** Kapitel 7 **

30 6 69
                                    

MAGNUS

Vielleicht war es keine gute Idee, ihnen zu folgen, aber irgendetwas in mir fühlte sich gezwungen, es zu tun. Also ging ich in sicherem Abstand der kleinen Gruppe hinterher. Ella kicherte unentwegt, während ihr einer der Typen permanent etwas ins Ohr raunte und dabei einen Arm um ihre Hüfte geschlungen hatte. Ein anderer hatte sie auf der anderen Seite untergehakt und schleifte sie neben sich her. Der dritte lief zielstrebig vorneweg und schien ganz genau zu wissen, wohin er sie führen wollte.

Es war mittlerweile weit nach Mitternacht. Die Straße, in der sich das Verbindungshaus nahe des Unicampus befand, war nur schwach beleuchtet. Rechts und links drangen Schatten aus den Häuserecken. Je weiter wir uns von der Party entfernten, desto leiser wurde die Musik. Stattdessen tönten die klappernden Schritte, die Ellas Schuhe auf dem Asphalt hinterließen, immer lauter durch die Nacht. Sie wirkten mit jedem weiteren Meter unkoordinierter.

„Uuups", machte sie und gackerte, als sie mit dem Rockzipfel an einem Ast hängenblieb, der etwas weiter auf den Gehweg hinausragte. Sie raffte den Stoff und verbeugte sich leicht vor dem Gebüsch. „Hallo Mr Busch, nett Sie kennenzulernen!"

„Hallo Ella!" Der Typ, der sie die ganze Zeit vollgequatscht hatte, hatte einen Zweig genommen und wackelte damit vor ihrem Gesicht herum. „Wir sollten dringend unsere neue Freundschaft feiern und die Caféte plündern. Da gibt es sicher noch Donuts und jede Menge Süßkram."

Sie seufzte. „Klingt himmlisch. Dazu einen Tee, und ich sterbe förmlich." Dann warf sie ihre blonden Haare in den Nacken und hakte sich bei dem Kerl unter. Sofort stolperten sie weiter.

Ich hatte nicht vor, mich einzumischen. Das ging mich nichts an. Wenn die Typen nur ein bisschen feiern und von mir aus auch Donuts aus der Uni stehlen wollten, sollte es mir egal sein. Solange Ella dabei vor Übergriffen sicher war, würde ich mich im Hintergrund halten. Wenn sie ihr allerdings zu nahe traten ... Was wäre ich für ein Mensch, wenn ich tatenlos dabei zusehen würde?

Also folgte ich der Gruppe weiterhin und trat in einigen Metern Abstand hinter ihnen durch das Tor zum Campus. Es war verboten, nachts auf dem Gelände der Uni umherzustreifen. Wenn Andersson davon Wind bekam, dass ich gegen die Uni-Regeln verstoßen hatte, hätte er noch weit mehr gegen mich in der Hand als er es ohnehin schon hatte. Ich konnte nur hoffen, dass er es niemals herausfinden würde. Sonst war ich sowas von am Arsch.

Der Beschützerinstinkt in mir trieb mich weiter an, ganz egal, mit was für Konsequenzen ich rechnen musste. Ich traute den Kerlen nicht. Ella war total betrunken, und die Typen könnten ihren Zustand jederzeit ausnutzen. Wahrscheinlich würde sie sich am nächsten Morgen nicht einmal mehr an diese Nacht erinnern.

„Schokolade", sagte Ella gerade in einem Tonfall, der mich an Gollum erinnerte, wie er über den Ring der Macht sprach. „Ich will Schokolade." Dasselbe sehnsuchtsvolle Zischeln.

Ein Grinsen huschte über mein Gesicht.

„Bekommst du."

„Zu schade, dass die Leute auf der Party keine Schokolade hatten", meinte sie. „Aber Jimmy, Johnny und Jack wollen Schokolade. Viel Schokolade. Und Zucker."

„Schokolade und Zucker." Einer der Kerle lachte laut. „Ist das nicht dasselbe?"

„Nein." Ella schüttelte die blonden Haare. „Das eine ist schwarz wie die Nacht, das andere weiß wie der Tag. Und ich bin der Teufel."

Ich gluckste und musste mir die Hand vor den Mund halten, um nicht laut loszulachen. Auf meinem Gesicht breitete sich ein weiteres versonnenes Grinsen aus. Ihre Äußerung erinnerte mich an das Musikstück, dass sie in der Bar an der Jukebox gewählt hatte. Ella sah aus wie ein Engel, war laut ihrer Äußerung aber ein verkleideter Teufel. Wer wusste schon, wieviel Wahrheit darin steckte? Im Moment befürchtete ich eine Menge.

Don't Worry Baby - Unsere Gemeinschafts-LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt