Königin des Lichts

Kapitel 3: Tag für Tag

„Ich werde das nichttragen.", erklärt Ivette mit verschränkten Armen vor der Brust.Sie mustert das Stück Stoff, welches Mephisto ihr entgegenhält,missbilligend. Es ist eine Schüleruniform der Akademie. WeißeBluse, Schleife, kurzer Rock, Kniestrümpfe und Schuhe. „KeineAhnung, welche Art von Fetisch du fährst, aber das werde ich nurüber meine Leiche tragen.". Fast schon enttäuscht legt der Dämonendlich den Stoff beiseite. Er stemmt die Hände in die Hüften undschaut die Exorzistin mit ernstem Blick an. „Die Schüler undSchülerinnen der Akademie sind verunsichert, weil du mir auf Schrittund Tritt folgst. Sie müssen erkennen, dass du zur Akademiegehörst.".

„Ich trage einNamensschild."

„Das reicht nicht."

„Ich werde keineSchülerinnenuniform tragen."

„Nun...", er trittnäher an die junge Frau heran und mustert sie. An seinem Blickkonnte sie erkennen, dass er anscheinend wirklich genervt war.Geistesabwesend zucken ihre Mundwinkel und deuten ein freches Grinsenan, welches das Feuer in Mephistos Blick nur noch mehr schürt. Miteinem leisen Zwischen lässt er die Kleidung verschwinden. „..aberirgendetwas müssen wir an dir ändern.".

„Ich laufe dir doch ehden ganzen Tag mit einem Klemmbrett hinterher, also warum dann nichtso etwas wie eine Assistentin? Aber doch keine Schülerin! Für wiealt hältst du mich?". Das Gesicht des Dämons erhellt sich wieder.Die Idee mit der Assistentin gefällt ihm. „Das ist eine fabelhafteIdee!". Enthusiastisch zählt er bis 3, schnipps dann mit demFinger und lässt Ivette für wenige Augenblicke in einer rosanenRauchwolke verschwinden. Als sich der Rauch legt, hat sie plötlichein ganz anderes Outfit an. Die Jeans und der Oversize-Pullover sindverschwunden und sehr viel elegantere Kleidungsstücke hängen anihr.

Die Rosahaarige trägtjetzt eine weiße Bluse, die am Kragen mit der typischen rot-schwarzgestreiften Schleife der Heilig Kreuz Akademie gebunden war. Die neueHose ist aus schwarzer Wolle gewoben, eng und schmiegt sich perfektan ihre Kurven. Die taillierte Jacke betonte ihre schlanke Figur nochmehr und verleihte ihr außerdem noch einen Hauch von Eleganz. DieSchuhe mit leichtem Absatz sind für den ersten Momentgewöhnungsbedürftig, aber Ivette hat schon einige Male in ihremLeben hohe Schuhe getragen. Das ist also nichts Neues.

„Wundervoll.", hauchtder Dämon und lässt seinen Blick mehrmals über das Endresultatschweifen. Er hat sich wirklich selbst übertroffen.

Ivette hingegen zupft denunangenehm engen Stoff zurecht und schaut Mephisto mit flehendenBlick an. „Muss das wirklich sein?". Aber der Dämon ließ nichtmit sich reden. Er liebte dieses neue Outfit viel zu sehr. Und alsDienstkleidung ist es doch optimal.

Im Laufe des Tages gewöhntsich die junge Exorzistin dann doch an ihre neue Kleidung. Wenigstenshat er ihr eine Hose gelassen. Ein Rock oder ein Kleid wäre wirklichdie Hölle für sie gewesen.

Nachdem sie aus derMittagspause zurück in das Büro des Schulleiters kam, bemerkte sieeine merkwürdige Aura. Mephisto ist nicht da und trotzdem hängtdieses bedrückende Gefühl in der Luft. Als wäre hier etwas imRaum, was nicht hier sein sollte.

Auf einmal gleitet buntesBonbonpapier vor ihren Augen zu Boden. Sie betrachtet das klebrigeStück Papier für eine Sekunde, bis sie der Flugbahn nach obenfolgt. Sie schaut in das Gesicht eines Dämons, doch es ist nichtirgendeiner, nein. Es ist Amaimon, der Erdkönig. Was macht so eingroßer Fisch hier in der Akamdemie? So ohne Weiteres könnte ernicht durch die Bannkreise kommen. Nur wenn ihn jemand hereinlässt.

„Wer bist du? Du solltestnicht hier sein.", sprach der Dämon mit monotoner Stimme und lässtsich schließlich von der Decke fallen. Fast schon elegant landet erauf seinen Füßen und verliert dabei kein Bonbon aus seiner Tüte.Ivette wäre vielleicht beeindruckt, wenn sie nicht so angespanntwäre.