihum gegen ihre. Wir tranken schweigend.

Die Warnung, die mir Magnus vorhin mitgegeben hatte, ich solle mich von Herrn Andersson fernhalten, klebte noch unangenehm hartnäckig an mir. Wie Kaugummi am Schuh, den man nicht abbekam. Da musste der Speziallöser her. In diesem Fall jede Menge Alkohol.

Der Typ hatte etwas in mir ausgelöst, das ich nicht recht beschreiben konnte. Trotz vielleicht. Oder eine Art von kindischer Auflehnung gegen seinen Hinweis und dem Verlagen, genau das Gegenteil zu tun. Es war dumm, ich wusste es selbst. Im Prinzip hätte es mir egal sein können, was Mr Eisklotz von mir dachte. War es aber irgendwie nicht.

Don't Worry Baby - Unsere Gemeinschafts-LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt