SEVENTEEN

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Amira

„Was interessiert es dich, was ich hier mache?" frage ich genervt und verschränke die Arme vor der Brust.

„Leute, bitte, seid nicht kindisch und redet einfach nicht miteinander" sagt Asli, seufzt leise und zieht mich von Talha weg, als könnte sie so die Spannung zwischen uns lösen.

Als das Spiel beginnt, fällt mein Blick auf die Nummer 19. Auch aus der Entfernung kann ich nicht übersehen, wie gut ihm die kurzen Haare stehen.
Nach einem Jahr ist er wieder da, und allein sein Anblick reißt alte Wunden auf, als wäre keine Zeit vergangen.

Nachdem die Türkei das Spiel gewonnen hat, jubeln alle um mich herum, doch ich fühle mich, als wäre ich in einem anderen Film. Ich sage Maylan Bescheid, dass ich kurz weggehen muss, und mache mich auf den Weg zur Toilette. Während ich durch die jubelnde Menge gehe, dringen die Geräusche des Feierns nur gedämpft zu mir durch.

Auf dem Weg zur Toilette verliere ich mich in meinen Gedanken, als ich plötzlich gegen etwas Hartes stoße. Ich blicke auf und sehe Kenan vor mir stehen. Mein Magen verkrampft sich, und ich spüre, wie sich der Hass, den ich für ihn in mir getragen habe, wie ein Feuer in mir erweckt.

„Amira" sagt er mit diesem selbstgefälligen Grinsen, das ich so gut kenne, und ich hasse ihn dafür. Bevor ich reagieren kann, packt er meinen Arm und zieht mich in einen leeren Raum.
Die Tür schließt sich mit einem lauten Knall hinter uns, und die Stille ist erdrückend

„Was soll das? Lass mich los!" sage ich, während ich versuche, mich aus seinem Griff zu befreien.

„Du siehst irgendwie anders aus" sagt er grinsend.
„Du auch. Was hast du dir überhaupt gedacht, dir so einen Augenbrauen-Cut zu machen? Passt gar nicht zu dir" kontere ich

Plötzlich verfinstert sich sein Blick „Weißt du, wenn ich dich ansehe, ekelst du mich einfach nur an. Du bist so eine Schlampe geworden. Ich bereue den Tag, an dem ich dich gesehen habe." sagt er mit einer kalten Stimme

Seine Worte treffen mich wie ein Schlag, und für einen Moment stehe ich nur starr da und sehe ihn mit aufgerissenen Augen an.

Nicht weinen, Amira. Nicht vor ihm.

„Wie kannst du so etwas sagen? Woher nimmst du dir das Recht, so mit mir zu reden?" schreie ich zurück, meine Stimme überschlägt sich vor Wut und Verletzung.

Doch er schüttelt nur den Kopf „Du bist einfach falsch, Amira. Meine ganze Zeit mit dir war verschwendet."

Ich schaue ihn mit enttäuschten Augen an. Meine Gedanken rasen, während die Erinnerungen an uns wie ein Film in meinem Kopf ablaufen. „Erinnerst du dich an die Nächte auf meinem Balkon? Wir haben die Sterne beobachtet und stundenlang über unsere Träume geredet. Wir haben uns Geschichten erzählt, als ob die Welt um uns herum nicht existierte."

Sein Gesicht bleibt unverändert, aber ich spüre, dass ich ihn erreiche. „Du hast mir von deinen Ängsten erzählt, und ich habe dir gesagt, dass wir alles gemeinsam schaffen können. Es war immer du und ich, gegen den Rest der Welt. Was ist aus all dem geworden?"

Ein Moment der Stille breitet sich zwischen uns aus.
„Jetzt stehen wir hier und du nennst mich Schlampe, wünschst dir, dass all das nie gewesen wäre."

In diesem Augenblick breche ich zusammen. Tränen strömen über mein Gesicht, warm und salzig, und ich schubse ihn leicht von mir weg
„Wie konntest du das tun?" flüstere ich zwischen den Schluchzern
,,Wie konntest du mich so einfach ersetzen?"

Seine Augen weichen meinem Blick aus, und ich fühle mich, als würde ich in einem Meer aus Enttäuschung ertrinken

Die Wut in mir steigt mehr und mehr, als er einfach still vor mir steht. „Beantworte meine Fragen! Sei nicht still, ich hasse diese Stille an dir!"

,,Wie konntest du mir das antun? Ich habe dir vertraut! Ich habe dich geliebt!" Meine Fäuste schlagen verzweifelt gegen seine Brust, während die Tränen unaufhaltsam über mein Gesicht strömen. „Du hast mich einfach alleine gelassen!" Jedes Wort brennt, und mit jedem Schlag breche ich mehr zusammen. Meine Knie geben nach, mein Körper zittert, und ich falle in seine Arme
,,Ich hab dich doch so geliebt" flüstere ich kaum hörbar gegen seine Brust. Meine Finger klammern sich an sein Shirt, während die Worte wie ein letzter Versuch klingen, ihn zu erreichen, ihn zu verstehen. Sein Herz schlägt gleichmäßig, als ob es ihn nicht berührt, als ob meine Welt nicht gerade in tausend Stücke zerfällt.

,,Du warst diejenige, die alles kaputt gemacht hat"  murmelt er
„Was hab ich denn falsch gemacht? Das Einzige, was ich getan habe, war, dich zu unterstützen und dich zu lieben." Ich suche seinen Blick, doch er ignoriert mich

Plötzlich löst er sich von mir und steht auf. „Ich muss gehen" sagt er
Er dreht sich um und verlässt den Raum

Nach einer Weile, in der ich mich beruhige und versuche, die Gedanken zu ordnen, greife ich nach meinem Handy. Ein Blick auf den Bildschirm zeigt mir eine Nachricht von Maylan.
„Ich warte auf dem Parkplatz auf dich."

Ich atme tief ein, stehe auf und verlasse den Raum.

Auf dem Parkplatz sehe ich Asli. Sie steht bei Alina und Talha. Daneben steht mein Bruder Can und Kenan. Eine Gänsehaut überzieht meine Arme, als ich Can sehe. Den ganzen Abend über hatte ich ihn nicht bemerkt.

„Amira? Alles gut?" Maylan sieht mich an und deutet auf mein verweintes Gesicht. Ich nicke und schaue zu Kenan rüber. Genau in diesem Moment umarmt ihn Alina und drückt ihm einen Kuss auf die Wange.

Asli sieht mich mit einem bemitleidenden Blick an, und plötzlich steigt Wut in mir auf. Ich weiß, dass sie von Alina und Kenan wusste, es mir aber nie gesagt hat. Wochenlang habe ich sie gefragt, wer seine Neue ist, und sie hat es verheimlicht

„Amira komm lass uns gehen" sagt Maylan und zieht mich am Arm zum Taxi, das auf uns wartet. Ich drehe mich noch einmal um, sehe Kenan mit dem Arm um Alinas Schulter.

Dann sehe ich, wie Asli meinen Bruder Can anstupst und mit dem Kopf zu mir nickt. Widerwillig kommt er auf mich zu, der Gesichtsausdruck kalt

„Was machst du hier, Amira?" fragt er kalt
„Warum fragt mich das heute jeder?" antworte ich mit genervter Stimme
„Amira!" Seine warnende Stimme schneidet durch meine Anspannung.
„Meine Freundin hat mir Karten zum Geburtstag geschenkt"  ich deute auf Maylan, die vor dem Taxi wartet.
„Mama vermisst dich. Ich erwarte, dass du sie bald besuchst" sagt er mit einem strengen Blick „Wo schläfst du überhaupt?"
„Im selben Hotel wie du"
Er seufzt und nickt kurz
„Sag mir dann Bescheid, wir gehen zusammen hin."

Ich nicke, halte seinem Blick noch einen Moment stand und drehe mich dann weg. Mit einem letzten Blick auf Kenan, der jetzt völlig in Alinas Nähe aufzugehen scheint, gehe ich zum Taxi und setze mich neben Maylan.

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Kleiner Reminder, dass Kenan und Amira erst jetzt so aussehen

___________________________________Kleiner Reminder, dass Kenan und Amira erst jetzt so aussehen

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Our Destiny|| Kenan yildizWo Geschichten leben. Entdecke jetzt