Kapitel 3

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Am Sonntagnachmittag bin ich mit der Clique am Strand verabredet. Denn auch wenn die Ferien vorbei sind, ist es der Sommer noch lange nicht. Die Sonne brutzelt unaufhörlich und nur der leichte Wind, der über den Strand fegt, lässt es einen hier aushalten. Savanna und Charlie liegen bereits auf ihren Handtüchern und lassen sich bräunen. Mona und Ricky treffen gleichzeitig mit mir ein und wir machen es uns im heißen Sand auf einer großen Decke gemütlich.

„Na, das war ja nicht gerade dein Abend gestern" kommt es belustigend aus Charlies Mund.

Ich werfe ihm einen bösen Blick zu und er merkt sofort, dass ich heute nicht zu Scherzen aufgelegt bin. Besänftigend hebt er die Hände und sagt „Sorry Alter, war nicht so gemeint."

Plötzlich spüre ich etwas Kaltes, gefolgt von zwei warmen Händen auf meinem Rücken.

„Deine Schultern sind jetzt schon rot, du musst dich echt besser eincremen Junge" kommt es mit ermahnender, mütterlicher Stimme aus Monas Mund.

„Ja Mum" erwidere ich genervt. „Aber wenn du schon dabei bist, ich bin echt verspannt."

Ich recke mit schmerzverzerrter Miene meine Hals und Mona beginnt schmunzelnd mit einer kleinen Massage. Ich genieße ihre sanften Hände, die mit genau dem richtigen Druck über meinen Nacken, meine Schultern und meinen Rücken fahren. Das ist etwas, wofür ich die Pärchen um mich herum doch etwas beneide. Ich bin zwar in der Lage die meisten meiner Gelüste mit One-Night-Stands zu befriedigen, aber so eine entspannende Massage bekomme ich in der Regel nicht. Nachdem Mona meinen Rücken ein paar Minuten bearbeitet hat, kommt ein Eisverkäufer an unserem Platz vorbei und wir gönnen uns alle eine kleine Abkühlung.

„Kommt Emily eigentlich auch noch" frage ich beiläufig, während ich an meinem Eis lecke.

„Nein, sie kann heute nicht" sagt Mona mit einem gewissen Unterton in der Stimme, der mir nicht entgeht.

Es würde mich echt interessieren, was Emily ihr gestern Nacht im Bad über die Schranknummer erzählt hat. Daher erkläre ich mich sofort bereit, mit Mona auf unsere Sachen aufzupassen, als die anderen ins Wasser wollen. Kaum sind sie allerdings außer Hörweite, reißt Mona das Wort an sich.

„Was ist gestern im Schrank passiert" funkelt sie mich ein wenig böse an.

Entgeistert starre ich sie an.

„Was hat dir Emily erzählt?"

„Ja eben nichts, daher möchte ich von dir wissen, was passiert ist. Sie hat nur geweint und wollte nicht darüber reden."

Ich fühle wie Wut in mir aufsteigt. Was denkt Mona was ich getan habe.

„Ich sag dir was passiert ist....gar nichts ist passiert. Sie hat sich schon ins Höschen gemacht, als ich die Tür hinter uns geschlossen habe."

Mona sieht mich prüfend an, als würde sie überlegen, ob sie mir das glauben kann.

„Glaubst du mir etwa nicht" kommt es wütend aus meinem Mund. „Sie hat gezittert Mona, sie hatte Panik und ich habe versucht sie zu beruhigen. Dann hab ich sie um ihren Lippenstift gebeten und wir haben uns beide damit vollgeschmiert. Ich wollte, dass keiner merkt was für ein Angsthase sie ist. Aber als dann die Tür nicht aufging hat sie angefangen zu weinen. Ich hab ihr gesagt, dass sie keine Angst haben braucht und sie uns gleich rauslassen, aber sie war total aufgelöst. Den Rest der Geschichte kennst du ja."

„Sorry Liam, tut mir leid. Natürlich glaube ich dir. Es ist nur....normalerweise kommen die Mädels immer freudestrahlend mit dir aus dem Schrank oder von wo auch immer. Ich wusste nicht, was ich davon halten soll".

„Ich weiß auch nicht, warum sie so eine Angst hatte, irgendetwas stimmt mit ihr nicht."

„Das Gefühl hab ich so langsam auch. Ich musste sie regelrecht überreden mit auf die Party zu kommen. Ich musste ihr versprechen, dass Savanna und ich sie den ganzen Abend nicht alleine lassen. Dann kam sie auch noch mit ihren normalen Schulklamotten bei Charlie an und ich musste ihr erst mal ein Kleid von mir leihen. Sie ist echt ein wenig seltsam. Aber wenn ich ungestört mit ihr bin, dann ist sie total süß und ich kann richtig gut mit ihr quatschen. Wusstest du, dass sie ein totaler Filmfreak ist? Ihr ganzes Zimmer soll voller Filmposter sein und sie hat so gut wie jeden Film im Kino gesehen."

Bis du keine Angst mehr hastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt