Kapitel 3

3 2 0
                                    

Würden wir Frieden in unseren Welten bringen, müssten wir uns nicht so verstecken. Wir könnten uns auch in aller Öffentlichkeit treffen und uns unter dem Mondlicht lieben. Es gäbe keine Kriege zwischen unseren Arten und niemand müsste dem anderen misstrauen.  

-

Es war Vollmond, und die Nacht war in ein silbernes Licht getaucht. Die Welt um uns herum schien lebendig, als die Schatten tanzten und die Nachtluft von einem mystischen Zauber durchzogen war. Doch in mir regte sich ein Gefühl der Unruhe. Zu Vollmond waren wir Dämonen besonders unkontrollierbar. Ich wusste, dass die Kraft in mir pulsierte, dass das Tier in mir an die Oberfläche drängte.

"James," murmelte ich nervös, während wir in einem kleinen versteckten Hain standen, umgeben von uralten Bäumen. "Ich... ich fühle es. Es ist stärker als je zuvor."

Er legte seine Hände beruhigend auf meine Schultern. "Ich bin hier, Rachel. Wir sind zusammen, das zählt. Lass nicht zu, dass die Angst die Kontrolle über dich übernimmt."

Ich biss mir auf die Lippe und sah ihm in die Augen. "Was ist, wenn ich nicht mehr ich selbst bin? Was, wenn das Tier in mir überhandnimmt und ich dir wehtue?" Meine Stimme war ein Flüstern, gefüllt mit einer Mischung aus Furcht und Verlangen.

James trat näher, so nah, dass ich seinen Herzschlag spüren konnte. "Du bist stark, Rachel. Du bist mehr als nur dein Blut. Du bist diejenige, die die Veränderung in unsere Welten bringen kann. Und ich werde dich nicht verlassen."

Ein leiser Seufzer entglitt meinen Lippen. Ich wollte so sehr an seine Worte glauben. "Wenn wir Frieden in unseren Welten bringen könnten, müssten wir uns nicht so verstecken. Wir könnten uns in aller Öffentlichkeit treffen und uns unter dem Mondlicht lieben. Es gäbe keine Kriege zwischen unseren Arten, und niemand müsste dem anderen misstrauen."

James nickte und zog mich sanft an sich. "Das wäre ein Traum, den ich mit dir teilen möchte. Eine Welt, in der wir zusammen sein können, ohne Angst. Aber dafür müssen wir zuerst unsere Leute überzeugen."

Ich sah in den klaren Nachthimmel und dachte an all die Dämonen und Vampire, die in der Dunkelheit lebten, gefangen in den Ketten ihrer Vorurteile. "Wie können wir das erreichen? Sie hören nie auf uns, sie sind zu sehr mit ihren Hass und Vorurteilen beschäftigt."

"Wir müssen das ändern," antwortete er entschlossen. "Vielleicht, wenn wir es schaffen, einen echten Dialog zu führen. Wir müssen unsere Geschichten teilen, ihnen zeigen, dass wir mehr sind als nur das, was sie glauben."

"Und wenn sie uns nicht hören wollen?" fragte ich skeptisch. "Wenn sie nur mit ihren Klauen und Zähnen nach uns greifen?"

James hob mein Kinn an, damit ich ihm in die Augen sehen konnte. "Dann müssen wir es ihnen zeigen. Durch unser Beispiel. Lass nicht zu, dass die Angst unser Schicksal bestimmt. Lass uns für die kämpfen, die an uns glauben."

Seine Worte erfüllten mich mit Hoffnung und gleichzeitig mit einem unstillbaren Verlangen. "Ich will das, James. Ich will die Freiheit, die uns zusteht."

Er lächelte und beugte sich zu mir, seine Lippen fanden die meinen in einem Kuss, der all meine Sorgen und Ängste für einen Moment verschwinden ließ. Es war ein Kuss voller Sehnsucht, der mir das Gefühl gab, fliegen zu können. Doch inmitten dieser perfekten Umarmung spürte ich, wie die Dunkelheit in mir sich regte.

Plötzlich wurde ich von einer Welle der Energie überwältigt, die in mir aufstieg. "James!" rief ich, während ich einen Schritt zurück trat. "Es passiert! Ich kann es nicht kontrollieren!"

"Bleib bei mir, Rachel," forderte er mich mit fester Stimme auf. "Atme tief durch. Du kannst es schaffen. Lass die Dunkelheit nicht überhandnehmen."

Ich schloss meine Augen und versuchte, mich zu beruhigen, doch das Tier in mir brüllte, wollte sich befreien. Es war, als würde es nach der Freiheit rufen, nach der Möglichkeit, in dieser Nacht zu leben. "Es ist zu stark," murmelte ich. "Ich kann nicht..."

In diesem Moment spürte ich, wie James meine Hand ergriff, seine Berührung kühl und stabil. "Wir sind hier, zusammen. Lass uns nicht allein in diese Dunkelheit fallen. Wir müssen unsere Kräfte vereinen."

"Ich habe Angst," gab ich zu, und die Verzweiflung in meiner Stimme war unverkennbar.

"Das ist okay," flüsterte er sanft. "Angst ist menschlich. Aber lass sie uns als Antrieb benutzen. Lass uns stark sein für all die, die uns nicht hören können."

Mit seiner Unterstützung fühlte ich mich mutiger, und ich öffnete meine Augen. "Wir können es schaffen. Gemeinsam."

James nickte, und sein Blick strahlte Entschlossenheit aus. "Gemeinsam."

Das Licht des Vollmonds fiel auf uns, und für einen Moment fühlte es sich so an, als ob die Welt um uns herum stillstand. Das Tier in mir tobte weiter, doch ich wusste, dass ich nicht allein war. Wir waren zwei Wesen aus verschiedenen Welten, aber in dieser Nacht waren wir eins. Und vielleicht, nur vielleicht, würden wir es schaffen, Frieden in die Dunkelheit zu bringen.

Mondlicht: Eine Liebe zwischen einem Vampir und einem Dämon (Schreibwettbewerb)Where stories live. Discover now