Kapitel 9

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Nach unserem Zusammenstoß vor einigen Tagen in der Bibliothek, war alles anders. Wir wollten einander beweisen, dass der andere etwas vor hatte. Etwas, was einen von uns in Schwierigkeiten bringen würde. Nur wusste Riddle eins nicht- ich hatte einen riesigen Vorteil, ich wusste schließlich schon längst, was hier passierte.

Ginny hatte mir erzählt was damals in der Kammer des Schreckens geschehen ist und ich weiß genau, dass er der Grund ist, warum Hagrid rausgeworfen wurde. Riddle hatte den Basilisken beauftragt Muggelstämmige umzubringen- beziehungsweise befahl er es ihm meines Wissens nach im Moment. Und dann hat er Hagrid für alle Morde verantwortlich gemacht.

Glücklicherweise hatte Dumbledore natürlich Riddle nie geglaubt. Und so durfte Hagrid auf dem Hogwarts Gelände bleiben. Wenn ich schon an Riddles Taten dachte, wurde mir übel. Er konnte sich wirklich einen stolzen Slytherin nennen. Eine hinterlistige, manipulative Schlange. Selbst seine Augenfarbe glich der einer Schlange. 

Doch ich konnte nicht einfach so herum posaunen, dass ich all diese Informationen hatte. Ich musste es clever angehen. Und obwohl Tom Riddle nun ja- Tom Riddle war, hinterlistig, arrogant, eiskalt und überdurchschnittlich intelligent.. war er eben trotzdem nur ein Mann.

Und genau das war der Grund, warum ich heute etwas anderes trug, als normalerweise. Normalerweise würde ich die Schuluniform tragen müssen und über dieser meinen Slytherin Umhang. Doch nicht am Wochenende. Am Wochenende hatte ich die Qual der Wahl und mir stand frei, selbst über meine Garderobe zu entscheiden.

Trotzdem musste ich mir bewusste machen, dass es nicht zu sehr auffallen durfte. Denn hier, in dieser Zeit war ich nur ein Gast. Und ich musste nach der Regel dieser Zeit spielen, wenn ich lebend sowie erfolgreich herauskommen wollte. Und gerade in dieser Zeit, konnte ich als Mädchen keine zu freizügigen Kleider tragen. Es gehörte sich nicht.

Der Gedanke ekelte mich im höchsten Maße an. Meiner Meinung nach, sollte jeder anziehen können und dürfen was die Person will. Aber nun ja, ich durfte nicht auffallen und diese Meinung wurde im Jahre 1944 leider nicht vertreten. Ich musterte mein Spiegelbild ein letztes Mal, bevor ich zufrieden nickte und mein Zimmer verließ.

Der schwarze Rock lag wie es sich gehörte über den Knieen und die weiße Bluse schmeichelte meiner Figur, gehörte aber definitiv noch in die angemessene Kategorie. Passend zu diesen Kleidern trug ich schwarze Pumps mit nicht allzu hohen Absätzen und etwas höhere, weiße Socken.

Als ich mein Zimmer verließ und durch die Hallen lief, bemerkte ich ein paar anerkennende Blicke, aber sonst schien sich niemand an dem Kleidungsstil zu stören. Ich suchte mit meinen Blicken nach ihm. Wo steckst du, Riddle? Das Mittagessen war schon längst vorbei und bis auf ein paar Menschen war die große Halle leer. Hoffentlich war er nicht auf seinem Zimmer. Ich hätte sonst keine Chance. Doch ich habe Riddle die letzte Zeit ausführlich beobachtet.

Oh nein, er war sicher nicht auf seinem Zimmer. Das hier war die Uhrzeit, um die er sich so geheimnistuerisch verzog. Eine Idee tauchte in meinem Kopf auf. Natürlich! Die Kammer! Wieso war mir das nicht früher eingefallen? Eilig machte ich mich auf den Weg zu den Jungs Toiletten. Und ja, ich realisierte wie bescheuert es sich anhörte.

Als ich in der Nähe war, legte ich einen abrupten Stopp ein. Was soll ich eigentlich machen? So richtig hatte ich das ja nicht durchdacht? Was, wenn er gar nicht da drin ist? Wie erkläre ich dann meinen Aufenthalt auf dem Jungs Klo? Und falls er doch drin war? Ihn aufhalten könnte ich niemals. Er war gefährlich und er hatte einen verdammten Basilisken bei sich. Ihn zur Rede zu stellen kam mir wie eine Selbstmordmission vor.

Mir wurde heiß und kalt, als ich an die Erzählungen Ginnys dachte. An die Monstergleiche Schlange. Ich hatte keine Chance. Bei Merlins Unterwäsche! Hätte Dumbledore bitte etwas mehr hilfreich sein können? Ich schluckte und wusste nicht, wie ich vorgehen sollte. Rein gehen und mein Leben riskieren oder umdrehen?

Ich schloss für einen kurzen Moment meine Augen. Dann gab ich mir einen Ruck und setzte einen Fuß vor den anderen. Was bei Merlin tat ich nur? Ich spähte um die Ecke, um meine Anwesenheit nicht sofort Preis zu geben. Mein Herz setzte kurz aus, als ich ihn sah. Da stand er vor diesem einen, bestimmten Waschbecken. Sein Gesicht konnte ich zum Teil in dem Spiegel ausmachen. Seine Augen geschlossen, er schien konzentriert und murmelte vor sich hin.

Auf einmal zischte er wie eine Schlange. Nein, er zischte nicht. Er sprach. Es klang wie eine unbekannte Sprache. Er klang wie eine Schlange. Ich schluckte wieder. Das musste Prasel sein. Es war unheimlich. Es erklang ein quietschen und das Becken verschob sich. Auf Riddles Lippen bildete sich ein dreckiges Grinsen. Eines, das durch Mark und Bein ging. Gänsehaut kroch meinen Körper hinauf. Wie sollte ich ihn bloß überlisten?

Er öffnete seine Augen und damit er mich nicht im Spiegel sah, drückte ich mich schnell gegen die andere Seite der Wand. Er schien mich nicht bemerkt zu haben. Ich konnte lediglich einen Rums hören. Das Waschbecken hat sich wohl wieder an seine Ausgangsposition verschoben. Erleichtert, dass ich nicht gestorben bin sah ich wieder um die Ecke.

Alles sauber. Als wäre nie etwas passiert.

Es war unglaublich. Wie lange er wohl drin bleiben würde? Was genau tat er da unten? Konnte er eigentlich dem Basilisken in die Augen sehen ohne zu Stein zu werden? Wieso hatte er so eine Abneigung den Muggelstämmigen gegenüber? Ich brauchte frische Luft. Und Wasser. Ich konnte nicht fassen, dass das was ich grad gesehen habe tatsächlich real war.

Mit schnellen Schritten lief ich auf das Waschbecken zu, an dem der Slytherin selbst erst vor wenigen Sekunden gestanden hat. Ich drehte den Wasserhahn auf und spritze mir eine Ladung eiskaltes Wasser einfach so ins Gesicht. Ich sah in den Spiegel. Ich war ungewöhnlich blass. Mein Blick fiel auf meine Schuhe, die etwas von dem Wasser abbekommen haben.

Und dann sah ich etwas.

Eine schwarze Ecke.

Neugierig beugte ich mich runter und meine Augen weiteten sich. Es war nicht irgendein Buch. Ich erkannte es. Es war das Buch. Es war Tom Riddles Tagebuch, von dem mir Ginny erzählt hatte. Das Tagebuch, das Harry mit dem Basiliskenzahn zerstört hatte. Entweder wollte Riddle es hier lassen und hat es absichtlich dahin gelegt, um es nicht mitnehmen zu müssen. Oder er wurde nachsichtig. Er hatte es vergessen. So wie auch bei ihm, breitete sich ein Grinsen auf meinen Lippen aus.

Er ging nie ohne sein Tagebuch irgendwohin. Aber nun war er schlampig und ließ es liegen. Jeder hätte es gefunden haben können. Und Dumbledore sagte mir doch, ich muss herausfinden was genau mit ihm geschah. Es musste wohl mein Glückstag sein. Lächelnd, nahm ich es mit mir mit und ging aus den Toiletten hinaus direkt in mein Zimmer wo ich das Tagebuch sorgfältig versteckte. Ich würde es später lesen. Dann ging es in die Bibliothek.

Ich wusste, dass er spätestens heute Abend dort auftauchen würde. Bis dahin, würde ich mich mit einer Schullektüre vergnügen müssen.

Under Control // Tom Riddle x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt