Kapitel 11

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Wenn Madame Pince davon überrascht war, dass ich in meiner abendlichen Freizeit nach einer Schullektüre verlangte (so kurz vor der Bibliothek Schließung), zeigte sie es nicht. "Ja natürlich. Ich habe so gut wie für jedes Thema ein Buch." Madame Pince lächelte erwartungsvoll. "Wollen sie es denn für längere Zeit ausleihen oder nur kurz für das Projekt drin stöbern? Dann würde es mir nämlich nichts ausmachen, ein paar Minuten zu überziehen."

Ich lächelte die nette Frau an. "Wenn es Ihnen wirklich nichts ausmacht? Sie würden mir das Leben retten," sagte ich und dachte mir innerlich, dass sie ja keine Ahnung hatte, wie ernst ich diesen Satz meinte. Sie winkte nur ab und führte mich zu dem eben erwähnten Buch über Verschluss und Enthüllungszauber.

"Ich brauche eigentlich nur den Zauberspruch mit der jeweiligen Ausführung," erklärte ich, in der Hoffnung den Such Prozess zu beschleunigen. Madame Pince kniff ihre Augen leicht zusammen. "In welchem Jahrgang sind sie denn? Dieser Zauber ist recht schwierig, die Lehrkräfte rasen ja wieder durch den Schulstoff. Wie sollen Schüler denn da noch mitkommen-", regte sich die Dame auf.

Ich grinste in mich hinein und antwortete ihr nicht.

Endlich waren wir bei einem der Buchregale angekommen und sie flüsterte den Beschwörungszauber "Accio", während sie ihren Zauberstab auf das Buch richtete. Ich warf einen nervösen Blick nach draußen. Es wurde langsam dunkel und viel Zeit in Riddles Buch zu stöbern blieb mir nicht. Scheiße. Um Himmels Willen, ich hoffe das Buch ist nicht dick, flehte ich.
Das Buch war dick. Es war ein Wälzer mit allen möglichen Zaubersprüchen und geschichtlichen Hintergründen zu dem Thema Enthüllung. Bei Merlins Bart-

Zum Glück, hat Madame Pince wohl meine Eile bemerkt und ich ging davon aus, dass sie selber keine Interesse an Überstunden hatte, denn sie suchte mir sofort die gesuchte Seite mit dem Zauberspruch heraus. Sie lächelte mich an. "Bitte sehr, hier sollte alles notwendige für sie drin stehen. Ich werde mich langsam auf den Weg machen, bitte stellen sie das Buch wieder sorgfältig zurück, wenn sie fertig sind." Ich nickte und bedankte mich. Dann wandte ich mich dem Buch zu.

Ich laß: „Der Aufdeckzauber (Aparecium) wird unsichtbare Tinte und Nachrichten aufdecken, die magisch bewirkt wurden. Tippe einfach auf ein Buch oder Pergament mit deinem Zauberstab und jegliche versteckte Nachricht wird sich zeigen. Dieser Zauberspruch ist mehr als ausreichend, um die einfachen tarnenden Zauber zu überwinden, deswegen ist er besonders beliebt bei Lehrern und Eltern gleichermaßen.“— Miranda Habicht, Buch der Zaubersprüche

Ich studierte die Handbewegung ein. Sie war eigentlich recht einfach. Zwei Wellenförmige Bewegungen mit der Hand und dann eine gerade Linie. Schnell klappte ich das Buch zu, legte es zurück und rannte aus der Bibliothek in Richtung des Slytherin Gemeinschaftsraumes. Ich atmete schwer, als ich durch die ganzen Korridore rannte. Ich sah bestimmt irre aus. Aber es war mir egal, ich musste dieses Buch lesen.

Erleichtert schnappte ich nach Luft, als ich endlich im Gemeinschaftsraum ankam. Doch kaum strömte wieder Luft in meine Lungen, wartete die nächste böse Überraschung auf mich. Ich erstarrte, als ich nur wenige Meter vor mir Tom Riddle sah. Seine Augen strahlten eine solche eisige Kälte aus, dass ich plötzlich das Gefühl bekam, im Raum wäre es mindestens um zehn Grad kälter geworden.

Er stand aufrecht da und in seiner rechten Hand lag sein Zauberstab. Eibenholz und Phönixfeder. 13 einhalb Zoll.  Er hielt ihn mit einer solch sanften Bedrohung, dass es fast unschuldig wirkte. Als würde er ihn nur halten. Doch der Anblick täuschte. Seinem Blick nach, war er bereit zu töten. Und sein Opfer wäre Abraxas Malfoy, der ihn eingeschüchtert ansah. Ich versteckte mich hinter einer Säule des Raumes, in der Hoffnung das mich keiner der beiden gesehen hatte.

Langsam linste ich hervor. "Hatte ich mich nicht deutlich ausgedrückt, als ich sagte niemand soll mir folgen?" zischte er. Abraxas schluckte. "Mein Lord, es ist doch nur ein Buch..-" Ich wusste nicht, ob ich es mir eingebildet hatte, aber seine Augen flackerten rot auf. Mein Herz pochte. Hatte Abraxas ihn gerade Mein Lord genannt?? Aber das würde heißen, dass ich zu spät war oder? Er hatte bereits seinen Zirkel von auserwählten Todessern. Er hatte bereits einen Namen. Er war bereits ein Mörder.

Ich schluckte meine Wut über meine eigene Naivität hinunter. Natürlich hatte er einen Plan. Natürlich hatte er ja irgendwann anfangen müssen sein Imperium aufzubauen. Ich weiß nicht, warum ich angenommen hatte, Lord Voldemort sei eines Tages einfach so aufgewacht und hatte beschlossen, ein schwarzer Magier zu werden. Ich war so dumm. So verdammt naiv. Wen hatte er wohl als aller erstes umgebracht? Wer war sein erstes Opfer? Und warum?

Mich schauderte es. Ich konnte mir nicht vorstellen das Tom Riddle einen anderen Menschen umgebracht hatte. Es mag vielleicht absurd klingen, aber bei Lord Voldemort ist es einfach, dass so hinzunehmen. Voldemort sieht aus als würde er das Böse verkörpern, als wäre er das Böse selbst. Er war ein kahlköpfiger Mann, mit Schlitzen statt einer Nase und besaß glühende rote Augen. Voldemort sah aus wie jemand der Menschen umbrachte. Aber Riddle? Tom Riddle?

Er war ein sehr attraktiver junger Mann. Mit seinen lockigen, dunklen Haaren, den grünen Augen und dem charmanten Lächeln, das nie seine Augen erreichte. Er wirkte oft geheimnisvoll und kalt. Verschlossen und in sich gekehrt. Als verbringe er mehr Zeit in seinem Kopf, als in der Realität. Aber er sah nicht aus wie ein Mörder. Jedenfalls nicht, wenn man auf seinen Charm hineinfiel. Doch warum arbeitete Abraxas mit ihm zusammen? Was würde Malfoy dadurch gwinnen?

"Schweig Abraxas! Es ist nicht nur ein Buch" sagte Riddle abfällig. "Es ist äußerst wichtig, dass ich es zurückbekomme. Wenn nicht-" Riddle grinste ein abscheuliches, kaltes grinsen. "Frag doch Dolohov wie es ihm nach unserem letzten Zusammentreffen erging." Abraxas erbleichte. "Du würdest nicht wirklich den Cuciatus Fluch an deinem ältesten Freund ausüben, oder Tom?" Nun war ich mir wirklich sicher, ein rotes aufblitzen seiner Augen gesehen zu haben. Eine Gänsehaut überzog mich. "Wie hast du mich gerade genannt?" fragte Tom leise. "Tut mir leid, mein Lord. Alte Gewohnheit." murmlete Malfoy. Riddle sah in kalt an.

"Dann solltest du sie dir schnell abgewöhnen." Riddle wandte sich zum gehen. Doch dann hielt er inne und drehte seinen Kopf in Abraxas Richtung. "Ah und Abraxas- ich werde an jedem den Cruciatus ausüben, der mir in die Quere kommt. Wenn es überhaupt nur bei diesem Fluch bleibt." Stille legte sich über den Raum. "Sieh zu das du das Buch findest. Und ich erwarte einen Bericht bis Ende dieser Woche über deine Aufgabe." Abraxas nickt und Riddle verschwand in seinen Turm.

Ich atmete schwer hinter der großen Säule und konnte gerade nicht glauben, was ich gehört hatte. Es waren zu viele Informationen. Abraxas arbeitete eng mit Riddle zusammen? Sie waren alte Freunde?? Riddle folterte sein Fußvolk? Er hatte bereits jemanden getötet? Wer war es? Und was für eine Aufgabe hatte Abraxas Malfoy? Und wie zum Teufel sollte ich jetzt das Buch zurückbringen, wenn ich es gelesen hatte? Sollte ich es überhaupt zurückbringen? Mein Kopf schwirrte von all den Fragen und mir wurde schwindelig.

Wie sollte ich das alles alleine schaffen? Wie sollte ich Tom Riddle davon abhalten ein Mörder zu werden, wenn er schon einer war? Wie sollte ich einen Mörder aufhalten ohne selbst einer zu werden?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 17 ⏰

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Under Control // Tom Riddle x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt