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Der Club war belebt, als wir an diesem Abend eintrafen. Ileyn, Cleo, Theo und ich hatten beschlossen, den Stress der Woche hinter uns zu lassen und die Nacht durchzutanzen. Wir waren alle in aufreizenden Outfits gekleidet.
Ileyn trug ein funkelndes, silbernes Minikleid, das bei jeder Bewegung das Licht einfing und sie wie eine Fee wirken ließ. Cleo hatte sich für eine Lederhose und ein bauchfreies Top entschieden, das ihre athletische Figur betonte und ihren wilden, rebellischen Stil unterstrich. Theo sah in seinem eng geschnittenen Hemd und der schmalen Jeans unglaublich gut aus – wie immer charmant und selbstbewusst.
Ich hatte mich entschieden, heute eine blaue Baggy-Jeans zu tragen, die meinen wohlgeformten Hintern gut zur Geltung brachte, und ein perlenbesetztes Oberteil. Dazu trug ich ganz normale Sneaker. Insgesamt fühlte ich mich in meinem Outfit sehr wohl, auch wenn ich mich heute echt zurückhielt, was sonst eigentlich gar nicht der Fall war.

Die Musik im Club war laut, der Bass durchdrang den Raum und ließ den Boden vibrieren. Wir begannen sofort zu tanzen, uns in der Menge zu verlieren und die Sorgen des Alltags zu vergessen.
Wir tanzten und tranken und hatten eine Menge Spaß.
Plötzlich spürte ich eine eiskalte Hand auf meiner Schulter und drehte mich überrascht um. Vor mir stand Ramon. Zwei Jahre – fast drei – waren vergangen, seit ich ihn zuletzt gesehen hatte. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich in seine vertrauten Augen sah.

„Winnie," sagte er leise, seine Stimme war kaum über die Musik hinweg zu hören. „Können wir reden?"
Meine Stimme zitterte. „Was machst du hier?"
„Ich bin zurück in der Stadt," erklärte er. „Lass uns bitte irgendwohin gehen, wo wir uns unterhalten können."

Entsetzt und völlig unter Schock ging ich ihm hinterher. Ich wollte antworten, aber ich war viel zu überwältigt, um gerade zu realisieren, was abging. Der ganze Alkohol, den ich in mir hatte, machte sich nicht mehr bemerkbar – es fühlte sich an, als hätte man mir einen kalten Eimer Wasser über den Kopf gegossen.
Wir fanden eine ruhigere Ecke des Clubs, weg von der Tanzfläche und den lauten Gesprächen. Mein Herz klopfte wild in meiner Brust, und ich konnte die gemischten Gefühle in mir kaum unter Kontrolle halten. Erleichterung darüber, dass es ihm gut ging, aber auch Wut und Enttäuschung darüber, dass er sich all die Zeit nicht gemeldet hatte. Ich war so wütend – er hatte mich nach einem so wichtigen Schritt einfach alleine gelassen.

„Warum bist du gegangen und hast dich nie gemeldet?" begann ich, und meine Stimme zitterte vor aufgestauten Emotionen. „Zwei Jahre, Ramon. Zwei Jahre, fast drei, ohne ein einziges Wort von dir. Als ich am Morgen aufwachte, allein und nackt – weißt du, wie ich mich gefühlt habe? Nein? Soll ich es dir sagen? Ich habe mich benutzt gefühlt. Wie konntest du mir das antun?"
„Ich... ich musste weg," begann er und wich meinem Blick aus. „Es gab ein geschäftliches Angebot, das ich nicht ablehnen konnte."
„Ein geschäftliches Angebot?" wiederholte ich ungläubig. „Das ist deine Erklärung? Du hast mich einfach stehen lassen wegen eines Jobs?"
„Es war komplizierter als das," versuchte er zu erklären. „Ich musste gehen, Winnie. Es war nicht nur wegen des Jobs. Es war auch wegen..."
„Was? Wegen was? Wegen unserer Nacht? Wir beide sind schuld. Wir hätten darüber reden können und eine Lösung gefunden", fragte ich scharf. „Sag es mir, Ramon!"
Er schwieg einen Moment und sah zu Boden. „Es war wegen meiner eigenen Dämonen. Ich musste mich ihnen stellen, aber ich wollte dich nicht belasten."
„Belasten?" wiederholte ich bitter. „Du hast mich mehr belastet, indem du einfach gegangen bist. Du hast mich allein gelassen, Ramon. Ich habe dich gebraucht, und du warst nicht da."
„Es tut mir leid," sagte er leise. „Ich weiß, dass ich dich enttäuscht habe, aber ich dachte, es wäre das Beste."
„Das Beste?" Ich schüttelte den Kopf. „Vielleicht für dich, aber sicher nicht für mich."

Die Musik im Hintergrund schien lauter zu werden, als wir uns anschwiegen. Die Worte hingen schwer in der Luft, und die Wut in mir kochte weiter hoch. Ich wollte ihn anschreien, ihn anklagen, ihm all den Schmerz zurückgeben, den er mir zugefügt hatte.

„Du hast alles zerstört, Ramon," sagte ich schließlich. „Alles, was wir hatten, alles, woran ich geglaubt habe. Und jetzt stehst du hier und erwartest, dass ich das einfach vergesse? Dass du mich nach meinem ersten Mal alleine gelassen hast und ich tagelang geweint habe, weil meine Bezugsperson und meine große Liebe weg war und ich mich so dreckig gefühlt habe wie noch nie. Das kann und werde ich nicht vergessen, Ramon – niemals."
Leise fragte er, geschockt: „Dein erstes Mal?"
Danach war es einige Minuten still, abgesehen von der lauten Musik des Clubs hörte man nichts.
„Ich erwarte nichts," sagte er schließlich und sah mich endlich wieder an. „Ich wollte nur, dass du weißt, dass es mir leid tut. Und dass ich hoffe, dass wir eines Tages einen Weg finden, das hinter uns zu lassen."
„Das wird Zeit brauchen," antwortete ich kühl. „Viel Zeit."
Er nickte und trat einen Schritt zurück. „Ich verstehe. Ich werde dir den Raum geben, den du brauchst."
Mit diesen Worten ließ er mich stehen und verschwand in der Menge. Die Nacht umhüllte mich wieder, die Musik und die Lichter des Clubs schienen plötzlich fremd und unwirklich. Ich kehrte zu meinen Freunden zurück, die mich besorgt ansahen, aber nichts sagten. Wir tanzten weiter, aber mein Herz war schwer, und die Worte von Ramon hallten noch lange in mir nach.

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Naja, wirklich zufrieden bin ich immer noch nicht, aber es ist immerhin mal länger.
Im nächsten Kapitel wird es ein bisschen spicy.😅
Ich bin echt kein Profi, was das Thema angeht – also bitte verzeiht mir, wenn manches nicht ganz logisch oder ein bisschen verrückt wirkt. Viel Spaß beim nächsten Kapitel!
Lg Ely

The truth between us Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt