Ich öffnete langsam die Augen und blickte auf eine hölzerne Decke. Der Raum roch nach Kräutern und altem Holz, und ein leises Knistern von Feuer drang an meine Ohren. Es dauerte einen Moment, bis ich realisierte, wo ich war. Und zwar in James' Haus. Sein vertrauter Geruch lag in der Luft, und obwohl mein Körper schwer und schwach war, spürte ich eine Welle der Erleichterung.
"Rachel?" James' Stimme war leise und besorgt. Ich drehte leicht meinen Kopf und sah ihn neben dem Bett sitzen. Seine Hände waren um meine gelegt, seine Augen suchten verzweifelt meinen Blick.
"James..." Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Was... was ist passiert?"
"Du wurdest angegriffen", erklärte er, und in seiner Stimme lag ein Grollen. "Dieser Bastard hat mehr von deinem Blut genommen, als du verkraften konntest. Ich hätte früher da sein sollen. Es tut mir so leid."
„Es... ist nicht deine Schuld", murmelte ich und versuchte, mich aufzurichten, doch mein Körper verweigerte mir den Gehorsam. Ein stechender Schmerz durchzuckte mich, und ich stöhnte auf.
„Bleib liegen!", sagte James und drückte mich sanft, aber bestimmt zurück ins Bett. „Du hast zu viel Blut verloren. Ich musste dir helfen, damit du überhaupt wieder zu dir kommst."
„Was hast du getan?", fragte ich, während mir ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Die Erinnerung an den Vampirangriff, den brennenden Schmerz an meinem Hals, und die Angst kehrten wie ein Sturm zurück.
James seufzte schwer und fuhr sich mit einer Hand durch sein dunkles Haar. „Ich... ich habe dir ein wenig von meinem eigenen Blut gegeben", gestand er schließlich und wich meinem Blick aus. „Es war die einzige Möglichkeit, dich zu stabilisieren."
Meine Augen weiteten sich. „Dein Blut?" Die Vorstellung war schockierend. Vampirblut war mächtig, aber für einen Dämonen wie mich? Es war ein Tabu, fast so sehr wie unsere Beziehung selbst.
„Es war das oder...", James stoppte und sah mich eindringlich an. „Ich konnte dich nicht verlieren, Rachel. Ich hätte alles getan, um dich zu retten."
Ich schwieg. Meine Gedanken rasten, doch gleichzeitig fühlte ich mich unglaublich müde. „Und jetzt?", flüsterte ich. „Was passiert jetzt mit mir?"
„Du wirst dich erholen", sagte James beruhigend. „Aber es könnte ein paar Tage dauern. Ruh dich einfach aus."
Ich schloss die Augen für einen Moment und versuchte, die Situation zu verarbeiten. Doch eine Frage brannte mir auf der Zunge, und ich konnte nicht länger schweigen. „Warum hassen sie uns so sehr, James? Warum musste das passieren?"
Er legte eine Hand an meine Wange, und ich spürte die Wärme seines Körpers. „Weil sie Angst haben", sagte er leise. „Angst vor Veränderung. Angst davor, dass jemand wie du und ich beweisen könnten, dass sie falsch liegen."
„Das ist so dumm", murmelte ich, eine Spur von Ärger in meiner Stimme. „Wir sind nicht so verschieden. Warum können wir nicht einfach... zusammenleben?"
James lächelte schwach. „Das frage ich mich auch jeden Tag. Aber sie sehen nur das, was sie sehen wollen. Und deswegen müssen wir vorsichtig sein. Was heute Nacht passiert ist, war eine Warnung."
Ich spürte, wie mein Hals schmerzte, und hob vorsichtig eine Hand, um die Wunde zu berühren. „Er hätte mich töten können."
„Aber das hat er nicht", sagte James mit fester Stimme. „Und ich werde dafür sorgen, dass niemand dir je wieder weh tut. Das verspreche ich dir."
„Ich bin nicht so stark wie du, James", gestand ich. „Ich konnte mich nicht einmal wehren."
„Du bist stärker, als du denkst", entgegnete er und seine Augen funkelten vor Überzeugung. „Es ist nicht deine Stärke, die zählt, Rachel, sondern dein Mut. Und du hast mehr davon, als jeder Dämon oder Vampir, den ich je getroffen habe."
Ich wusste nicht, ob ich ihm glauben konnte, aber seine Worte gaben mir Trost. Für einen Moment vergaß ich den Schmerz und die Angst, die mich umgaben. Ich sah in seine Augen und spürte eine Wärme, die all die Dunkelheit um uns herum verdrängte.
„Danke", flüsterte ich. „Danke, dass du immer für mich da bist."
„Immer", antwortete er und beugte sich vor, um einen sanften Kuss auf meine Stirn zu drücken. „Ruh dich jetzt aus, Rachel. Wir haben noch einen langen Weg vor uns."
Ich schloss die Augen, während seine Hand meine hielt, und ließ die Erschöpfung über mich hinwegspülen. In diesem Moment, in seinem Haus, fühlte ich mich sicher, trotz der Gefahr, die draußen lauerte. Doch tief in meinem Inneren wusste ich, dass dies erst der Anfang war. Der Frieden, den ich mir wünschte, war noch weit entfernt, und der Weg dorthin würde alles von uns fordern.
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Mondlicht: Eine Liebe zwischen einem Vampir und einem Dämon (Schreibwettbewerb)
Short StoryRachel war von ihrem Vater verstoßen worden. Der Grund: Sie besaß keinerlei starke Kräfte. Sie war eine Dämonin von adeligen Blut und war zum ersten Mal in der Welt der Menschen. Dort brach sie jedoch die heiligste Regel der Dämonen: Sie verliebte s...