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Am nächsten Tag in der Schule war ich fest entschlossen, Efe aus dem Weg zu gehen. Nach unserem Treffen gestern hatte ich genug von ihm – und seinen endlosen Sprüchen – für den Rest der Woche. Vielleicht sogar für den Rest meines Lebens. Ich versuchte, mich auf den Unterricht zu konzentrieren, doch kaum hatte die Pause begonnen, tauchte er wie aus dem Nichts auf.

„Hey, Balkız!" rief er mir nach, als ich auf dem Weg zur Cafeteria war.

Ich drehte mich nicht mal um und ging einfach weiter. „Lass mich in Ruhe, Efe."

Natürlich hörte er nicht auf mich und kam mir lachend nach. „Jetzt tu mal nicht so, als würdest du dich nicht freuen, mich zu sehen!"

„Ja, weil ich das genau brauche – mehr von dir", murmelte ich und beschleunigte meine Schritte. Doch Efe ließ nicht locker und war nach wenigen Sekunden wieder neben mir.

„Komm schon, Zara, wir hatten doch gestern voll das gute Gespräch. Warum bist du so grummelig?" fragte er, grinsend, als hätte er keine Ahnung, wie sehr er mich gerade nervte.

„Ich bin einfach nur genervt von dir! Warum kannst du nicht mal aufhören, mir ständig zu folgen?" Ich blieb stehen, um ihn anzufunkeln. „Geh doch zu deinen anderen Mädels."

„Ah, jetzt kommt's raus", sagte er mit einem schelmischen Lächeln und verschränkte die Arme. „Du bist doch eifersüchtig."

„Wirklich, Efe? Träum weiter." Ich verdrehte die Augen und stapfte in die entgegengesetzte Richtung, bevor er noch mehr dumme Kommentare abgeben konnte. Aber schon nach wenigen Schritten spürte ich ihn wieder direkt hinter mir.

„Also, Balkız... wo treffen wir uns heute für das Projekt? Du kommst doch, oder?"

„Vielleicht", gab ich knapp zurück, ohne mich umzudrehen. Ich wollte ihm keinen Grund geben, noch mehr Zeit mit mir zu verbringen. Am liebsten hätte ich ihn ignoriert, aber in diesem Moment ertönte das Pausensignal und die Schüler strömten in die Gänge.

Ich schlüpfte durch die Menge und bog schnell um die nächste Ecke, in der Hoffnung, ihn endlich abzuschütteln. Doch natürlich dauerte es nicht lange, bis ich seine Stimme wieder hörte. Diesmal rief er mir hinterher: „Bis gleich im Unterricht, Balkız!"

Ich sitze in meiner Ecke, weg vom Unterricht, von den anderen – von allem. Ich wollte eigentlich nur für ein paar Minuten Luft schnappen, einfach mal weg von der stickigen Atmosphäre und den Blicken, die immer auf mir zu liegen scheinen.
Aber plötzlich merke ich, wie meine Brust sich zuschnürt. Es fängt ganz klein an, nur ein unangenehmes Drücken in meinem Inneren, aber dann wird es stärker, und mein Atem geht schneller, unkontrolliert.

Mein Herz schlägt wie wild, immer schneller, als ob es aus meinem Körper springen will. Ich versuche, tief durchzuatmen, versuche mich zu beruhigen, aber alles wird nur schlimmer. Meine Hände zittern, mein Kopf fühlt sich an, als wäre er in Watte gepackt, und ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Alles um mich herum wird eng, erstickt mich, und meine Sicht verschwimmt.

Meine Brust schnürt sich weiter zu, als ob eine unsichtbare Hand sie zusammendrückt. Die Panik steigt immer weiter in mir hoch, und ich kann nur noch die Hände um meinen Kopf legen und meine Knie an die Brust ziehen, in der Hoffnung, dass es irgendwann aufhört.

Efe

Ich sitze im Unterricht und versuche, mich auf das Thema zu konzentrieren, aber meine Gedanken schweifen ständig ab. Zara ist nicht hier, und obwohl es bei ihr nicht ungewöhnlich ist, mal den Unterricht zu schwänzen, habe ich ein seltsames Gefühl.

Als der Lehrer schließlich nach Zara fragt und bemerkt, dass sie nicht da ist, meldet sich ein kleiner Funken Sorge in mir. Ich weiß eigentlich, dass ich mich nicht kümmern müsste – sie würde wahrscheinlich nur genervt reagieren. Aber trotzdem, irgendwas treibt mich dazu, nach ihr zu sehen.

„Herr Meier, ich geh kurz nach ihr sehen. Vielleicht geht's ihr nicht gut", sage ich und stehe auf, ohne groß auf eine Antwort zu warten.

Mit schnellen Schritten verlasse ich das Klassenzimmer und laufe den Gang entlang. Ich habe eine Ahnung, wo sie sein könnte. Ihre kleine Ecke, ihr Rückzugsort. Sie denkt, niemand wüsste davon, aber ich habe sie schon ein paar Mal dort gesehen, wie sie sich versteckt und einfach für sich allein ist.

Als ich um die letzte Ecke biege, sehe ich sie dort sitzen – die Knie an die Brust gezogen, die Hände um ihren Kopf. Ich brauche keinen zweiten Blick, um zu erkennen, dass sie gerade in einer Panikattacke steckt.

Langsam gehe ich auf sie zu und knie mich neben sie. „Zara", sage ich leise, um sie nicht zu erschrecken, aber sie reagiert nicht. Sie scheint mich gar nicht wahrzunehmen.

„Hey, Balkız, ich bin's nur", sage ich vorsichtig und lege sanft meine Hand auf ihren Arm. Sie zuckt kurz, scheint mich dann aber langsam wahrzunehmen. „Atme mit mir, okay? Ein... und aus... ganz ruhig."

Ich halte meine Hand auf ihrem Arm, damit sie spürt, dass jemand da ist, und atme tief ein und aus, damit sie meinen Atemrhythmus vielleicht nachahmt. „Ganz langsam."

Langsam, ganz allmählich, scheint sich ihr Atem zu beruhigen. Sie löst die Hände von ihrem Kopf und schaut mich mit einem noch leicht panischen, aber etwas klareren Blick an. Ihre Atmung wird wieder regelmäßiger, und das Zittern in ihren Händen lässt nach.

„Alles okay?", frage ich sanft, als sie wieder klarer wirkt.

Sie nickt schwach, ihre Augen leicht feucht.

Ich setze mich neben sie und warte, bis sie wieder vollständig zu sich kommt.

Nach ein paar Sekunden Stille breche ich das Schweigen. „Es tut mir leid, Zara."

Sie sieht mich überrascht an, als hätte sie das nicht erwartet. „Was meinst du?"

„Der Stress mit dem Projekt", sage ich und sehe sie ehrlich an. „Das war kindisch von mir. Ich hätte merken sollen, dass es dir wichtig ist. Ich will mich ändern und mich von jetzt an auf das Projekt konzentrieren. Wirklich."

Sie schaut mich eine Weile an, als ob sie überlegt, ob sie mir das glauben kann.
Schließlich nickt sie langsam. „Okay... danke, Efe."

Ich lächle leicht und strecke ihr die Hand entgegen. „Neustart?"

Sie sieht kurz auf meine Hand, dann legt sie vorsichtig ihre eigene hinein.

Sevda Yolunda Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt