Kapitel 3

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?- September 2023

Hêsir awayê axaftina çavên we ne dema ku devê we nikaribe rave bike ka dilê we çawa hîs dike.- Die Tränen sind die Art und Weise, wie deine Augen sprechen, wenn dein Mund nicht erklären kann, wie dein Herz fühlt.

"Dalya, Dalya, steh auf!" Es ist Agits Stimme. Sofort reiße ich die Augen auf. Mein Herz rast. Nur ein Albtraum... Ein Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus, als ich seine Stimme höre. "Agit!", schreie ich, meine Stimme überschlägt sich, während ich auf ihn zulaufe. Wo warst du bloß? Meine Augen füllen sich mit Tränen, und auf Zehenspitzen strecke ich mich nach ihm aus, um ihn zu umarmen.

"Weißt du, wie sehr ich dich vermisst habe?", frage ich, meine Stimme brüchig vor Erleichterung und Schmerz. Er lächelt, wischt mir sanft die Tränen aus dem Gesicht. "Dalya, was ist los?", sagt er lachend. Ich kann nicht aufhören zu weinen, mein ganzer Körper bebt. Wie sehr ich dieses Lachen vermisst habe.

Doch plötzlich verdunkelt sich sein Gesicht. "Geh jetzt, Dalya. Nicht hier. Nicht jetzt." Der Schmerz in meinem Herzen ist so heftig, dass ich glaube, es zerreißt mich. "Warum, Agit?", frage ich, meine Stimme klingt so verzweifelt, als würde sie mich verlassen. Aber er dreht sich einfach um, ohne mir zu antworten, und geht.

"Agit!", schreie ich ihm nach. Doch er dreht sich nicht um. Nicht einmal ein letzter Blick. Er geht einfach. Ich bleibe zurück. Allein. Der Schmerz in meinem Herzen zieht sich zusammen, so tief, so intensiv. Es fühlt sich an, als würde mir die Luft zum Atmen fehlen. Mit jedem Atemzug wird das Stechen schlimmer. Es drückt auf meine Brust, als würde mich etwas niederdrücken, erdrücken.

"Steh auf!" Eine andere Stimme, tief und fest, reißt mich aus der Starre. "Komm schon, öffne deine Augen!" Der Druck auf meiner Brust wird stärker. Mein Kopf dreht sich langsam von der Schwärze weg, und als ich blinzele, wird mir klar, dass ich immer noch nicht aus dem Albtraum erwacht bin. Ich blicke auf. Über mir beugt sich der Mann mit den bleigrauen Augen. Er drückt wieder auf meine Brust. "Du lebst", sagt er trocken, fast erleichtert. "Ich dachte schon, der Sensenmann hätte dich geholt."

Alles um mich herum ist verschwommen. Mein Körper fühlt sich schwer an, mein Kopf benebelt. Ich versuche mich aufzurichten, und plötzlich schießt ein brennender Schmerz durch meinen Hals. Ich beginne zu husten, so heftig, dass mein ganzer Körper bebt. Er klopft mir auf den Rücken, und ich spucke eine erschreckende Menge Wasser aus. Es schmeckt salzig. "Du bist untergegangen. Wahrscheinlich hast du zu viel Meerwasser geschluckt", sagt er, während er mich mustert.

Langsam beginnt meine Erinnerung zurückzukehren. Der Flieger... wir sind abgestürzt. Ich sehe auf meine Hände, meine Kleidung ist komplett durchnässt, noch immer in Handschellen. Mein ganzer Körper schmerzt, als würde jeder Muskel in mir rebellieren. Doch der Schmerz in meinem Herzen übertrifft alles. Der wird nie aufhören.

Ich schaue mich um, versuche die Umgebung zu begreifen. Kein Zeichen von Leben. Nur der weite, offene Ozean, der goldene Sand, die Palmen, und dieser fremde Mann vor mir. Ich huste weiter, mein Hals brennt von dem Salz. Mein Kopf dröhnt. Wie sehr ich mir jetzt eine kalte Flasche Wasser wünsche...

"Wo sind wir?", frage ich ihn mit heiserer Stimme, während ich mich mühsam aufrichte. Jeder Versuch, mich zu bewegen, fühlt sich an, als würde ich gegen eine unsichtbare Kraft ankämpfen. Er tritt langsam näher, zieht mich mit einem kräftigen Griff auf die Beine.

"Danke", sage ich, meine Stimme noch immer rau und trocken.

"Nicht dafür", antwortet er kurz angebunden und dreht sich um, um vorauszugehen. Ich stolpere ihm hinterher, meine nassen Klamotten kleben schwer an meinem Körper, zerren mich fast zu Boden. Meine Arme sind ausgestreckt, die Handschellen schneiden in meine Handgelenke. Jeder Schritt ist eine Qual.

𝐊𝐮𝐫𝐝𝐢𝐬𝐡 𝐑𝐨𝐮𝐥𝐞𝐭𝐭𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt