"Give up the thing you love in order to kill the thing you hate."
Castiel 14x14
Vorsichtig trat der Winchester durch das schwere Flügeltor. Die Scharniere quietschten. Es dauerte eine Weile bis sich seine Augen an die Dunkelheit im Inneren gewöhnt hatten. Man sah kaum die Hand vor Augen. Seine Schritte hallten im Gang zwischen den verfallenen Bänken wider. Es war kalt. Doch er spürte sie nicht, die Kälte, zu schnell schlug sein Herz. Staubkörner tanzten im schwachen Licht einer fernen Kerze, das sich in den hohen Buntglasfenstern spiegelte, als der Jäger den Altarraum betrat. Der Geruch von Moder, abgestandenem Weihrauch und altem Holz lag in der Luft und hüllte ihn ein sobald die Tür geschlossen war. Die geschnitzte Figur eines Heiligen sah anklagend auf ihn herab.
Und da im Schein einer einzelnen Flamme stand Castiel. Ihr Flackern warf zuckende Schatten an das Mauerwerk und zeichnete bewegliche Konturen in sein Gesicht, dass Dean einen Moment benommen von seinem Anblick stehen blieb. Der Engel wirkte nicht überrascht, ganz so als hätte er erwartet, dass der Mensch kommen würde, als hätte er seine Präsenz gespürt. Dean fühlte es, als hätte ihn der Zauber selbst an diesen Ort gebracht. Auf dem Boden zu seinen Füßen bemerkte er das Glasfläschchen mit seinem Blut, ein Engelsschwert, eine Schale und ein Stück unscheinbares Holz, das aber solch eine ungefilterte Macht ausstrahlte, klar und rein, dass kein Zweifel bestand, was es war.
Der Jäger erwachte aus seiner Starre. „Es wird dich umbringen!" Keine Reaktion. Castiel schien vollkommen ruhig, schaute ihn nur an als wollte er jedes noch so kleine Detail speichern. „Cas?" Eine Ahnung beschlich ihn. „Du hast davon gewusst?!"
„Es tut mir leid, Dean." Etwas drückte den Jäger gegen die nächstgelegene Wand, machte ihn bewegungsunfähig. Der Engel hielt ihn in Schach. Ihre Blicke begegneten sich, er sah Castiels Augen und wurde daran erinnert, dass Cas mehr war als all das, dass dieser Mann, der immer hinter ihm stand und sich Dokumentationen im Fernsehen ansah und keine Krawatten binden konnte, tatsächlich mitnichten ein Mann war, sondern ein himmlisches Wesen gefangen in einem viel zu kleinen Körper.
Eindringlich sahen sie einander an und erkannten so viel in den Augen ihres Gegenübers. Vieles, was nie ausgesprochen wurde und vielleicht auch nie würde und doch in diesem Moment so klar war. Dann berührte Castiel die Hand Gottes, die daraufhin zu leuchten begann und den gesamten Kirchraum in ihr helles Licht tauchte. Von ihrer Schönheit geblendet war es leicht zu vergessen, was sie war. Sie war eine Waffe, die mächtigste Waffe des Himmels und sie war nun aktiv. Fehlten also nur noch zwei Dinge.
„Nein, tu das nicht!" Blindlings kämpft Dean dagegen an, gegen die Macht des Engels und gegen die Verzweiflung, die seinen Verstand überschwemmte und ihn zusätzlich lähmte. Er konnte nichts tun. Selten hatte der Jäger sich so hilflos gefühlt. Musste er jetzt tatenlos zusehen, wie Castiel sich die Gnade herausschnitt und seinem Leben ein Ende setze?
„Sieh nicht hin", sagte Castiel so sanft, dass es fast wehtat, „Schließ die Augen und denk an das Leben, das du haben wirst. Wenn das hier getan ist, kannst du dich zur Ruhe setzen, eine Familie gründen, in Frieden alt werden."
„Ja, aber ohne dich! Ich habe schon eine Familie. Ich habe Sam und... und..." dich? Nein. Er hatte Castiel nicht, er hatte ihn nie gehabt, und doch, „Du bist meine Familie. Und jetzt willst du mir am selben Ort dasselbe antun wie Sam damals?!" Wut stieg in ihm hoch. Wie konnte Castiel ihm das nur antun?
„Ich bin nicht dein Bruder, Dean, und ich wollte es auch nie sein." Eines dieser seltenen Lächeln erleuchtete das Gesicht des Engels, in dem so viel Ehrlichkeit und Traurigkeit lag. „Danke, Dean, für die gemeinsame Zeit mit dir und dass du mich hast fühlen lassen. Du hast mich verändert. Aber du wirst auch ohne mich glücklich sein."
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Die Lüge (Destiel)
FanfictionWas wenn du all das Böse dieser Welt ein für allemal auslöschen könntest? Was wenn der Preis dafür zu hoch ist? Was wenn du Dinge fühlst, die du nicht fühlen darfst? Wenn die Seele hungert, isst der Verstand Lügen. Eine Lüge hat viele Variationen, d...