Kurzinfo: Ist es möglich, dass das Universum zweite Chancen vergibt? Als ein unverhoffter Besucher im Bunker auftaucht und ihn seine Vergangenheit einholt, vermag Dean sich den Fragen nicht mehr zu verwehren, die er schon viel zu lang zu ignorieren versuchte.
(Dean/Castiel, 3 Kapitel)
The wayward son
"If you ever mention Lisa or Ben to me again,
I will break your nose. I'm not kidding."
Dean zu Sam
Dean war wie angewurzelt mitten im Raum stehen geblieben. Im vertrauten Licht des Bunkers erschien ihm die Szenerie so unwirklich wie ein völlig absurder Traum, entsprungen aus den verworrensten Winkeln seines Unterbewusstseins.
„Ich habe ihn gecheckt, er ist okay", drang Sams Stimme zu ihm durch, „Du weißt schon, Weihwasser, Silbermesser, die ganze Prozedur."
„Wie ist es möglich, dass du dich erinnerst?", wandte Dean sich an den unverhofften Besucher. Die Worte kratzten rau in seiner Kehle. „Cas hat doch...", er vollendete den Satz nicht.
Der Engel hatte doch das Gedächtnis der beiden bereinigt, Lisa und Ben, gereinigt von ihm, Dean Winchester. Doch nun stand der Junge hier im Bunker, mittlerweile volljährig, an der Seite von Claire. Das dunkle Shirt spannte sich um seine ungewohnt breiten Schultern. Eine Waffe steckte im Bund seiner abgetragenen Jeans.„Das ist eine lange Geschichte", die Stimmlage deutlich tiefer als Dean sie in Erinnerung hatte.
Ihre letzte Begegnung hatte der Jäger noch deutlich vor Augen, es hätte ihre letzte bleiben sollen. Zeit verstrich anders, wenn man von einem Tag zum anderen lebte und nicht damit rechnete den nächsten Monat zu überleben. Wie viel Leben doch vergangen war. Sieben Jahre. Ben hatte sich verändert. Dean versagte in seinen Bemühungen den jungen Mann nicht anzustarren. Das Atmen fiel ihm schwerer als zuvor, als läge ein Gewicht auf seinen Lungenflügeln. „Du solltest nicht hier sein", brachte er hervor.
„Was?" Ungläubig sah Ben ihn an, in seinen Augen spiegelte sich noch immer das Kind, das er einst gewesen war.
„Nicht hier. Nicht in diesem Leben. Nicht auf der Jagd. Das ist nichts für dich."
„Ich bin erwachsen, Dad!" Sein Blick flackerte aufgebracht, bevor er mit einem enttäuschten Kopfschütteln den Raum verließ.
„Dad?", wiederholte Dean fast sicher sich verhört zu haben. Ihm schwindelte.
Claire hob abwehrend die Hände. „Sieh mich nicht so an, ich höre das auch zum ersten Mal."
Sie war ohne Vorwarnung gemeinsam mit Ben hier im Bunker aufgetaucht und hatte die Begegnung mit Dean bisher wortlos beobachtet.„Was verdammt noch mal tut er hier?!" Das konnte doch alles nicht wahr sein... Deans Gefühlsleben schwankte zwischen Schock und tiefster Verwirrung, zwischen Freude über das Wiedersehen und nagender Sorge, zwischen heller Wut und schmerzlicher Schuld, zwischen Unglauben und heilloser Überforderung. Ihm wurde schlecht.
„Das solltet ihr wohl besser miteinander besprechen", entgegnete Claire in sein Chaos hinein.
Sprunghaft flirrte Deans Bewusstsein zurück zu der Erinnerung an das Gespräch, das er damals mit Ben hatte führen müssen. Bereits als er durch die Tür seines Kinderzimmers getreten war und sich zu ihm auf die Bettkante gesetzt hatte, hatte er geahnt, dass das hier noch schwerer werden würde als er befürchtet hatte. Und er hatte recht behalten sollen.
„Warum willst du nicht nach Hause kommen? Kannst du nicht einfach ‚Es tut mir leid' sagen und dann zurückkommen?" Der flehentliche Unterton inmitten des Unverständnisses war ihm nicht entgangen.
„Tut mir leid. Ich kann nicht."
„Kannst oder willst nicht?"
„Beides", hatte Dean eingestehen müssen.
„Also hasst du Mom jetzt?"
„Was? Nein, komm schon."
„Also liegt es an mir."
„Ben, hör auf." Die plötzliche Schwere auf seinem Brustkorb hatte ihm die Kehle zugeschnürt.
Doch Ben hatte sich nicht abbringen lassen: „Was auch immer ich getan habe, es tut mir leid."
Für einen kurzen Moment hatte Dean die Augen geschlossen. Dad, es tut mir leid. Ich habe das nicht mit Absicht getan! Bitte... Es tut mir leid!, hatte er sich selbst sagen hören, hatte seinen Vater im Türrahmen stehen sehen mit einem Gürtel in der Hand. Und einmal mehr war ihm bewusst geworden, dass er nicht in Bens Leben sein konnte, nicht sein durfte.
„Hör mir zu. Du hast nichts getan. Das verstehst du?" Ben hatte nichts falsch gemacht, er durfte sich nicht die Schuld geben. Aber wie hatte er ihm all das erklären sollen? „Sieh mal, eines Tages wirst du... Du wirst das begreifen, wenn du älter bist."
„Rede nicht mit mir, als wäre ich sechs."
„Okay, gut. Dann so. Nur weil man jemanden liebt, heißt das nicht, dass man bleiben und sein Leben vermasseln sollte. Also kann ich nicht hier sein."
„Du denkst, etwas wird dir nachhause folgen?"
„Nein. Nein, tue ich nicht, aber ich denke, mein Job macht mich zu jemandem, der nicht an eurem Esstisch sitzen kann. Und wenn ich bliebe, würdest du genauso enden wie ich."
„Warum sagst du das so, als wärst du so... schlecht?"
„Vertrau mir, ich bin nicht jemand, den du zu sein anstreben willst." Er war niemand, der Ben sein wollen sollte.
„Habe ich da nicht auch mitzureden?" Der Anflug von Wut und Trotz hatte die Traurigkeit und tiefe Enttäuschung des Jungen nicht zu verschleiern vermocht.
„Nein, hast du nicht. Es tut mir leid, Ben. Aber siehst du, auf diese Weise hast du eine Chance, das Leben zu leben, welches auch immer du willst. Du weißt schon, such' dir eins aus. Such' dir fünf aus. Weil mit mir, da gibt es nur den einen Weg."
„Du bist ein Lügner, Dean."
„Wie bitte?"
„Du sagst, Familie ist so wichtig, aber – aber wie nennst du Leute, die – die sich um dich sorgen, die dich lieben, selbst wenn du ein Arsch bist? Du weißt, dass du deine Familie im Stich lässt, oder?"
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Die Lüge (Destiel)
FanfictionWas wenn du all das Böse dieser Welt ein für allemal auslöschen könntest? Was wenn der Preis dafür zu hoch ist? Was wenn du Dinge fühlst, die du nicht fühlen darfst? Wenn die Seele hungert, isst der Verstand Lügen. Eine Lüge hat viele Variationen, d...