(2) Hoffnung

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~ PoV Rhun ~

Die Schmerzen machten mich taub und mein Bewusstsein schien zu schwanken. Das bedeutete auch, dass Dark mehr die Kontrolle über meinen Körper bekam. Doch selbst wenn, auch er konnte nicht aus unserer Lage entkommen. Wir waren beide hier gefangen.

Verdammt! Ich halte das nicht mehr aus!", rief er aus Frust, während sich meine Lippen bewegten. Wenn Dark die Kontrolle übernahm und er sprach, war meine Stimme tiefer und verzerrter, als wenn ich selbst redete. Wir kommen hier nicht raus, das solltest selbst du mittlerweile verstanden haben, dachte ich und wusste, dass Dark nicht auf mich hören würde. Stattdessen versuchte er weiterhin, die Ketten an meinen Handgelenken zu lösen. Von Dark kamen nur schwammige Beleidigungen, die ich ignorierte, während sein ständiges Zerren an den Ketten langsam anfing zu Schmerzen.

Nach gefühlten Minuten, stoppte Dark seine sinnlosen Versuche uns zu befreien und ließ meinen Kopf hängen. Ich stieß einen Seufzer aus, gerade als ich dachte, dass nun auch Dark seine Hoffnungen aufgegeben hat, tauchte plötzlich ein vertrautes Gefühl auf.

Ich konnte es ganz deutlich spüren. Es war mein Zepter. Es war in der Nähe, ganz nah, um genau zu sein. Nicht eine Sekunde später, tauchte ein paar Meter vor mir eine weiße Tür auf, welche von einer magischen lilanen Aura umgeben war. Jetzt war ich mir sicher. Jemand musste mein Zepter haben und damit die Tür hierher geschaffen haben. Doch Zweifel kamen in mir auf, denn ich wusste nicht, in wessen Händen sich mein Zepter gerade befand. Nachdenklich ließ ich meinen Kopf sinken. Oskar hatte mein Zepter zuletzt gehabt und damit das Ritual durchgeführt, um Eos wieder auf die Erde zu bringen. War er etwa noch am Leben? Hatte er mein Zepter und wollte mir jetzt einen Besuch abstatten?

Aus der Ferne konnte ich Schritte vernehmen, die sich mir schnell näherten. In demselben Augenblick hörte ich eine männliche Stimme zu mir sprechen. Vorsichtig hob ich meinen Blick, um meinen Gegenüber anzusehen. Es war ein junger, etwas kräftiger Mann, der mein Zepter in seinen Händen trug und sich nun neben mich gekniet hatte, um es mir zu überreichen. „Hallo, Herr Zahnfee! Schauen Sie mal, ich hab Ihr Zepter!", Endlich, nach all dieser Zeit, stieg Hoffnung in mir auf. Ich konnte endlich etwas unternehmen. Mein Blick schweifte weg von ihm, als ich ein Geräusch weiter hinten vernahm. „Joon, was machst du da! Beeil dich!", Dort in der Ferne stand ein weiterer Mann, der eine hellbraune Tasche um seine Schultern trug und krampfhaft festhielt. Vermutlich waren die beiden durch die Portaltür gekommen und mithilfe meines Zepters hierhergelangt. Doch dort stand noch eine andere Person, die -

Warte ... Nein. Das konnte nicht sein.

Fips..? Was.. haben sie mit dir gemacht?", meine Stimme war nur ein Hauchen, als ich meine geweiteten Augen auf meinen Bruder richtete. Oder vielmehr auf seine neue Gestalt. Das Gerede von meinem Gegenüber blendete ich fast vollständig aus. Erinnerungen aus der Vergangenheit kamen wieder Hoch, Zeiten, die ich fast vergessen hätte, die letzten Momente, in denen der Osterhase und ich miteinander geredet hatten. Doch was meinen Atem stocken ließ, war der Anblick des rot glühenden Dolches, welcher mein Bruder in den Händen hielt und den Mann angriff. Dieser Dolch – Es war derselbe Dolch, mit dem Oskar mich damals angegriffen und verwundet hatte. Woher hatte Fips diesen Dolch und vor allem – warum?

Die Stimme des Mannes, wie hieß er noch gleich.. Joon, riss mich aus meinen Gedanken und ich blickte ihn wieder an. Er fing an irgendetwas von seiner Herkunft aus Nordkorea zu reden und davon, wie gerne er einen neuen Namen haben wollen würde.

Befrei mich endlich!", ein ungeduldiges Knurren mischte sich unter meine Stimme, als Dark und ich diese Worte fast gleichzeitig sprachen. Der Mann vor mir gab einen erschrockenen Laut von sich und machte sich panisch daran, meine Ketten zu lösen.

Mach gefühlt alles alleine - ZahnfeeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt