Capitolo 2

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Alessandro

Der Jet setzt auf und ich spüre, wie das Gewicht der Stadt auf mich zukommt. London – eine Stadt, die glaubt, sie hätte die Oberhand. Eine Stadt voller Anzüge, Politiker und reicher Geschäftsleute, die denken, sie könnten alles kontrollieren. Sie haben keine Ahnung, was Kontrolle wirklich bedeutet. Aber sie werden es bald lernen.

Ich stehe auf, werfe einen schnellen Blick auf Sofia, die mir gegenüber sitzt. Sie schaut aus dem Fenster, still, wie immer, aber ich weiß, was in ihrem Kopf vorgeht. Sie will Antworten. Sie will wissen, warum wir hier sind, warum diese Gala wichtig ist. Doch sie wartet. Sie weiß, dass ich spreche, wenn es an der Zeit ist – und nicht vorher.

„Bist du bereit?" Ich sehe meiner Schwester in die Augen. Keine Weichheit, keine Fragen. Sie nickt sofort, wie ich es erwarte.

„Immer," sagt sie, ihre Stimme ruhig, kontrolliert. Genauso, wie ich es ihr beigebracht habe.

Der Wagen steht bereit, als wir die Gangway hinabsteigen. Der Fahrer öffnet die Tür, und ich gehe als Erster. Immer der Erste. Sofia steigt hinter mir ein, und ohne ein Wort setzt sich der Wagen in Bewegung. Die Stadt fließt an uns vorbei – nass, dreckig, überfüllt. Diese Menschen glauben, sie hätten Macht, weil sie in einer Stadt wie London leben. Weil sie denken, Geld wäre alles, was zählt. Sie täuschen sich.

„Wer wird da sein?" Sofia fragt es beiläufig, aber ich merke, dass sie mehr wissen will. Sie kann es nicht erwarten, ihre Rolle zu spielen. Sie lernt schnell, zu schnell vielleicht. Aber das ist gut. Ich brauche Leute, die schnell lernen.

„Die üblichen Leute." Ich schaue nicht zu ihr, sondern halte meinen Blick auf die Straße gerichtet. „Aber heute Nacht geht es nicht um sie. Es geht um uns."

Sie stellt keine weiteren Fragen. Klug. Ich will, dass sie hört, dass sie versteht, aber ich will nicht, dass sie glaubt, sie könnte alles wissen. Das ist meine Welt, mein Spiel. Und sie spielt eine Rolle darin – eine Rolle, die ich bestimme.

Die Limousine hält vor dem Hotel. Der Portier eilt heran, öffnet die Tür, und ich steige aus, ohne ihm einen Blick zu schenken. Mein Mantel fliegt hinter mir her, als ich Sofia folge. Der Mann nickt unterwürfig, sagt „Willkommen, Signore Moretti" mit dieser falschen Freundlichkeit, die ich schon tausendmal gesehen habe. Sie alle wollen etwas. Alle hoffen, dass ich ihnen etwas gebe. Doch ich gebe nichts – ich nehme.

Im Hotel empfängt uns Luxus, so übertrieben und protzig, wie man es erwarten würde. Aber das interessiert mich nicht. Die Kronleuchter, der Marmor, die goldenen Verzierungen – sie sind nur Fassade. Die wahre Macht liegt hinter den Kulissen. Und dort bin ich zu Hause.

„Ihre Suite ist bereit, Signore Moretti." Der Hotelmanager überreicht mir den Schlüssel. „Die Limousine für die Gala steht in einer Stunde bereit."

„Gut." Mehr sage ich nicht, aber er versteht. Alles läuft nach meinem Plan. Es läuft immer nach meinem Plan.

Oben in der Suite legt sich Sofia aufs Sofa, ihre Bewegungen entspannt, aber ich sehe, dass sie bereit ist. Sie spielt die Rolle der Unbeteiligten, der stillen kleinen Schwester, aber ich weiß, dass sie genauso gefährlich ist wie ich, wenn sie es sein muss.

„Wen treffen wir heute Abend?" fragt sie und versucht, lässig zu klingen. Doch ich kenne sie. Sie will mehr wissen. Sie will das Spiel durchschauen.

~Der Krieg der Liebe~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt