6. - Zayn

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London war groß. Richtig groß. Für Niall, den Jungen vom Land, war London wie eine andere Welt. Es gab hier einfach alles. Und wo es alles gab, war es sehr viel schwieriger aus dem Rahmen zu fallen. Ihm begegneten alle möglichen unterschiedlichen Menschen und da Zayn in Soho lebte, war alles noch einmal bunter als sowieso schon. Eine wilde kulturelle Mischung an Gerüchen und Geräuschen zog an ihm vorbei, als er das erste Mal vor dem Haus stand, in dem er nun sein Zimmer beziehen würde. Genau drei Tage nach seinem Schulabschluss wohlgemerkt. Ohne große Abschiedsparty und weinende Eltern. Irgendwie hatten die eine nahezu heilige Vorstellung von Zayn. Der anständige Junge, der sich seinen Lebensunterhalt verdiente und ansonsten nicht groß auffiel. Amen. Niall hatte gewusst, dass Zayn eine eigene Bar hatte, weil er sie sehr sehr jung übernommen hatte. Der alte Besitzer war weggezogen und so hatte Zayn sehr jung mit sehr vielen Schulden da gestanden. Aber irgendwie hatte der wohl ein geniales Konzept oder so, denn es lief super und so langsam kam er in Blickrichtung des grünen Zweigs. Niall hatte keine Ahnung, wo die Bar genau war, aber er erhoffte sich, gegebenenfalls einen Notnagel zu haben, sollte der Ausbildungsbetrieb, der so verzweifelt gewesen war, ihn zu nehmen, doch so richtig scheiße sein.
Und so war er mit Sack und Pack nach London gereist. Seine Eltern hatten ihn bringen wollen, aber Niall hatte klar gemacht, dass das hier sein Ding werden würde und er das allein machen wollte. Außerdem wollte er nicht von Zayn als Muttersöhnchen gesehen werden. Denn das war Niall nicht. Er war schon immer lieber unabhängig gewesen. Seine Eltern hatten die ersten achtzehn Jahre seines Lebens mit ihm zusammen gelebt. Gewusst, wie es ihm wirklich ging hatten sie zur wenigsten Zeit. Es war nicht so, als würde er sie nicht mögen. Es waren eben seine Eltern. Denen warf man viel vor aber verzieh auch sehr viel. Es war nur einfach so, dass Niall nicht wie ein Kaninchen ein Nesthocker war, sondern wie ein Hase ein Nestflüchter. Oder eine Schildkröte. Aus dem Ei geschlüpft und zack wusste er, wo er hin musste. Naja. Gerade fühlte es sich eher wie ein herum trudeln an, aber so richtig rund wurden Geschichten ja sowieso immer erst, wenn sie dann irgendwann im Nachhinein erzählt wurden.

"Hey Niall! Komm rein!", begrüßte ihn Zayn fröhlich an der Tür.
"Hey. Das war vielleicht ein Ritt hier her.", seufzte Niall und hatte das Gefühl, er würde gleich einfach auf der Fußmatte schlafen, wenn Zayn ihn nicht schnell genug woanders parkte.
Glücklicherweise setzte der ihn nur einen Moments später auf sein gemütliches Sofa.
"Das ist so toll hier.", sprach Niall erledigt und dennoch unfassbar glücklich.
"Ja, hier wohne ich noch nicht lange. Noch ist es ordentlich.", lachte Zayn.
"Oh, echt?"
"Ja. Vorher hab ich überm Cl- über meiner Bar gewohnt. Aber ich brauchte die Trennung zwischen Arbeit und Privat.", erklärte Zayn und räumte eine Staffelei zur Seite, um von der anderen Seite ans Sofa heran treten zu können. Zayn war immer schon kreativ gewesen. Der Mann konnte Malen, Schreiben, Singen... Niall hatte Zayn immer schon bewundert.
"Vermietest du die Räume jetzt anderweitig?"
"Nein. Ich hab sie umgebaut und mit dazu genommen. Die Nachfrage ist gut. Und ich hab viel selbst gemacht. Das deckelt die Kosten. Denn die ganzen Bestimmungen und die Bürokratie... Man glaubt gar nicht, was man alles beachten muss. Aber jetzt ist soweit alles erledigt. Nur deshalb sieht es hier noch so aus, wie es aussieht. Ich hab vorher jede freie Minute bei der Arbeit verbracht, statt hier ein riesiges Wimmelbild zu basteln."
"Das ist echt cool. Du bist dein eigener Chef und du magst, was du tust."
"Ja. Ja, stimmt. Ist etwas schräg alles, aber ja. Ich mag meinen Job sehr."
"Vielleicht kann ich Mal mitkommen?"
"Äh... Ja... Klar... Bestimmt... Wieso nicht?", fragte Zayn und grinste irgendwie seltsam. Aber vielleicht bildete sich Niall das auch nur ein.
"Wollen wir deine Sachen eben alle hochholen? Dann bringe ich für dich den Leihwagen weg und du kannst schon pennen?"
"Das klingt himmlisch. Willst du mich heiraten?", fragte Niall.
"Äh... Was?"
"Du bist nett und hast ne schöne Wohnung."
"Wow. Wenn das deine einzigen Ansprüche sind, finden wir bestimmt auch wen anderes. Statistisch gesehen hat aber jeder einen schwulen Cousin."
"Echt?", fragte Niall. "Ich nicht..."
"Ich schon"
"Hä? Das geht doch gar nicht. Wir sind doch Cou- oh! Du meinst mich!"
Zayn lachte.
"Wie hast du das gemerkt?"
"Ich weiß sowas. Und du hast mir einen Antrag gemacht."
"Stimmt. Das war auffällig."
"Na komm. Sachen hoch holen."
"Du kennst nicht zufällig einen Schwulen, der nett ist?"
"Einen?", fragte Zayn und amüsierte sich offenbar über irgendwas königlich.
"Mehrere?"
"Wir werden sehen, ob da was für dich dabei ist.", grinste Zayn und hüpfte beinahe vor Niall her die Treppe herunter.
"Und dass ich bei dir wohne, stört dich echt nicht?"
"Nein. Kein bisschen. Das Zimmer ist frei, ich kassiere deine Miete -"
"Die absolut lächerlich ist. Ich hab's recherchiert. Du könntest das dreifache locker verlangen.", unterbrach ihn Niall schnell. Zayn nahm eine absolute Spottmiete von ihm. Niall war dafür dankbar, aber nahm sich fest vor, dass Zayn irgendwann irgendwie zurück zu zahlen.
"Ich kassiere deine Miete, die an deinem Gehalt bemessen schon nicht so klein ist und ich hab Gesellschaft. Außerdem mag ich dich. Das ist gut. Nervige Menschen stören mich."
"Wie ist jemand für dich nervig?"
"Hm... Gute Frage. Finden wir raus. Aber ich mag lustige Menschen. Und ich glaube, du bist sehr lustig."
"Oh, ja. Ich kann sehr lustig sein.", grinste Niall stolz.
"Und nicht verklemmt? Das mag ich auch gar nicht."
"Ich denke, das wird eine verdammt gute WG-Zeit.", grinste Niall und biss sich auf die Unterlippe.
Zayn sah ihn an und irgendwas lag in seinem Blick, was Niall nicht zuordnen konnte. Zumindest nicht in diesem Moment. Später, wenn er einmal drüber nachdenken würde, würde ihm klar sein, dass Zayn in dem Moment etwas in ihm sah, dessen Niall sich noch überhaupt nicht bewusst gewesen war.

Auch hier geht's natürlich weiter. Jetzt ist Niall schonmal in London. Und wir haben Zayn! In Teil eins kam der direkt im ersten Kapitel vor. Hier erfahren wir natürlich mehr über ihn und ich hoffe sehr, ihr freut euch über ihn aus einer anderen Perspektive. 🤗😉
Bis dann.
Viele Grüße ^⁠_⁠^

BDSM 3 (Niam) LeseprobeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt