Silence over the ocean

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Terzo starrte auf die sich kräuselnde Wasseroberfläche. Die grauen Wolken über ihm spiegelten sich in dem Wasser wieder und ließen es wie einen endlosen Abgrund wirken, dem er nicht entkommen würde, sollte er dumm genug sein, sich ihm hinzugeben.
"Was für ein Scheisswetter." Schimpfte Air neben ihm und rümpfte die Nase. Water zuckte mit den Schultern und machte Anstalten sich ins Wasser zu stürzen als er von Alpha zurückgehalten wurde. „Wenn wir gebratenen Ghoul zum Essen wollen, sagen wir schon Bescheid." Water blickte ihn verständnislos an.
„Wasser leitet Blitze du Idiot." knurrte Air.
„Aber es gewittert doch noch gar nicht. Aphrodite kann bestimmt noch ein bisschen warten." Alpha und Air tauschten einen verwirrten Blick. „Na, dieser Gott der Blitze."
sagte Water um ihnen auf die Sprünge zu helfen. Air verdrehte die Augen bis man fasst nur noch weiß sah und stöhnte hysterisch, während Alpha sich die Hände ins Gesicht schlug. „Aphrodite ist die Göttin der Liebe." murmelte er dumpf. „Ist doch das selbe." trällerte Water fröhlich vor sich hin während er über den Sand zu Earth lief, der sich mit Mist unterhielt.

Terzo musste grinsen, obwohl er nur mit einem Ohr zugehört hatte. „Ist es nicht schön?" seufzte Omega und blickte verträumt über das Meer das erst am Horizont verschluckt wurde.
"Es ist düster." Erwiderte Terzo. „Ich hab eine Nachricht von Ashley bekommen. Sister und Nihil  sitzen uns immer noch im Nacken."
„Und?"fragte Omega „Was wenn sie uns finden?" sagte Terzo, der Zweifel in seiner Stimme war unüberhörbar. „Dann finden wir einen anderen Ort. Oder wir kämpfen." sagte er grimmig. „So oder so. Ich werde nicht zulassen, das du in ihre Hände fällst."
Er legte eine Hand auf Terzos blasse Wange.
„Und ich kann nicht zulassen das du dich für mich in Gefahr bringst." sagte er und kämpfte gegen das brennende Gefühl in seiner Kehle an. "Was ich tue, liegt nicht in deiner Verantwortung." sagte Omega und seine Augen blitzen entschlossen. Dann setzte er ein ermutigendes Lächeln auf, drückte Terzo einen sanften Kuss auf die Stirn und erklärte das Gespräch damit für beendet.

Ein lautes pochen riss Terzo aus seinem Schlaf. Panik durchflutete ihn und ließ keinen Platz mehr für Müdigkeit. Er war nicht in der Lage sich zu bewegen und seine Gedanken rasten.

Sie hatten ihn gefunden.
Er konnte nicht zurück.
Nein.
Er wollte nicht in einen Sarg gesteckt werden.
Seine Finger krallten sich in das Kissen.
Nein.
Seine Wunde am Hals begann zu pochen und erinnerte ihn an die kalte Nadel die seine Haut durchdrungen hatte.
Sie war kalt gewesen. Gnadenlos.
Nein.

Terzo!! Wach auf du Schlafmütze. Na los!"
Er stutze. Das klang nicht nach Sister. Die Tür wurde aufgerissen und Mist stand vor ihm.
"Hast du einen Geist gesehen? Du bist noch blasser als sonst. Ich wusste gar nicht das das möglich ist." "Ich war nur etwas.. in Gedanken." Murmelte er ausweichend, während er versuchte seine schnappartige Atmung wieder in den Griff zu bekommen.
"Aha." Mist lehnte sich gegen den Rahmen und er konnte ihr am Gesicht ablesen, dass sie ihm kein Wort glaubte. "Du machst dir ganz schön viel Gedanken." Bemerkte sie. Ihr Ton hatte etwas beiläufiges, was ihm etwas befremdlich erschien. „Wieso?" fragte er langsam.
„Du hast geschrien. Ich dachte man hätte dich im Schlaf aufgespießt. Also hab ich dich geweckt." Terzo warf einen Blick aus der Tür auf den Strand. Erst jetzt fiel ihm auf, dass die Sonne erst dabei war hinter dem Wasser hervor zu kriechen. „Hab ich dich geweckt?" Fragte er, die Frage schien ihm überflüssig aber sich direkt bei ihr zu entschuldigen war ihm zu unangenehm. "Nein. Ich wollte jetzt sowieso schwimmen gehen." "Jetzt? Aber das Wasser ist doch bestimmt eisig kalt." „Das ist doch der Witz daran." entgegnete sie und rückte das Handtuch zurecht, das sie sich unter den Arm geklemmt hatte. „Ha, das will ich sehen." lachte Terzo. Eigentlich stand ihm nicht der Sinn danach ihr beim schwimmen zu zu sehen aber das war ihm immer noch lieber, als wieder in seinem dunklen Zimmer zurück gelassen zu werden und eventuell zu riskieren einzuschlafen und erneut los zu schreien.
Sie ließ ein leichtes Lächeln über ihre Lippen huschen. Mist lächelte zwar äußerst selten, aber wenn sie es tat dann war es verdammt ansteckend. Er folgte ihr über den Strand bis an den Steg.

Er hielt sich dicht hinter ihr, denn er hatte Angst versehentlich ins nichts zu treten. Anders als sie war Terzo auf ein kaltes Bad nicht besonders scharf. Mist blieb stehen und er lief fast in sie herein, sie zog sich ihre Stiefel aus und sprang samt T-Shirt und Badehose kopfüber in das klare kalte Wasser. Es spritze und Terzo verzog das Gesicht. „Sicher, das du es nicht versuchen willst? Es hilft gegen schlechte Gedanken." Er schüttelte den Kopf.
Er würde sich nicht dieser kalten tintenschwarzen Leere hingeben.
"Na wenn du meinst."

"Weißt du, das Leben ist wie das Meer."
Murmelte Mist leicht verträumt während sie in den Sonnenaufgang starrte, der Orange Schimmer reflektierte sich in ihren Augen.
Terzo biss sich auf die Lippe. Er hatte eigentlich keine Lust auf eine Lebenslektion.
"Sie ist gnadenlos und unfair, unberechenbar und unübersichtlich und wenn du in Panik verfällst ertrinkst du." Mist machte eine dramatische Pause und grinste selbstgefällig.
Sie hob ihren rechten Arm und machte eine theatralische Handbewegung, ehe sie dort fuhr. "Aber du kannst auch lernen mit den Wellen zu reiten, um unendliche Weiten zu bewältigen und wenn du aufhörst um dich zu schlagen wirst du schnell bemerken wie schön deine Umgebung eigentlich ist. Du kannst mit dem Wasser schwimmen. Es kann dein Freund sein. Oder du kannst daran verzweifeln und auf dem Boden zu Grunde gehen."
Als Terzo nichts erwiderte stand sie auf.
"Lass dir dein Leben nicht von anderen Wellen bestimmen. Hör auf dich vor Sister zu fürchten. Du bist der Freund eines übermenschlichen Halbdämons, einer viel größeren Welle. Sie sollte dich fürchten."
"Du mit deiner Meeresphilosphie." Sie schnaubte beleidigt. "Ich hab da lang dran gesessen." "Musst nicht gleich beleidigt sein Prinzessin." "Pff." Sie warf ihr Haar zurück. "Schön das ich helfen konnte." Sagte sie und ging. Terzo blickte zurück auf das Meer.
Es kam ihm nicht mehr ganz so düster vor -aber reinspringen wollte er immer noch nicht.

Ghost - All this time you knew.. ( Omega X Terzo)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt