Es glich einem kleinen Sieg.
Da war ein zartes Gefühl von Triumph in Hermine, als Snape sie am Abend in den Korridoren fand.
Er tat, was sie vorausgesagt hatte, indem er dicht hinter sie trat, sie mit seiner körperlichen Präsenz einnahm und dann seine Hand in einer äußerst besitzergreifenden Geste um ihren Hals schlang, dabei ihre Haut jedoch nur leicht berührte. Er wartete kaum lang genug, um die Wärme in ihr wirken zu lassen, dann war er bereits wieder verschwunden.Hermine protestierte nicht, war sie doch in diesem Moment gar nicht dazu in der Lage. Sie war gefangen im Bann seiner Kontrolle, den er scheinbar ganz ohne Magie auf sie ausüben konnte.
Sobald er fort war, atmete sie durch, verlor sich noch einen Moment in seiner verblassenden Präsenz und ging dann wieder in ihren Schlafsaal zurück.
Ihr war bewusst gewesen, wie er nach dieser Szene im Unterricht reagieren würde — dass er wieder ganz der kalte, unnahbare Tränkemeister sein würde. Doch es nun zu erleben, versetzte ihr einen Stich, den kein logisches Argument abschwächen konnte.
Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und beschleunigte ihre Schritte, um in die Wärme des Gryffindorturms zurückkehren zu können.
Für einen kurzen Augenblick eroberte die Sehnsucht nach anderer Wärme ihren Verstand und sie hätte fast auf dem Absatz kehrt gemacht, um ihrem Professor nachzulaufen. Doch sie riss sich schnell genug zusammen, sodass sie lediglich ihren Schritt verlangsamt hatte und nun wieder zügiger ging, so als wollte sie vor ihrem Sehnen davonlaufen. Vielleicht war es auch so, schließlich konnte Hermine sich nicht erklären, woher diese Sehnsucht plötzlich kam.
Versuchte ihr Unterbewusstsein, ihre Träume wahr werden zu lassen und nutzte dafür ihren geschwächten Zustand aus? Oder führte die stetige Anwesenheit von Snape in ihren Gedanken und ihrer körperlichen Nähe dazu? Oder waren es Nachwirkungen der Sporen? Nein, das konnte nicht sein. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen, aber es war nicht diese rein körperliche Anziehung, die sie in der Nacht im Wald verspürt hatte. Das hier war anders und diese Tatsache machte ihr ein wenig Angst.Irgendetwas stimmte nicht mit ihr und Hermine konnte mittels logischer Argumente keine Lösung finden. Ihre emotionalen Anwandlungen und diese albernen Fantasien waren schließlich nur temporär, da war sie sich sicher und sie würden vergehen — wenn sie endlich wieder Abstand zu Snape aufbauen konnte!
Dabei dachte sie bewusst nicht daran, wie es sich anfühlte, wenn ihr Professor ihre Fragen beantwortete oder wenn sie, wie gestern Abend, gemeinsam Aufsätze korrigierten. Wie sanft seine Hände waren, als er sie heute behandelt hatte — warum hatte er sie nicht in den Krankenflügel gebracht?
Diese Frage schoss wie ein tagheller Blitz durch ihren Verstand und verdrängte all die Sentimentalitäten für einen Augenblick. Warum hatte er sie selbst versorgt, obwohl er sonst jeden Schüler in den Krankenflügel schickte?
Lag es an ihrer Situation? Wahrscheinlich. Sicherlich müsste er sich eine Strafpredigt von Madam Pomfrey darüber anhören, dass er seine Schülerin in noch mehr Schwierigkeiten brachte. Oder er wollte die Chance nutzen und ihr Wärmeproblem im gleichen Atemzug angehen, um sie anschließend länger auf Abstand halten zu können.
Keine dieser Optionen wollten Hermine in ihrem emotional aufgewühlten Zustand gefallen, doch sie kam zu dem Schluss, dass Snape es aus rein egoistischen Gründen getan hatte. Der Gedanke ließ sie ihre Lippen zusammenpressen und das unangenehme Gefühl in ihrer Brust ignorieren.Der nächste Tag begann für Hermine mit der Feststellung, dass bereits Freitag war.
Das Wochenende stand vor der Tür und sie konnte endlich ihre Intensiv-Lernpläne angehen! Das letzte Wochenende — oder zumindest der Samstag Abend und der Sonntag — war dank Snape dahingehend bereits ein Reinfall gewesen, daher war sie bemüht, die Zeit dieses Wochenende nachzuholen und dabei so wenig wie möglich an ihren Professor — die Traumversion wie auch den echten — zu denken.Hermine saß kurz darauf mit ihren Freunden beim Frühstück und fröstelte leicht. Der Wind pfiff eiskalt um die alten Schlossmauern und nicht einmal die Kamine konnten der Kälte wirklich trotzen. Daher wunderte sie sich nicht, dass sie fror, ungeachtet ihres Wärmeproblems.
Jedoch musste sie feststellen, dass sich das Frieren immer mehr verstärkte und sie musste bereits zu Beginn der Mittagspause zu Snape gehen, obwohl sie nach der Pause bei ihm Unterricht hatte. Aber sie hielt es nicht mehr aus: Ihr Körper zitterte immer unkontrollierter und ihre Zähne schlugen schmerzhaft aufeinander. Ihre Freunde hatte sie mit der Ausrede beruhigt, sich wärmer anziehen zu gehen.
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Memento Vivere [Eine Sevmione Fanfiction]
FanfictionPairing: HG/SS Memento Vivere - Gedenke zu leben. Hermine stürzt sich nach der gewonnenen Schlacht voller Eifer in die Vorbereitungen ihres Abschlusses, bis ein gewisser Tränkemeister mit einem nächtlichen Ausflug ihren gut koordinierten Tagesplan...