Ich sitze auf meinem Bett. Kiba schnurrt auf meinem Schoß. Sein Fell ist weich unter meinen Fingerspitzen. Vorfreude, aber auch Abschiedsschmerz schlagen in meiner Brust.
Heute werde ich eine Hana hinter mir lassen. Die Hana, die zur Schule gegangen ist. Die Entscheidungen aus dem Bauch heraus getroffen hat. Eine junge, unbedarfte Version von mir, die sich über Dinge den Kopf zerbrochen hat, die gar nicht mehr wichtig erscheinen.
Es macht mir beinah Angst, mein Elternhaus zu verlassen und plötzlich auf eigenen Beinen stehen zu müssen. Wäre da nicht Tetsurou. Mein Anker. Mein bester Freund und Lebensmittelpunkt.
Seine Schritte klingen dumpf auf der Treppe. Er lehnt sich gegen den Türrahmen.
„So, so, ich schleppe hier die Kartons und du kuschelst Kiba?" Ein Grinsen ziert sein gut aussehendes Gesicht.
„Ich muss mich auch von ihm verabschieden", antworte ich leise. Es ausgesprochen zu haben, macht es mir schwer. Wieso muss ich ausgerechnet jetzt sentimental werden? Heute starten wir unser gemeinsames Leben und ich bin traurig, mein Altes hinter mir zu lassen. Plötzlich verstehe ich den Ausdruck: mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Tetsu stößt sich vom Türrahmen ab und lässt sich neben mich aufs Bett fallen. Er streichelt über meine Wange.
„Er ist nicht aus der Welt. Wir können jederzeit hierherfahren, ok?"
Der Knoten in meiner Kehle erschwert das Schlucken. Natürlich können wir das. Was sind schon zwei Stunden? Unsere Dachgeschosswohnung ist weit genug weg, um nicht unvorbereitet von unseren Eltern überrascht zu werden, aber doch nah genug, um jederzeit füreinander da sein zu können. Aber es geht mir weniger um den physischen Abschied, als die Bedeutung des heutigen Tages. Wir werden erwachsen. Sind es bereits. Das Leben geht unaufhaltsam seinen Weg und wir werden mitgezogen. Die Ungewissheit macht mir Angst.
„Was, wenn es uns dort nicht gefällt? Oder wenn uns unsere Jobs nicht zusagen? Was, wenn wir uns einsam fühlen?"
Finger an meinem Kinn zwingen mich dazu, in Tetsus goldene Iriden zu blicken.
„Wir haben uns. Und wir stehen alles gemeinsam durch."
Sein Gesicht verschwimmt vor meinen Augen. Die ersten Tränen laufen meine Wange hinab und verenden in Tetsus Pullover, als er mich an sich zieht. Kiba springt von meinem Schoß und flüchtet vor meinem Ausbruch.
Die Worte zu hören, hat mir bewusst werden lassen, dass wir eine Einheit sind. Er steht zu mir, wie ich zu ihm stehe. Keine Fragen, keine Zweifel, ein stummes Zugeständnis, dass wir alles schaffen können.
Ich genieße seine Umarmung. Sie spendet Trost und Zuneigung, und ich frage mich, ob er genauso fühlt. Ob in ihm auch ein Teil der Vergangenheit hinterherweint.
Meine Mutter kommt die Treppe hoch. „Der Umzugswagen ist so gut wie gepackt, müsst ihr noch.."
Ihre Frage hängt unvollendet in der Luft. Ich sehe sie nicht an, mein Gesicht immer noch an Tetsurous Brust versteckt. Von meinen Eltern muss ich mich auch noch verabschieden.
„Wir kommen gleich. Es sind nur noch zwei Kartons." Beruhigend streicht seine Hand meinen Rücken auf und ab.
„Lasst euch Zeit. Wir warten unten." Ihre Schritte entfernen sich.
Meine Tränen versiegen langsam. Ich wappne mich vor der bevorstehenden Verabschiedung. Tetsurou nimmt mein Gesicht zwischen seine Hände. Küsst meine Stirn, meine Wangen, meine Nasenspitze. Er lehnt seine Stirn gegen meine.
„Weißt du eigentlich, wie sehr ich mich darauf freue, mit dir in unserer Wohnung unsere Kisten auszupacken? Ich kann es kaum erwarten, Essen zu bestellen und aus Umzugskartons eine improvisierte Küche zu bauen. Ich fiebere unserer ersten gemeinsamen Nacht entgegen und darauf, was wir vielleicht machen werden oder auch nicht machen werden, weil wir viel zu erledigt sind." Ein zweideutiger Unterton hat sich in seine Stimme geschlichen. „Auf jeden Fall können wir es bald tun, wann und wo und wie wir wollen. Weil es UNSERE Wohnung ist. UNSER Zuhause."
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Kuroomanie (Kuroo x OC) | Haikyuu Fanfiction | Abgeschlossen
FanficTetsurou zieht mich an sich. „Du weißt, dass wir darüber reden müssen oder?" Muss er ausgerechnet jetzt auf Erwachsen machen? „Ja, aber nicht jetzt. Bitte nicht jetzt." „Ok." Schauer jagen meinen Rücken hinab. Er ist mir so nah. Seine Körperwärme ge...