Kapitel 6

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Die Tränen stiegen mir in die Augen, und allmählich fand ich zurück in die Realität. Ich hatte mich tatsächlich von einem Mann fingern lassen - von einem Mann, der mich fast meinen Traumjob gekostet hätte. Wegen ihm konnte ich mir jede Hoffnung auf die Beförderung abschminken.

„Was willst du von mir?", fragte ich mit zitternder Stimme und versuchte, die Wut in mir zu bändigen. „Was fällt dir ein, dich als mein Kunde auszugeben? Glaubst du, das hier ist alles ein verdammter Scherz? Warum ich? Ruinier doch ein anderes Leben!"

Ich stieß ihn von mir weg, musterte ihn angewidert. Seine Lippen verzogen sich zu einem leichten, gleichgültigen Lächeln. „Wer sagt, dass ich mich als dein Kunde ausgebe?"

„Ach ja? Also war das alles geplant?" Meine Stimme überschlug sich fast. „Wusstest du die ganze Zeit, wo ich arbeite? Was zur Hölle bist du eigentlich? Ein krankes Psychopathenschwein?"

Er zuckte nur mit den Schultern. „Du hast mich nie gefragt, was ich mache." Als wäre das hier das Normalste der Welt.

„Weißt du was?" Ich schnaubte verächtlich und richtete meinen Rock. „Das hier war das Letzte, was du dir von mir erträumen kannst. Versuch ruhig, meine Karriere zu ruinieren - viel Glück dabei. Aber eins sage ich dir: Das hier ist nie passiert. Und du wirst mich nie wieder anfassen!"

Stampfend entfernte ich mich von seinem protzigen Luxuswagen, während die Wut in mir brodelte. Kaum hatte ich die Straße erreicht, hörte ich das laute Schnurren seines V8-Motors. Er bretterte an mir vorbei, viel zu schnell, und ich fragte mich, ob das sein Ausdruck von Wut oder einfach pure Angeberei war.

Was für ein Arschloch. Wie hatte ich mich auf jemanden wie ihn einlassen können? Wie konnte ich mich nur von ihm anfassen lassen?

Ich stieg in den Bus, mein Blick leer in die glitzernden Lichter der Nacht gerichtet. Mein Körper schrie nach Schlaf, doch mein Herz raste. Alles, was ich wollte, war nach Hause zu kommen und diesen Kerl aus meinem Kopf zu verbannen.

Zu Hause angekommen, ließ ich meine Schlüssel achtlos aufs Sofa fallen, meine Jacke landete auf dem Boden. Ich warf mich auf die Couch und klappte mein MacBook auf. In meinem Postfach leuchtete eine neue Mail von meinem Chef auf. Betreff: „Meeting-Feedback." Mein Magen zog sich zusammen, und ich klickte mit bebenden Fingern auf die Nachricht.

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Guten Abend, Katy,

ich denke, wir sind uns einig, dass das Meeting alles andere als erfolgreich verlief. Ich habe die Hand dafür ins Feuer gelegt, dass Sie diese Herausforderung meistern, auch wenn der Großkunde ein schwieriger Fall ist. Der neue Vertreter des Konzerns war auch mir unbekannt - doch das hätte Sie nicht zurückhalten dürfen.

Ich habe einen neuen Termin angesetzt und gebe Ihnen eine zweite Chance, sich zu beweisen. Das wird jedoch Ihre letzte sein. Das bedeutet, dass Sie Ihr Projekt bis morgen vollständig neu aufsetzen müssen. Mir ist bewusst, dass dies eine Herausforderung ist, doch Sie wollten den Posten als Abteilungsleiterin. Andernfalls sehe ich mich gezwungen, den Platz neu zu besetzen.

Komm morgen früh in mein Büro und teilen Sie mir Ihre Entscheidung mit.

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Verdammt. Ein Kloß stieg mir in die Kehle, und die Panik packte mich. Ich hatte keine Ersatzpräsentation, nichts in der Hinterhand. Es war schlichtweg unmöglich, bis morgen ein neues Konzept aus dem Boden zu stampfen. Die Verzweiflung überrollte mich, und Tränen brannten in meinen Augen.

Ich hatte so lange auf diese Beförderung gewartet, und nun stand alles auf der Kippe - wegen eines kranken Mistkerls, den ich auch noch eine Stunde zuvor an mich rangelassen hatte. Ich vergrub das Gesicht im Sofakissen und schluchzte leise. Ich wollte diesen Job so sehr, doch zeitlich war es einfach nicht machbar. Ich würde wie ein Zombie zur Arbeit erscheinen. Und was, wenn John wieder dort auftauchte?

In diesem Moment wurde mir klar, dass ich Angst vor ihm hatte. Echte, kalte Angst. Das Gefühl von vorhin kroch in meine Gedanken zurück, und ein seltsames, prickelndes Kribbeln begann sich in mir auszubreiten. Wie krank. Bin ich krank? Wie konnte mich dieser Mann erregen? Nichts an ihm ist gut - er zerstört mein Leben und macht daraus noch ein Spiel.

Ich griff nach der Whiskeyflasche, schenkte mir ein volles Glas ein und trank in großen Schlucken. Die brennende Flüssigkeit breitete sich in meiner Kehle aus und beruhigte mein pochendes Herz - wenigstens ein bisschen. Dann öffnete ich meinen Laptop und starrte auf meine alte Präsentation. Nach vier Gläsern Whiskey kam mir eine Idee. Ein winziges Licht in dieser scheiß Dunkelheit, ein Gedanke, der mir eine Chance geben könnte.

4:37 Uhr. Mein Wecker würde in zwei Stunden klingeln. Doch das hielt mich nicht auf. Die Nacht wurde zu einem endlosen Schleier aus Koffein und brennenden Augen, doch ich biss die Zähne zusammen. Ich hatte es fast geschafft, und die Gewissheit, dass ich noch einen Trumpf in der Hand hatte, trieb mich weiter.

Du hattest vielleicht körperlich Macht über mich, John, und seelisch hast du deine Spuren hinterlassen - aber meinen Verstand bekommst du nicht klein. Morgen werde ich dich mit deinen eigenen Waffen schlagen. Stell dich warm an, John.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 10 ⏰

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