Prolog

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Den Bogen in der rechten Hand und den Pfeil in der Linken, rannte sie gebückt durch das niedrige Gebüsch am Waldrand, immer darauf achtend keine Fußspuren im frisch gefallenen Schnee zu hinterlassen.
Bald kam eine Lichtung in Sicht und man hörte lautes Gelächter. Sie verlangsamte ihre Schritte immer mehr, bis sie an einem Baum am Rande der Lichtung stehen blieb. Rasch analysierte sie das Treiben auf der Lichtung und machte schnell ihre Zielperson aus.

Boll.

Ein gesuchter Gauner, der hilflose Leute ausraubt und anschließend auf grausamste Weise tötet. Auch Reisende aus fremden Ländern waren ihm schon zum Opfer gefallen.
Auf ihm ist ein ziemlich hohes Kopfgeld ausgesetzt, dachte Bala, mit einem grimmigen Lächeln. Damit würde sie vielen Menschen helfen können. Zudem würde sie die Welt von einem Mörder mehr befreien.

Aber solange er von seinen Komplizen umgeben war, konnte sie sich ihm nicht vorknöpfen.
So leise es ging schlich sie zu einem Baum mit niedrig hängenden Ästen und kletterte flink wie ein Wiesel hinauf. Oben angekommen ließ sie sich auf einen dicken Ast nieder, von dem sie das Geschehen auf der Lichtung gut im Auge hatte, aber sie selbst nicht zu sehen war. Von dort aus konnte sie beobachten wie die Männer um ein großes Feuer saßen und aus dicken Humpen tranken, lachten und grölten. So wie es aussieht, kann es noch eine ganze Weile dauern, bis alle schlafen, dachte Bala sich und lehnte sich mit den Rücken an den Baumstamm und legte ihren Bogen, mit dem Pfeil, griffbereit vor sich hin.

Es war schon tiefste Nacht und die Temperaturen waren schon auf unter -30°C gefallen, als endlich der Letzte in sein Zelt zurückzog. Nur eine einsame Wache saß noch in der Mitte der Lichtung, vor den Resten des Feuers. Langsam wie eine Raubkatze, die die ihre Beute fixiert, ging Bala in die Hocke, nahm den Bogen und den Pfeil, spannte ihn und fixierte ihr Ziel. Dann atmete sie langsam ein und ließ den Pfeil beim Ausatmen los. Mit einen kaum hörbaren Sirren fand er sein Ziel.

Der Pfeil bohrte sich in die Kehle des Wachen, sodass dieser ohne einen Mucks von sich zu geben nach vorne kippte und liegen blieb. Natürlich hätte sie ihn auch mit einen Schlag außer Gefecht setzen können, doch das hätte das Risiko beinhaltet, das er sie entdecken könnte und das ganze Lager alarmiert. Noch bevor der Kopf des Wächters auf den Boden aufschlug, war sie schon von den Ast gesprungen und auf den Boden gelandet, ohne sich zu verletzen, da sie schon als kleines Kind oft auf Bäume kletterte und dabei auch genauso oft wieder herunter gefallen war. Sobald sie auf den Boden gelandet war, sprang Bala auf und rannte auf das größte Zelt, im Lager, zu, da sie gesehen hatte wie sich Boll dorthin zurückzog.

Als sie das Zelt erreicht hatte, vergewisserte sie sich noch einmal, dass keine weiteren Wachen patrouillierten. Als sie ganz sicher war, dass Niemand in der Nähe war, wandte sie sich zum Eingang des Zeltes um und öffnete ihn. Im Inneren spendete nur ein kleines Feuer in der Mitte, des Raumes, Licht, sodass sich Balas Augen erst an die plötzliche Dunkelheit gewöhnen mussten. Doch sobald sie genug sehen konnte, um einen, sich bewegenden Haufen aus Fellen erkennen konnte, setze sie sich in Bewegung. Mit nur zwei großen Schritten, war sie an der Stelle angelangt, wo sie den Kopf von Boll vermutete.

Es gab ein leises klirren, als Bala ihr Schwert aus der Scheide zog und in Position brachte. Langsam atmete sie ein, um sich innerlich darauf vorzubereiten. „Vergib mir. Schmore in der Hölle!", mit diesem Ausruf ließ sie ihr Schwert nieder sausen. Das Schwert durchschnitt die Felle, wie Butter und schlug Boll den Kopf ab. Dabei spritzte Blut in alle Richtungen. Mit einen schnellen Sprung rückwärts entging sie den meisten Spritzern. Nur ein paar trafen sie im Gesicht und am Oberkörper. Mit einen traurigen Lächeln im Gesicht, sprach sie stumm ein Gebet, das sie von Ms. Caltha gelernt hatte, für seine Seele. Als sie fertig war suchte sie nach etwas, das sie als Beweis mitnehmen könnte, um das Kopfgeld einzufordern. Schließlich nahm sie sein Schwert, da es jeder kannte, den er trug es immer bei sich. Dann wandte sie sich um und rannte hinaus, auf die Lichtung.

Von dort aus lief Bala zu den Baum, wo sie ihren Bogen zurück gelassen hatte. Noch während sie lief schnappte sie sich ihn und rannte in den Wald, als würde sie von Monstern gejagt. Dabei übersah sie den jungen Mann, der sie von den Ast aus beobachtete, auf dem sie das Lager observiert hatte. Er betrachtete sie mit nachdenklicher Miene.

Estate e InvernoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt