** Kapitel 2 **

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ELLA

Mein Blick fuhr hoch. Als ich in die grünen Augen hinter der eckigen Brille sah, musste ich schlucken. Von nahem sah Herr Andersson noch attraktiver aus.

„Alles bestens", sagte ich schnell und kramte die nassen Tücher zusammen. Sie reichten nicht, um den Tee komplett aufzufangen. Am Boden war noch immer ein nasser Rest.

„Gut. Das freut mich." Mein Dozent kniete sich neben mich und hielt mir eine Packung Taschentücher entgegen. „Ich denke, die können Sie noch gebrauchen."

Jetzt, da er so dicht neben mir hockte, nahm ich den Geruch seines Aftershaves wahr. Es war eine Mischung aus sportlicher Frische und eleganter Männlichkeit, perfekt für einen Mann wie ihn. Und der Untergang für ein Mädchen wie mich. Ich sah meine Note in diesem Kurs schon den Bach runtergehen und nahm mir vor, ihm kein einziges Mal mehr so nahe zu kommen. Aus Sicherheitsgründen.

Nicht nur das perfekte Aussehen meines Dozenten trieb mich dazu, auch der perfekte Duft, gepaart mit den perfekten Augen und der wunderschönen Stimme.

Ich drohte ihm mit Haut und Haaren zu verfallen.

„Danke." Natürlich streiften meine Fingerspitzen seine, als ich nach den Tüchern griff. Ein Prickeln breitete sich in meiner Hand aus, das über meinen Arm lief und schließlich in Schauern mein Rückgrat entlang jagte.

Ich verfluchte mich.

Fahrig packte ich die Tücher aus und legte sie auf den restlichen Teefleck, damit er aufgesogen wurde. Die Fasern durchnässten augenblicklich.

„Sie sind Ella Lindström von „Lindström Diamonds", oder?", fragte Herr Andersson mit einem beiläufigen Tonfall. Er erhob sich wieder, blieb aber neben mir stehen. „Ich kenne das Geschäft Ihrer Eltern."

„Sie meinen das kleine Schmuck-Imperium, das meine Mutter sich aufgebaut hat?" Jetzt huschte ein Lächeln über meine Lippen. Vielleicht könnte mich das unverfängliche Gespräch über die Firma meiner Eltern aus seinem Bann lösen. Schließlich studierte ich deswegen BWL und besuchte auch nur aufgrund der Tatsache, dass ich irgendwann in die Firma einsteigen und das Imperium übernehmen würde, diesen Kurs. Ich klaubte alle nassen Tücher zusammen und stand ebenfalls auf.

Er grinste. „Ich denke, Ihr Vater hatte sicher auch seinen Anteil am Erfolg."

„Als Investor." Ich nickte. „Ja."

„Das klingt, als hätte Ihre Mutter die Zügel fest in der Hand?" Fragend hob er eine Augenbraue.

„Fast." Ich griff nach meinem Rucksack und schulterte ihn. Dann trat ich an ihm vorbei in den Gang und machte mich auf den Weg, die vollgesogenen Tücher zu entsorgen.

Herr Andersson folgte mir. „Soll heißen?"

„Sagen wir so: Meine Mutter ist nach wie vor für die Produktentwicklung zuständig. Sie designt den Schmuck, feilt daran, setzt Trends", erklärte ich. „Sie ist es, die den internationalen Markt im Blick hat. Schafft Modernität und kombiniert es mit Traditionellem. Mein Vater hält sich im Hintergrund."

„Und ist nach wie vor für das Geld zuständig?"

Als ich am Mülleimer angekommen war, warf ich ihm ein Grinsen über die Schulter zu. „So kann man das sagen." Ich entsorgte die Tücher und wischte mir die Hände an meiner Jeans ab. Dann drehte ich mich zu ihm um und trat erneut an ihm vorbei, um den Saal zu verlassen. „Er ist der Mann für die Zahlen, sie die Frau für das Kreative."

„Und Sie, Miss Lindström?" Herr Andersson hatte mich schnellen Schrittes überholt und hielt mir die Tür auf.

Wieder passierte ich ihn und trat in den Flur. „Ich werde wohl beides sein, wenn ich mit dem Studium fertig bin. Kreativ und gewieft."

Don't Worry Baby - Unsere Gemeinschafts-LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt