Viel zu teuer

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Mit einem lauten -Ping- öffnen sich die Aufzugtüren und eine Mischung aus fröhlicher Weihnachtsmusik und dem wirren Gerede von zahlreichen Menschen schallt Meverrick entgegen. Ganz zu schweigen von der Wärme.
Er öffnet seinen dunklen Mantel, unter welchem er, wie immer, einen Anzug trägt.
Sein Blick schweift kurz durch die weihnachtlich dekorierte Mall, ehe die Stimme seiner Tochter seine Aufmerksamkeit erregt.
„Komm schon, Daddy."
Lilly zieht ihn an der Hand aus dem Aufzug und schenkt ihm ein strahlendes Lächeln.
„Vielleicht öffnest du auch deinen Mantel, es ist recht warm hier", schlägt er ihr vor.
„Gehen wir dann zu Santa Claus und kaufen Mummy ein Geschenk?", fragt Lilly und öffnet ihren roten Mantel. Darunter kommt ein dunkelblaues, mit zahlreichen Rentieren besticktes Kleid und eine kunterbunt, geringelte Strumpfhose zum vorschein. Von außen betrachtet, könnte man meinen, dass das überhaupt nicht zusammen passt, doch dass ist Lilly prinzipiell egal. Sie trägt, was ihr gefällt, was andere davon halten interessiert sie nicht. Eine Einstellung, von der Meverrick hofft, dass sie sie niemals verliert.
„Was möchtest du denn zu erst machen?"
„Erst zu Santa, bitte", antwortet Lilly ihrem Vater und hält nach den Wegweisern zum Weihnachtsdorf Ausschau.
Meverrick folgt den Blicken seiner Tochter.
„Da ist es. Da ist das Schild. Komm!"
Sie greift erneut nach seiner Hand und zieht ihn, mehr oder weniger, hinter sich her.
Am Tor des Weihnachtsdorfes bleibt sie schließlich stehen.
Lillys Augen leuchten bei den vielen bunten und leuchtenden Buden.
Sie zieht einen gefalteten Brief aus ihrer Manteltasche und sieht sich nach einem weiteren Schild um.
„Santa Claus ist dort vorn", sagt Meverrick schmunzelnd und deutet in die Richtung.
Lilly lässt daraufhin seine Hand los und läuft in die Richtung, um sich anzustellen.
Amüsiert schüttelt er den Kopf und folgt ihr.
Während er mit ihr ansteht, lässt er erneut seinen Blick schweifen.
Bis sie schließlich an der Reihe ist.
Lilly hüpft fröhlich zu Santa Claus und überreicht ihm ihren Brief.
Meverrick bleibt etwas abseits stehen und beobachtet das ganze, bis Lilly mit einer Zuckerstange in der Hand zu ihm kommt.
,,Und jetzt die Geschenke für Mum", beschließt sie.
,,Das besorge ich allein. - Was möchtest du denn deiner Mum schenken?", erkundigt er sich bei seiner Tochter.
,,Wieso willst du deine allein kaufen? Wir doch schon hier", hakt das kleine Mädchen nach und zupft die Plastikhülle von der Zuckerstange.
,,Weil,- weil ich dafür in ein Spielzeuggeschägt für Erwachsene muss."
,,Mum hat doch genug Spielzeug."
Ungläubig sieht Meverrick seine Tochter an.
,,Was?"
,,Unter ihrem Bett ist eine Kiste mit Spielzeug. Sie ist abgeschlossen, weil ich nicht damit spielen darf."
Meverrick versucht sich das Schmunzeln zu verkneifen.
,,Warum kaufst du nicht das Parfüm, was sie so toll findet, Mum aber zu teuer ist?"
,,Welches Parfüm?", möchte Meverrick wissen. Schließlich spricht nichts dagegen Sky mehr als nur ein Geschenk zu besorgen.
Mal abgesehen davon, dass sie ihm sagen wird, dass er das nicht tun muss.
,,Es ist Lila und furchtbar Teuer. Mum meinte mal, von dem Geld könnten wir zwei Wochen leben."
Mit der Erklärung kommt Meverrick nun auch nicht wirklich weiter.
,,Du weißt wie es aussieht?"
Lilly nickt, während sie in ihre Zuckerstange beißt.
,,Auch wo man es kaufen kann?"
Sie nickt erneut.
,,Gut, dann führe mich mal dahin."
Zufrieden grinsend greift Lilly nach seiner Hand und führt ihn durch die Menschenmenge zu einem kleinem Laden, am Ende der Mall.
Ein kurzer Blick reicht, damit Meverrick versteht, warum es Sky zu teuer ist. Doch für ihn spielt das keine Rolle.
Lilly geht mit ihm die schmalen Gänge entlang.
Schließlich bleibt sie stehen und deutet auf eine lila farbenden Flakon.
Meverrick greift nach der Flasche und zeigt sie seiner Tochter.
,,Genau das."
,,Gut, dann bekommt sie das."
Lilly klatscht freudig in die Hände.
,,Mum wird sich so freuen."
Lächelnd stimmt er seiner Tochter zu und geht dann mit ihr zur Kasse.
Ein kleines Vermögen leichter stehen sie schließlich wieder in der Mall.
,,Können wir noch etwas essen, bevor wir Mum abholen?", nuschelt Lilly mit dem letzten Stück der Zuckerstange im Mund.
Schmunzelnd nickt Meverrick ihr zu.
In einer kleinen Pizzeria lassen sie den Nachmittag schließlich ausklingen.

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