04 - Aufbruch ins Ungewisse

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Als Harry aus Geschäft trat, hielt er die Schachtel mit dem Zauberstab fest in den Händen. Die Worte von Mr. Ollivander hallten noch immer in seinem Kopf wider. Die Tatsache, dass sein Zauberstab eine Verbindung zu Voldemort hatte, ließ ihm einen Schauer über den Rücken laufen. Aber Harry entschied schnell, dass er es seinem Vater nicht erzählen würde. Er hatte gelernt, dass es besser war, manche Dinge für sich zu behalten, vor allem, wenn es um Themen ging, die seinen Vater verärgern könnten. Als Harry vor Madame Malkins ankam stand James bereits ungeduldig vor dem Laden, die Stirn in Falten gelegt.

»Na, hast du ihn?«, fragte er knapp, als Harry zu ihm trat.

»Ja, Sir«, antwortete Harry und nickte schüchtern. James sah nicht weiter interessiert aus und drehte sich um.

»Gut, dann müssen wir jetzt nur noch hier rein. Du brauchst deine Schuluniformen.« Er machte eine kurze Pause und fügte mit einem leichten, abschätzigen Unterton hinzu: »Aber gebrauchte Roben sollten reichen.« Harry sagte nichts dazu. Er wusste, dass sie nicht arm waren. Das Gold im Verlies der Potters bei Gringotts war mehr als genug, um neue Kleidung zu kaufen, und Harry hatte James oft genug gesehen, wie er das Gold mit einer gewissen Selbstverständlichkeit gehortet hatte. Es war nicht so, dass sie sich neue Dinge nicht leisten konnten – es war nur, dass James es nicht für notwendig hielt. Sparsamkeit war etwas, das der Mann schon immer praktiziert hatte, und das schloss Harry mit ein. Schließlich betraten sie »Madame Malkins Anzüge für alle Gelegenheiten«. Die Tür läutete leise, als sie eintraten, und eine der Verkäuferinnen kam sofort auf sie zu, mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.

»Willkommen bei Madame Malkins«, sagte sie höflich und musterte Harry mit einem neugierigen Blick. »Hogwarts-Erstausstattung, nehme ich an?« Bevor Harry antworten konnte, trat James vor und unterbrach sie knapp.

»Wir suchen gebrauchte Roben«, sagte er ohne Umschweife. Die Verkäuferin blinzelte überrascht. Ihre Miene verriet, dass sie solche Anfragen nicht oft hörte, und sie zögerte einen Moment.

»Gebrauchte Roben ...?«, wiederholte sie, als wolle sie sicherstellen, dass sie richtig verstanden hatte. James nickte ungeduldig.

»Ja, das sollte reichen. Sehen Sie mal nach, ob Sie etwas Passendes für ihn haben.«

»Natürlich«, erwiderte die Verkäuferin, nun etwas gefasster. »Ich werde nachsehen, was wir in seiner Größe vorrätig haben.« Sie warf einen kurzen, mitfühlenden Blick auf Harry, als hätte sie Mitleid mit ihm, dass er keine neuen Roben bekommen würde, bevor sie verschwand, um nach den gebrauchten Sachen zu suchen. Während sie warteten, sah Harry sich im Laden um. An den Wänden hingen die Roben in allen Farben und Schnitten, alle frisch und sauber. Der Geruch von neuem Stoff lag in der Luft, und Harry konnte nicht anders, als sich vorzustellen, wie es wäre, in neue, perfekt sitzende Kleidung gekleidet zu sein. Die Roben sahen so weich und bequem aus, und für einen Moment spürte Harry einen kleinen Stich des Neids. Es wäre schön, etwas Neues zu besitzen, etwas, das wirklich ihm gehörte. Doch er wusste, dass es keinen Sinn hatte, sich solche Gedanken zu machen. James würde keine neuen Roben für ihn kaufen. Das Gold, das er hütete, war für wichtigere Dinge reserviert – Dinge, die Harry nichts angingen. Und Harry wagte es nicht, danach zu fragen. Es war besser, einfach zu schweigen und das zu nehmen, was ihm gegeben wurde. Die Verkäuferin kam nach einer Weile mit einem Stapel dunkler Roben zurück. Sie legte sie auf den Tresen und lächelte Harry entschuldigend an.

»Diese Roben sind alle gebraucht, aber in gutem Zustand«, sagte sie freundlich. »Allerdings sind sie vermutlich etwas zu groß für dich.« Harry sah den Stapel an und bemerkte sofort, dass die Roben wirklich viel zu groß waren. Die Ärmel hingen schlaff herunter, und die Länge würde ihm wahrscheinlich bis zu den Knöcheln reichen. Aber bevor er etwas sagen konnte, fuhr die Verkäuferin fort: »Das ist kein Problem, wir können sie leicht anpassen. Es wird nicht lange dauern.« James nickte knapp.

Im Schatten des VatersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt