Kapitel 10 | Henry

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Kapitel 10 | Henry

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Kapitel 10 | Henry

„Lady Charlotte, hier, bitte hier

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„Lady Charlotte, hier, bitte hier." „Hoheit, legen Sie doch bitte den Arm um die Lady." „Prinz Henry, könnten Sie..." „Prinzessin Beatrice..." Das wilde und laute Geschrei verschmolz in seinem Kopf zu einem einzigen großen Knäul. Kurz schloss Henry die Augen und zählte von vierundzwanzig in Dreierschritten rückwärts auf null.

Er spürte einen leichten Stoß in seinem Rücken und öffnete seine Augen. Philip sah ihn eindringlich an und zischte: „Verdammt, reiß dich zusammen. Das sind doch nur ein paar Fotos." „Philip..." Martha legte ihrem Verlobten beschwichtigend eine Hand auf den Unterarm und lächelte dabei zuckersüß in die auf sie gerichteten Kameras.

Sie waren heute zu einer Spendenveranstaltung geladen worden, deren Einnahmen dem Kinderkrankenhaus zugutekommen sollten. Nur deshalb hatte Henry sich überhaupt dazu bereit erklärt teilzunehmen. Wobei, wenn er ehrlich war, hätte er eh nicht absagen können. Das war nun mal sein „Job". Prinz sein. Hände schütteln. Posieren. Smalltalk führen. Dabei immerzu lächeln und freundlich sein.

An Tagen wie heute fiel es ihm noch schwerer als sonst. Es gab gute, bessere, schlechte und schlimmere Tage. Heute war ein schlechter Tag. Charlie und Bea hatten dies sofort gespürt und versuchten, ihn so gut es ging zu unterstützen – so unauffällig wie möglich natürlich. Selbstverständlich durfte die Öffentlichkeit nicht erfahren, dass ihr „Prinz der Herzen" keine Lust auf sie hatte. Wenn sie wüssten, wer er wirklich war, wären sie wahrscheinlich eh froh, wenn er sich zurückziehen würde.

Oft dachte Henry daran, dass er niemals er selbst sein können würde. Auch heute wieder. Er schaute Charlotte von der Seite an. Sie sah wunderschön aus mit ihren langen braunen Haaren, dem dunkelgrünen, bodenlangen Kleid mit den Spitzenärmeln. Henry fragte sich oft, wie einfach es wäre, wenn er sie wirklich lieben könnte – nicht nur platonisch.

Gestern Abend war er wieder über einen Post von Mr America „gestolpert", der ihn vollkommen in seinen Bann gezogen hatte. Es waren Bilder von einem Shooting für eine recht neue, junge britische Designerin gewesen. Die Kleidung war... minimalistisch. Super enge Hosen und Shirts in gedeckten Farben, die durch ihren Schritt gefühlt genauso viel über den Körper ihres Trägers verrieten, als wenn dieser nackt gewesen wäre.

Henry wusste, dass er sich nur selbst folterte. Dass dieser Mann für ihn auf so vielen Ebenen unerreichbar war. Und doch... Seit dieser nur gute zwei Stunden von ihm entfernt lebte, hatte das seine Passion nur noch angefacht. Ebenso wie die Gerüchte, die seit einigen Wochen im Umlauf waren, dass Alex auch Männern nicht abgeneigt war. Allerdings kam diese Behauptung von einem ehemaligen Kommilitonen von dessen Schauspielschule. Bei diesen Leuten konnte man nie sicher sein, ob an deren Aussagen wirklich etwas dran war. Einige würden für ihre paar Minuten Ruhm alles erzählen.

Alex jedenfalls hatte sich nie zu den Gerüchten geäußert, was Henry für die beste Taktik hielt. Don't feed the troll. Je weniger Aufmerksamkeit solche Menschen bekamen, umso schneller wurden sie wieder vergessen. Doch Henry konnte nicht vergessen. Ein kleiner Funke in seinem Inneren – ok, ein ziemlich großer – wünschte sich, dass an den Behauptungen etwas dran war. Was ihm natürlich eigentlich überhaupt nichts nützen würde. Doch allein die Vorstellung, dass es zumindest theoretisch möglich wäre...

Henry seufzte und versuchte der älteren Dame, die ihm gerade vom Polo-Talent ihres Enkels vorschwärmte, zu folgen. Er war froh, sich selbst morgen wieder in den Sattel zu schwingen. Auf dem Rücken der Tiere fühlte er sich wohl und konnte hin und wieder zumindest einigermaßen abschalten. Klar stand er auch dort im Mittelpunkt. Aber er musste nicht reden und konnte allein durch sein Können die Kritiker zum Schweigen bringen.

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