Die ganze Woche ist es sonderbar still um die rothaarige. Und um mich. Schule ist Schule und das einzig erwähnenswerte ist die Tatsache, dass ich einen meiner Kopfhörer in meiner Wasserflasche versenkt hatte. Eine tragische Geschichte, denn jetzt geht er nicht mehr und mein Taschengeld war Anfang des Monats bereits für drei neue Röcke und eine Strumpfhose draufgegangen. Am Wochenende hatte ich dann versucht meine Eltern zu erweichen und um etwas Geld zu betteln (seht es als vorläufiges Weihnachtsgeschenk — Yumi, wir haben dir die erst vor drei Monaten geschenkt — okay okay, aber dafür koche ich eine ganze Woche lang — Yumi, mein Schatz, deine Kochkünste sind miserabel) aber ich war extrem unerfolgreich und warte nun sehnsüchtig auf neues Taschengeld. Und ich habe drei Bücher durchgelesen. Und mich vor den Hausaufgaben gedrückt. Das war das Wochenende einer mittelmäßigen Schülerin in ihrem Abschlussjahr, gute Nacht.
Mito wartet vor unserer Doppelstunde Englisch auf mich. Anscheinend hatte sie die nette aber sehr schüchterne Streberin, neben der ich immer gesessen (und abgeschrieben) hatte auf ihre Art und Weise verscheucht und sich neben mir in der zweiten Reihe breit gemacht. Bücher und ihr kleines, grünes Federmäppchen liegen bereits auf dem Tisch, weswegen ich (ganz scharf kombiniert) davon ausgehe, dass sie nicht vorhat zu gehen. Misstrauisch schmeiße ich meinen Rucksack über meinen Stuhl und setze mich, sie nicht aus den Augen lassend.
„Guten Morgen, Yumi. Du siehst müde aus."
Es ist Montag.
Und sie sieht wie immer perfekt aus. Manche Menschen werden so geboren und ich gehöre einfach nicht dazu. So ist das eben und ich habe mich damit abgefunden, aber sie muss es mir ja nicht unter die Nase reiben.
„Im Ernst, du bist leichenblass, du-„
„Das ist nun mal meine natürliche Hautfarbe, es ist Winter!", beschwere ich mich. Sitzt sie etwa hier um mir das Leben schwer zu machen? Doch nicht etwa, weil ich ihre Freundschaftsanfrage nicht angenommen hab?
„Ich habe dir etwas mitgebracht."
Meine nicht perfekt gezupften Augenbrauen berühren beinahe meinen Haaransatz, als sie ein in eine winzige, weiße Tüte eingepacktes Päckchen auf meinen Tisch stellt und mich abwartend ansieht.
„Was ist das?"
„Mach es auf."
Also mache ich es auf. Was bleibt einem auch anderes übrig, wenn sie mir mit ihren funkelnden grünen Augen Löcher in die Seite starrt.
Zum zweiten Mal an diesem Morgen werde ich überrascht. Das erste Mal war, als meine Bahn drei Minuten früher abgefahren ist, als sie eigentlich sollte und ich bis zur nächsten Haltestelle zu Fuß rennen musste. Ich hatte beschlossen, öffentlich Beschwerde einzureichen, denn ganz ehrlich, was soll der Mist?Jetzt halte ich eine kleine Dose in der Hand, eine aus Glas, mit einem Schraubdeckel aus dunklem Holz (sehr edel), jedoch ohne Beschriftung. Neugierig versuche ich zu erkennen, was drin ist aber alles was ich sehe ist farbloser Schleim.
„Das ist aus meiner Aloe Vera Pflanze, hab ich gestern frisch abgefüllt.", hilft sie mir aus. Was ich für einen schlechten Scherz gehalten habe, war bloß ihre Ernte, ach so klar, das hätte ich wissen sollen.
„Für die Haare, deine Spitzen sehen so trocken aus."
Für einen Moment bin ich sprachlos. Ist das, wie wenn ich wem Deo schenke? Andererseits, wenn jemand für mich Deo ernten und in ein hübsches Döschen verpacken würde, wäre ich schon irgendwo beeindruckt. Das ist erstaunlich nett.
„Danke... schätze ich."
„Gerne. Bei meiner nächsten Ernte wird es ein bisschen mehr geben, vielleicht hol ich mir auch noch eine neue Pflanze dazu."
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Abschlussfahrt (Naruto AU)
أدب الهواةYumi Seiji würde ihre Abschlussfahrt am liebsten sausen lassen. Im Winter in die Berge? Ja nee, ist klar, viel lieber würde sie sich aufs Sofa kuscheln und Netflix durchgucken, doch das Schicksal hat andere Pläne mit ihr. Warum ist der nervige Tobi...