Das Bündnis der Schatten

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Der Wald um sie herum lebt und atmet, ein unheimlicher Ort. Jedes Geräusch, so scheint es, ist ein Echo drohender Gefahr. Ciaphas Cain spürt, wie seine Hände wieder einmal vertraut zu  Kribbeln beginnen und seine Nackenhaare sich aufstellen. Die Tanither und die Valhallaner mustern sich immer noch etwas misstrauisch. Gaunt, immer der Taktiker, zögert nicht, ihre Lage zu erklären, „Wir haben Berichte, dass eine Ork-Patrouille sich in unserer Nähe aufhält, Kommissar Cain. Ich schlage vor, wir setzen unseren Weg gemeinsam fort, bis wir nicht mehr in feindlichem Gebiet sind." Seine Stimme klingt entschieden, doch Cain erkennt einen Hauch von Wehmut darin. Eine Erinnerung an eine Zeit, in der solche Bündnisse nicht notwendig waren. Seine Erleichterung lässt der erfahrene Lügner sich nicht anmerken, „Eine ausgezeichnete Idee, Kommissar-Oberst. Zwei Einheiten sind besser als eine." Er macht eine theatralische Geste, um die Richtung zu weisen, wobei er insgeheim hofft, dass Gaunt und seine verhüllten Soldaten die Hauptlast des Kampfes tragen würden, falls es dazu kommt.

Korbeks Lächeln ist fast breiter, als sein Gesicht, „Ich wusste, dass heute ein besonderer Tag wird." Rawne schnaubt abfällig, während Larkin, der verrückte Scharfschütze, mit unruhigen Augen den Waldrand absucht, als ob er bereits die ersten Grünhäute im Visier hätte.


Sie bewegen sich vorwärts, Cain und sein ungewaschener Adjutant inmitten ihrer Einheit und  flankiert von den lautlosen Schatten Taniths. Seine Ohren zucken bei jedem Geräusch, während Jurgen ungerührt wie immer neben ihm, den Melter im Anschlag.
„Die Tanither sind... anders, oder?", murmelt Cain zu Jurgen, nur um von einem Blick Gaunts unterbrochen zu werden, der scheinbar jedes Wort aufschgeschnappt hat, „Sie sind Überlebenskünstler", antwortet Gaunt beiläufig, ohne seinen Blick von den Bäumen abzuwenden, „Jeder von ihnen kennt das Flüstern des Waldes, als wäre er darin geboren worden."

Plötzlich zuckt ein Ruf durch die Reihen. Korbeks raue Stimme schallt: „Feindkontakt voraus!" Sofort verwandelt sich die Einheit der Geister in eine Maschine der Verteidigung. Lasergewehre werden gezückt. Larkin nimmt seine Position ein, sein Gewehr fixiert auf einen Feind, den nur er sehen kann. Cain fühlt sein Herz bis in die Kehle schlagen, seine Hände jetzt unangenehm pochend, doch seine Maske des gelassenen Kommissars hält er aufrecht, als wäre es das normalste im Universum.
Ein lautes, markerschütterndes Gebrüll hallt durch die Lichtung, als eine Gruppe von Orks, wild brüllend, aus dem Unterholz springt. Ihre klobigen  Waffen glitzern im düsteren Licht, während sie auf die Menschenschar zustürmen.

„Feuer frei!" ruft Gaunt mit erhobener Boltpistole, und ein orchestrierter Sturm von Lasergewehrschüssen setzt ein. Cain zieht sein Kettenschwert, richtet seine Laserpistole auf die unaufhaltsam auf sie zustürmende grüne Masse und beginnt sogleich auch zu feuern. Seine Einheit grünhautverachtender Valhallaner tut es ihm gleich und der Wald wird sogleich von einem unaufhaltsamen Leuchten erhellt, als die vereinten Kräfte des Ersten und Einzigen und des 597. Valhallanischen auf die Grünhäute niedergehen. Jurgen setzt seinen Melter an und feuert eine beachtliche Salve in Richtung der wütenden Feinde. Der Geruch verbrannten Fleisches mischt sich mit dem scharfen Metallgeruch der Energieentladungen.

Cain versucht, seine Aufregung und den Schweiß zu ignorieren, während er Gaunt beobachtet, wie er mit stoischer Entschlossenheit Befehle gibt und sein Kettenschwert in einem eleganten Schwung zieht. Die Tanither scheinen sich wie ein Fluss um ihn zu bewegen, der Hindernisse umfließt und sie gleichzeitig zerschmettert.

„Wir halten sie!", schreit Korbek triumphierend, doch in seiner Stimme liegt die unerschütterliche Wachsamkeit eines Soldaten, der wusste, dass der Tod jederzeit zuschlagen kann. Rawne hat bereits einen der führenden Orks, zu erkennen daran, dass dieses Exemplar größer und gemeiner aussieht, als die anderen seiner Spezies, mit einem präzisen Schuss erledigt, und Larkin hält eine Position, die ihm eine perfekte Sicht auf weitere Angreifer bietet, die noch zu weit weg sind, um sie mit einem herkömmlichen Lasergewehr zu erfassen.

Cain schießt erneut, sein Blick trifft auf den Gaunts, und für einen Moment erkennen sie sich,  zwei Männer, auf der Suche nach Ordnung in einem Universum des Wahnsinns. Eine stumme Einigung, ein stiller Respekt.

Wenige Augenblicke später fällt auch der letzte Ork durch einen gut gesetzten Schusses aus Cains Pistole, der sich aus unbegreiflichen Gründen nur wenige Zentimeter von dem brüllenden Ungetüm entfernt wiederfindet. 

Cain atmet tief durch, während sein Adjutant in dessen unfassbarer Gelassenheit lächelnd sagt: „Ein guter Schuss, Sir.", „Danke, Jurgen." Sofort fangen die Valhallaner an, die toten Grünhäute aufzustapeln und zwei der Valhallaner mit Flammenwerfern eröffneten das Feuer auf den Berg aus Leichen.  „Die einzige Möglichkeit, sie endgültig loszuwerden.", erklärt Jurgen den staunenden Tanithern, die bisher nur wenige Begegnungen mit Orks zu verzeichnen haben. Ein neu gewonnener gegenseitiger Respekt für das Wissen und Können der verschiedenen Regimenter ist deutlich zu spüren.

Gaunt streckt Cain seine Hand entgegen, ein dünnes Lächeln auf seien Lippen, „Ihr macht eurem Ruf alle Ehre, Kommissar. Auf diesem imperatorverlassenen Planeten ist es gut zu wissen, einen so furchtlosen Verbündeten zu haben.", er scheint es ernst zu meinen. Cain schüttelt seine Hand, ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen. „Wie ich schon sagte, ich mache nur meine Arbeit. Nichts Besonderes.", Bescheidenheit kommt immer gut an, wenn man seinen Ruf aufrecht erhalten will. Das weiß der Held des Imperiums besser, als jeder andere.

Die Schreie einer weiteren Spähertruppe der Orks hallt durch den Wald. Die Grünhäute scheinen das Gefecht gehört zu haben und sind auf dem Weg, auch etwas Spaß zu haben. Die zwei Einheiten machen sich bereit, Gaunt und seine Geister schwärmen aus, wie Wölfe auf der Jagd. Bis zum Abend würden sie noch einige Kämpfe durchstehen müssen. Cain rückt mit seiner Einheit vor, ganz vorne um den Schein des unerschütterlichen Anführers zu wahren. Jurgen wie immer an seiner Seite.

Im Schatten der SterneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt