Die Nacht umhüllt das Lager in dichten Nebelschleiern. Die leisen Geräusche der Soldaten, die für die Nacht Wache halten und das Knistern der Feuer schaffen ein Gefühl der Normalität, das sich wie ein Schutzschild anfühlt. Cain und Gaunt sitzen Seite an Seite, und der Moment der Ruhe dehnt sich aus, ein willkommener Kontrast zu den Schrecken und Pflichten, die sie beide täglich zu stemmen hatten.
Cain blickt zur Seite, seine Augen gleiten über Gaunts Gesicht, welches von den Flammen leicht beleuchtet wird. Die Züge des Kommissar-Oberst sind scharf und kantig, gezeichnet von Jahren des Kampfes und der Verantwortung. Doch in seinen Augen liegt eine Wärme, die den anderen überrascht. Eine seltene, fast vergessene Regung durchflutet ihn, etwas, das er sich nie erlaubt hatte, zu spüren: Sehnsucht.
Gaunt spürt den Blick des kleineren Kommissars auf sich ruhen und hält inne. Ein sanftes Lächeln, dem ein Hauch von Trauer und Verständnis innewohnt, zeichnet sich auf seinem Gesicht ab, „Es ist lange her, seit wir uns erlaubt haben, einfach nur Menschen zu sein, nicht wahr?", seine Stimme war ein Flüstern, das nur für Cain bestimmt zu sein scheint.
Cain fühlt seine Haltung nachlassen, die Maske des sorglosen Helden, die er immer trägt, mit einem Mal zerfallen, „Zu lange, denke ich", er bemerkt, dass seine Hände zittern, was er schnell unterdrückt, als Gaunts Finger sie sachte berühren.
Der Kontakt scheint klein, beinahe beiläufig, doch in der Dunkelheit und dem Schweigen des Lagers ist es alles. Das Herz des Helden droht aus seiner Brust zu springen, als Ibram Gaunt sich ein wenig näher zu ihm lehnt, seine Augen suchend, fragend. Es war ein Angebot, kein Zwang, und Cain weiß, dass das, was passieren wird allein an ihm liegt.
Er lässt sich darauf ein, schließt seine Augen und spürt, wie sich die Distanz zwischen ihnen auflöst. Der Atem des größeren ist warm auf seiner Haut, und ihre Lippen treffen in einem zögernden, aber bedeutungsvollen Kuss aufeinander. Der Kuss ist weder hastig noch erzwungen, sondern voller Verständnis und Versprechen. Ein Kuss, der inmitten der Grausamkeiten des Krieges Trost spendet und für einen Augenblick alle Sorgen vertreibt.
Der Moment dauert an, ein winziger Funken von Wärme in einer kalten, erbarmungslosen Welt. Als sie sich trennen, liegt Gaunts Hand noch immer auf Cains Wange, seine Augen suchen nach einer Bestätigung, die in Cains scheuem, aber ehrlichen Lächeln zu finden ist.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich das hier finde", sagt Cain leise, ein seltener Hauch von Verletzlichkeit in seiner Stimme. Jurgen, der neben ihnen immer noch schnarchte, hat eine vertraut beruhigende Wirkung auf ihn, eine stumme Erinnerung daran, dass die Welt zwar dieselbe ist, aber dieser Moment ihnen gehört.
Gaunt nickt langsam. „Wir nehmen uns, was wir können, Cain. Vielleicht ist das alles, was wir haben.", „Aber es ist genug.", ein wortloses Einverständnis macht sich zwischen ihnen breit.
Der Lärm des Waldes verstummt in Cains Ohren, und er lehnt sich an Gaunt, genießt die Stille, die nicht mit Pflicht oder Überleben gefüllt ist, sondern mit dem Wissen, dass er inmitten von Chaos und Dunkelheit etwas gefunden hat, das ihn an einen besseren Tag erinnern würde.
Der Krieg würde kommen, und die Schatten würden tiefer werden. Aber in dieser Nacht, unter dem Schutz der Sterne, scheint es fast so, als könnte das Imperium für einen Moment aufatmen.
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Im Schatten der Sterne
FanfictionKommissar Ciaphas Cain, der berühmte Held des Imperiums trifft auf Ibram Gaunt, den Kommissar-Oberst des Ersten und Einzigen Tanith. Das hier ist eine kurze Geschichte, wie eine Begegnung zwischen den beiden aussehen könnte, hätten sie in der glei...